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San Francisco, den 22.12.2012
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Abbildung [1]: Mein Arbeitskollege Dave bei Yahoo toastet sein Mittags-Toastbrot bis es schwarz wird.

Michael Ein feines Steak schmeckt gleich viel intensiver, wenn ein feuriger Grill die Oberfläche leicht bräunt. Färbt es sich hingegen schwarz, schreit der Deutsche gleich: Krebserregend! und schickt es in die Küche zurück oder schneidet murrend drum herum. Interessanterweise scheren sich Amerikaner hier nicht um ihre Gesundheit, sondern schätzen angebrannte Grillwaren nachgerade.

Mein Arbeitskollege Dave isst zum Beispiel zu Mittag oft ein Sandwich, dessen Toastscheiben er im Röster lässt, bis sie schwarz werden (Abbildung 1). Meine belustigten Kommentare, dass er statt dessen gleich eine Zigarette rauchen könnte, weist er weit von sich und auf meine Frage, warum er seinen Toast anbrennt, antwortet er lachend: "Because I like it that way!" ("Weil ich es so mag"). Er raucht und trinkt übrigens nicht, weil es ungesund ist.

Abbildung [2]: Über Lagerfeuer gerösteter Marshmallow mit Schokolade und Bisquit: Ein sogenannter "S'more". Foto: Anotherpintplease

Die meisten Amerikaner lernen angebrannte Speisen schon im Vorschulalter zu schätzen. Pfadfindergruppen rösten am Lagerfeuer gerne flauschige Marshmallows (eine watteartige Süßigkeit), bis deren Oberfläche sich schwarz färbt. Mit einem Plättchen Schokolade werden sie dann zwischen zwei Bisquithälften gepresst und gierig verschlungen. Die Speise heißt S'more, und leitet sich angeblich von "Some more" ("Noch mehr") ab (Abbildung 2).

Abbildung [3]: Eine Postwurfsendung zeigt angebrannte Grillwaren.

Oder würde in Deutschland irgend jemandem beim Anblick der Postwurfsendung in Abbildung 3 mit teilweise sehr angesengten Grillwaren das Wasser im Munde zusammen laufen? Wohl kaum. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob das Schwärzen der Speisen tatsächlich so ungesund ist, wie es in Deutschland gelehrt wird. Selten genossen haben die angekokelten Fleischwaren vielleicht gar keine großen Auswirkungen auf die Gesundheit, wir essen im Urlaub zum Frühstück auch gern mit Speck gebratene Eier zum Frühstück, obwohl deutsche Mediziner wohl die Augen rollen würden.

Absurdes und Lustiges im amerikanischen Fernsehkasten

Abbildung [4]: Bei der Versteigerung einer Garageneinheit in "Storage Wars" dürfen die Bieter nur kurz hineinspitzeln.

Angelika Durch Netflix Streaming entdecken wir immer wieder neue Fernsehsendungen, die wir uns unter anderen Umständen vielleicht nie angeschaut hätten (Rundbrief 12/2010). Hier ist eine Auswahl einiger amerikanischer Verrücktheiten:

Zunächst gibt es die Reality-TV-Show "Storage Wars". Ich habe ja schon einmal berichtet, dass es in den USA überall die Möglichkeit gibt, kleinere und größere containerartige Lagerräume zu mieten, um überflüssiges Gerümpel einzulagern (Rundbrief 11/2009). In Kalifornien gilt nun, dass der Inhalt des Lagerraums versteigert werden darf, wenn der Kunde die Lagerebühr drei Monate lang nicht bezahlt. Genau darum geht es in der Sendung.

Der Clou bei den Versteigerungen ist, dass die potentiellen Kaüfer die Lagerräume nur oberflächlich von außen begutachten dürfen, d.h. sie dürfen nichts aufmachen oder näher anschauen und müssen sich auf ihr Gefühl oder Erfahrung verlassen. Natürlich sind die meisten Dinge wertlos und gehören auf den Sperrmüll, aber zwischen den Dingen, die eigentlich keiner mehr braucht, mag sich ein Ordner mit wertvollen alten Baseballsammelkarten befinden oder das Gemälde im Rahmen ist echt und hat Sammlerwert. Ich finde es schon von jeher faszinierend, was Leute behalten oder wegwerfen und liebe Geschichten, dass irgendwo wertvolle Dinge auf versteckten Dachböden gefunden werden. Eine Sendung ganz nach meinem Geschmack also.

Die Versteigerungen finden hauptsächlich im südlichen Kalifornien statt. Dan und Laura Dotson sind die Auktionäre, die die Inhalte der Lageräume an den Mann bringen wollen. Die weiteren Hauptakteure sind die professionellen Käufer: Dave Hester ist der absolute Profi, der mittlerweile selber ein Auktionshaus besitzt und dem es besondere Freude macht, andere Käufer zu überbieten, manchmal einfach nur um sie zu ärgern. Darell Sheets ist ebenfalls einer der Käufer, der hauptberuflich vom Ersteigern der Sachen und dem Wiederverkauf lebt. Dann gibt es das Paar Jarrod Schulz und Brandi Passante, die einen sogenannten "Thrift Store" besitzen, also einen Laden der Second-Hand-Waren verkauft. Beide sind dann auch mehr darauf aus, typische Haushaltsgegenstände oder Möbel zu erwerben und haben in der Regel ein sehr begrenztes Budget. Barry Weiss macht das Ganze nur aus Spass an der Freud. Er hat seine Augen eigentlich nur auf Sammlerstücke oder Antiquitäten geworfen.

Die Sendung "Property Wars" geht dann noch etwas weiter. Hier werden nicht nur eingelagerte Sachen ersteigert sondern gleich ganze Häuser. Die Häuser sind alle in der sogenannten Zwangsvollstreckung ("foreclosure"). Die Sendung spielt in Arizona, wo viele Hausbesitzer dieses Schicksal ereilte, als die Häuserblase vor einigen Jahren platzte. Auch hier gilt die Regel, dass die Ersteigerer das Haus nicht von innen anschauen dürfen. Derjenige, der am meisten bietet, bekommt das Haus und hofft darauf, dass er es mit Wertsteigerung weiter verkaufen kann.

Abbildung [5]: Diese Frau hat Coupons geschnippelt, um Berge von Klopapier billig zu erwerben.

Sehr lustig, wenngleich auch etwas verrückt, ist auch die Reality Show "Extreme Couponing", in der übereifrige Sparer versuchen, ihre Lebensmittelrechnung auf möglichst Null zu bringen, indem sie alle möglichen Preisnachlässe maximieren. Michael berichtete ja schon einmal, dass Läden in Amerika für alles und jedes Coupons (Rabattmarken) ausgeben (Rundbrief 03/2002). Dabei existieren alle möglichen Varianten. Der Coupon kann dafür sorgen, dass das Produkt 50 Cent weniger kostet oder dass man ein Produkt zum vollen Preis zahlt und dann das zweite für die Hälfte oder gleich ganz geschenkt dazu bekommt. Wo bekommt der Sparfuchs jetzt die Coupons her? Auch im Zeitalter des Internets liegen sie immer noch der Sonntagsausgabe der Zeitungen bei. Auch Supermärkte wie Safeway verschicken Coupons.

Abbildung [6]: Dieses Couponheftchen landet jeden Montag in unserem Briefkasten.

Montags finden wir zum Beispiel immer ein Couponheftchen (Abbildung 6) von verschiedenen Supermärkten im Briefkasten. Alle möglichen Internetseiten bieten Couponheftchen zum Ausdrucken an, und neuerdings auch Coupon-Applikationen fürs Smartphone zum Herunterladen. Die "Extreme Couponer" beschäftigen sich nun, wie die Sendung zeigt, mit nichts anderem, als Ordner mit Coupons zu füllen und dann irgendwann, mit den Coupons bewaffnet, in den Supermarkt ihrer Wahl zum Einkaufen zu ziehen. Viele suchen sich die Supermärkte strategisch aus, denn es gibt Supermärkte, die den Couponwert verdoppeln.

Das Ganze führt allerdings nur zu extremen Ersparnissen, wenn riesige Mengen von dem gleichen Produkt eingekauft werden. So haben die Leute, die in der Sendung gezeigt werden, ganze Regale voll mit Klopapier, Deos, Chips, Erdnussbutter und Senf. Viele leiden unter Platzmangel, weil sie nicht mehr wissen, wo sie das Zeug noch lagern sollen. Es ist natürlich schon kritsch anzumerken, dass niemand wirklich 50 Deos braucht, selbst wenn man diese günstig bekommt. Ihr fragt euch jetzt vielleicht, wieso die Supermärkte so etwas mitmachen? Ganz einfach: Sie bekommen das durch den Coupon verlorene Geld vom Produkthersteller wieder. Der will nämlich, dass Kunden sein Produkt kaufen und nicht das eines anderen Herstellers, und macht es so dem Kunden mit dem Coupon schmackhaft. Über die in der Sendung gezeigten Extremsparfüchse freuen sich die Firmen wohl kaum, doch muss man bedenken, dass die kostenlose Schleichwerbung den erlittenen Verlust wahrscheinlich mehr als wett macht.

Tipps für Touristen

Abbildung [7]: Gut, gut, die Robben am Pier 39 sind nicht schlecht.

Michael Wir wohnen jetzt ja auch schon geschlagene 16 Jahre in San Francisco und kennen uns schon recht gut aus in der Stadt. Wir bekommen hin und wieder Besuch von deutschen Bekannten, die dann oft wissen wollen, was sie in der Stadt anstellen sollen. Da rollen wir natürlich mächtig mit den Augen, wenn die Besucher das abartige Touristenneppzentrum "Fisherman's Wharf" ansteuern, aber wir haben es mittlerweile aufgegeben, die Leute zu belehren. Scheinbar steht "Fisherman's Wharf" immer noch in den gängigen Reiseführern und wenn man in Deutschland Freunden erzählt, dass man im Urlaub in San Francisco war, muss man wohl irgendwie bestätigen, dass man auf der Touristenmeile war und Clam-Chowder-Suppe aus einem ausgehöhlten Brotlaib gegessen hat. Gehört wohl irgendwie dazu. Aber über die Jahre haben wir eine Liste mit Attraktionen zusammengestellt, die wir selbst auch noch interessant finden, und diese Liste mit bekannten Highlights und vielleicht sogar einigen Geheimtipps wollen wir euch heute unterbreiten.

Abbildung [8]: Von Crissy Field kann man schön auf die Stadt sehen.

Cable Car fahren. Am Powell erst ein Tages- oder Wochenticket für die gesamten Verkehrsbetriebe für Touristen am Kiosk links in der Nähe der Geldautomaten der Bank of America kaufen. (Nachtrag 2014-06-08: Den "1/3/7-Day Visitor Pass" gibt's jetzt nicht mehr am Kiosk, sondern am Fahrkartenautomaten.) Sehr früh einsteigen, denn ab neun bildet sich eine lange Schlange mit teilweise mehr als einer Stunde Wartezeit. Bis zur Wharf fahren. Die Wharf selbst lohnt eigentlich nicht, Touristen lassen sich aber nicht davon abbringen, dort herumzuschauen.

Abbildung [9]: Der Stadtstrand "Ocean Beach" mit dem "Cliff House".

Nach Crissy Field fahren. (Oder für Wanderlustige: von der Wharf aus etwa 4km hinlaufen) und etwa 2km bis zur Golden Gate Bridge an der Bay entlang schlendern. Auf die Brücke rauf, auf dem Fußweg bis zum ersten Pfeiler gehen (oder auch ganz rüber). Alternativ bei "Blazing Saddles" an der Wharf ein Rad mieten und die Tour radeln.

Abbildung [10]: Am Stadtstrand "Ocean Beach" liegen hunderte dieser "Sand Dollars" herum.

Barfuß am Ocean Beach durch den Sand laufen. Entweder etwas südlich vom Cliff House loslegen (oder weiter südlich an der Endstation "Ocean Beach" der Straßenbahn N-Judah) und nach Süden laufen (soweit die Füße tragen) oder auf Höhe der Sloat Street (etwa 3km weiter südlich) parken und nach Norden laufen. Muscheln und Sand Dollars sammeln.

Abbildung [11]: Die Mission Street im mexikanischen Stadteil "Mission".

Durch die Mission (mexikanisches Viertel) wandern. Eventuell in einer Taqueria einkehren und einen Burrito oder Tacos essen. Gut sind die Läden, vor denen die meisten Leute anstehen. Empfohlen: "La Taqueria" (2889 Mission Street), "Papalote" (3409 24th Street). Empfohlene Wanderstrecke: Auf der 24th Street von der Portrero Street bis zur Valencia Street. Auf der Balmy Street (kleine Gasse zwischen Harrison St und Treat Ave) kurz reinschauen, dort sind schöne Murals (Wandmalereien). Auf der Valencia St. von der 24th Street bis zur 16th St. die teilweise hippen/verrückten Läden abklappern. Mutige gehen ganz vor bis zur Market und sehen auf Höhe der 14th ziemlich heruntergekommene Strecken. Alternative: vorher rechts auf die 16th St. abbiegen und eine Kneipe aufsuchen. Oder: Zeitgeist-Bar/Biergarten auf der Valencia St., Querstraße 14th Street.

Abbildung [12]: "Murals" genannte Wandmalereien im Stadtteil "Mission".

Die Alcatraz-Tour machen. Aber die Fähre Wochen (!) vorher buchen!

Durch den Golden Gate Park auf gemieteten Roller Blades bladen.

Im Hippie-Viertel Ashbury-Haight auf der Haight Street von der Ashbury Street zum Golden Gate Park laufen. Tolle Läden mit gebrauchten und neuen Hippie-Klamotten. Schallplatten(!)läden. Jugendliche Ausreißer aus allen US-Bundesstaaten lungern auf dem Gehweg rum.

Abbildung [13]: Weinreben im Napa Valley.

Mit dem Mietauto nach Napa Valley oder Sonoma Valley fahren. Dauert etwa 1.5 Stunden einfach, viele Weingüter, die Weinproben anbieten, allerdings mittlerweile fast überall kostenpflichtig. Gute (aber teure) Restaurants, für Liebhaber guten amerikanischen Essens: Rutherford Grill.

David's Tea

Abbildung [14]: In unserem Viertel hat ein Teeladen aufgemacht.

Angelika In unserem Viertel Noe Valley kommen und gehen die Läden, denn die Mieten sind astronomisch hoch und viele kleinere Geschäfte können einfach nicht genug verdienen, um dabei mitzuhalten. Jedes Mal, wenn ein kleiner Laden aufgibt, bangen wir darum, was nachkommt, denn in der letzten Zeit häufen sich die Banken oder Makler doch sehr auf der 24ten Straße. Um so erfreuter war ich dann, als in dem ehemaligen Geschenkeladen "Ladybug Ladybug" Ende Oktober der Teeladen David's Tea" aufmachte. Da freut sich meine nordeutsche Seele.

Davids Tea kommt selber aus dem hohem Norden, nämlich aus Kanada. David Segal eröffnete 2008 den ersten Laden in Toronto. Mittlerweile gibt es schon an die 90 David's Tea Läden in Kanada und den USA, denn hier wird ja immer alles gleich in eine Kette umfunktioniert, wenn das Geschäft brummt. Der Laden hat aber wirklich gute Tees, von schwarzen, grünen, weißen Tees über Früchtetees über Roibusch und Mischungen mit Varianten von Kokusnuss oder Vanille. Über 150 Teesorten sind im Sortiment und dann natürlich noch nette Accessoires wie Teebecher und Teekannen. Zu Weihnachten fand ich den Renner, Weihnachtskugeln, die mit Tee gefüllt sind.

Kulinarische Köstlichkeiten: Der Cobb Salad

Abbildung [15]: Eine uramerikanische Spezialität: Der Cobb Salad. Foto: Blue moon in her eyes

Michael Heute stellen wir eine Speise vor, auf die ihr unter Umständen auf amerikanischen Speisekarten stoßt: den sogenannten Cobb Salad. Es handelt sich um ein recht einfaches, aber sehr schmackhaftes Essen, eine Art aufgepeppten Salat eben. Neben grünen Salatblättern enthält ein Cobb Salad auch noch knusprig gebratenen Speck, Hühnchen und hartgekochte Eier.

Abbildung [16]: Der Cobb Salad mit Rindfleisch Tri-Tip kostet hier 13.95 Dollar

Auch Avocados und Roquefort-Schimmelkäse sind normalerweise dabei, und über das Ganze kommt eine Essig-Öl-Marinade, die auf amerikanisch "French Dressing" heißt. Natürlich nicht in den Salat reingemixt, sondern in einem extra Töpfchen, denn der Amerikaner mixt Salate gern selber am Tisch. Der Legende nach hat der Restaurantbesitzer Robert Howard Cobb in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts den gleichnamigen Salat erfunden, und man vermutet, dass er oder sein Küchenchef einfach die Überbleibsel am Ende eines hektischen Restaurantabends zusammengekippt haben.

Ami-Behördenwahn schwappt nach Europa: FATCA

Abbildung [17]: Obama hat mit FATCA ein Papierkrammonster erschaffen, das USA-Einwohnern das Führen deutscher Bankkonten verleidet.

Michael Neulich bekamen wir ein Fax von unserer Bank in Deutschland, in dem stand, dass sie unser Geld nicht mehr will. Ein neues amerikanisches Steuergesetz, genannt FATCA, der sogenannte "Foreign Account Tax Compliance Act" streckt seine gierigen Steuergriffel bis ins europäische Ausland aus und verpflichtet die dort ansässigen Banken, Konten von Kunden mit Wohnsitz in den USA offen zu legen. Die Institute in Deutschland müssen den US-Steuerbehörden regelmäßig melden, welche US-Kunden dort wieviel Geld gebunkert haben, damit die Steuerfahnder sicherstellen können, dass die Kapitalfüchse auch ordentlich Steuern ans amerikanische Finanzamt abführen.

Abbildung [18]: Die Hafner-Bank in Augsburg kündigt ihren USA-Kunden die Konten wegen Behördenwahnsinn.

Kennt man den typisch amerikanischen Behördenwahnsinn, von dem man in Deutschland nichts weiß, kann man sich vorstellen, dass die Meldepflicht mit tausenderlei Vorschriften und Formularen gespickt ist, sodass sich deutsche Banken teure Software anschaffen müssten, um diese Forderungen der US-Regierung zu erfüllen. Statt dessen entschließen sich nun viele kleinere Banken dazu, den US-Kunden die Konten zu kündigen.

Das Akronym "FATCA" soll wohl auf "Fat Cat" anspielen, also den "fetten Katzen" genannten Steuerbetrügern, denen es den Garaus bereiten will. Anleger, die ihr Geld im Ausland investieren und die anfallenden Kapitaleinkünfte nicht auf der amerikanischen Steuererklärung angeben, möchte man so auf die Schliche kommen. Allerdings bringt das Gesetz auch im Ausland lebende Amerikaner in die Bredouille, denn wenn diese in Europa wohnen und arbeiten, brauchen sie dort auch ein Bankkonto.

Das Steuergesetz ist schon eine Weile beschlossen und tritt 2013 endgültig in Kraft. Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und England haben zugestimmt, dem großen Bruder Amerika die gewünschten Informationen zu liefern. China hat abgelehnt.

Klobrillen-Schutzpapier

Abbildung [19]: Ein Spender mit Einmal-Sitzbezügen hängt über beinahe jeder öffentlichen Toilette.

Michael Der Amerikaner fürchtet sich mehr vor Bakterien und Viren als der Deutsche. Dies merkt man daran, dass es niemandem hier einfallen würde, mit einer Erkältung zu einer Party zu erscheinen, denn Erkältungsviren zu verbreiten gilt als extrem unhöflich. Oder die Spender mit dem Desinfektionsmittel Purell in Waschräumen von Firmen und Museen: Ein deutliches Zeichen von Bazillenphobie bei der amerikanischen Bevölkerung, die auch gerne mit Desinfektionsmitteln wie Lysol oder Chlorox putzt.

Eine weitere Eigenart sind die sogenannten "Seat Covers" in beinahe allen öffentlichen Toiletten. Es handelt sich um klobrillenförmige Pergamentpapierbezüge, die man auf die Klobrille legt, bevor man sich drauf setzt.

Den Sitzbezug zieht man erst mit einer leichten Aufwärts- gefolgt von einer ruckartigen Abwärtsbewegung aus dem Spender. Man muss dabei höllisch aufpassen, dass das hauchdünne Pergamentpapier dabei nicht in Fetzen zerreißt. Das erfordert etwas Übung, aber nach ein paar Versuchen klappt's meistens.

Anschließend faltet man den Bezug vorsichtig auseinander, drapiert ihn über die Klobrille und muss sich dann in weniger als etwa drei Sekunden darauf setzen, oder Gefahr laufen, dass die dann einsetzende automatische Spülung den Bezug in die Tiefen des Abflusses reißt und man die Prozedur von neuem beginnen muss.

Der Papierbezug ist allerdings aus verpackungstechnischen Gründen nicht klobrillenförmig, wenn man ihn aus dem Spender zieht. Vielmehr handelt es sich um ein Rechteck mit abgerundeten Ecken und teilweise ausgestanztem Innenteil, den man an den Sollbruchstellen einreißen und dann nach unten klappen muss. Ein Wettlauf mit der Zeit!

Abbildung [20]: Auf die Klobrille drapiert schützt eine dünne Papierlage vor dem direkten Kontakt der Haut mit dem Plastik.

Als ich übrigens einmal auf dem völlig verlotterten Flughafen Charles-De-Gaulle in Paris ein paar Stunden auf einen Anschlussflug warten musste, fiel mir auf, dass es dort nicht nur keine Sitzbezüge auf den Toiletten gibt, sondern erst gar keine Klobrillen. Frankreich: ein äußerst absurdes Land, in dem die Leute wohl in akrobatischen Posen über den Kloschüsseln verharren. Aber ich schweife ab.

Bei amerikanischen Toiletten handelt es sich übrigens durchgehend um sogenannte Tiefspüler, bei denen etwa 5 Liter Wasser in der Schüssel stehen, in die abgelassene Fragmente lautstark hineinplumpsen. Über die deutschen Toiletten mit ihren stufenförmigen, einer Auslage ähnelnden Auffangbecken lachen sich die leicht zu erheiternden Amerikaner übrigens gern kaputt, wenn sie in Deutschland weilen.

Das Ende des Papierbuchs

Abbildung [21]: Das Bücherregal in Michaels Arbeitszimmer leert sich zusehens.

Michael Jahrzehntelang habe ich Papierbücher gekauft. Besonders Computerbücher standen dann, nachdem ich einige Seiten gelesen hatte, jahrelang ungelesen im Regal. Dank der eBook-Revolution, die ihr in Deutschland nur verzögert und am Rande mitkriegt, kam mir aber die Idee, meine gesamte Bibliothek zu zerschnetzeln, mit einem Scanner zu digitalisieren und ab sofort mobil zu lesen. Egal ob ich an der Supermarktkasse stehe oder im Liegestuhl am Strand liege: Überall kann ich nun auf meine 450 Werke dicke Bibliothek zugreifen und schnell ein paar Seiten lesen, wenn es mir beliebt.

Abbildung [22]: Zuerst zerlegt Michael das Buch mit einem Teppichmesser.

Neue Bücher kaufe ich neuerdings digital bei Amazon für den Kindle, und das Format kann man auch auf allen möglichen Tablets und Mobiltelefonen lesen. Dank dem neuen Schnetzelverfahren stehen nun auch die Papierwälzer digital parat, die bislang zuhause Regalmeter verfraßen. Mit ausgelöst haben den radikalen Schnitt natürlich die erhöhten Gepäckgebühren beim Flug in den Urlaub. Da ich mir nicht mehr erlauben kann, 2 Kilo Bücher mitzunehmen, nehme ich jetzt einen iPad mit und schon kann ich lesen was ich will, wann immer es mir beliebt.

Abbildung [23]: Eine Guillotine schneidet den Buchrücken ab.

Zum Digitalisieren schneide ich bei Hardcovern zunächst mit einem Teppichmesser den Buchrücken ab und lege die entblößten gebundenen Papierstapel dann in eine sogenannte Guillotine ein, ein scharfes Fallbeil aus China, das ich auf Ebay für 150 Dollar erstanden habe. Dann zieht ein Einzelblattscanner die Seiten ein und scannt sie doppelseitig. Das digitale Format speichere ich dann auf einem Google Drive auf dem Internet ab, damit ich von überall darauf zugreifen kann.

Abbildung [24]: Und schließlich füttert er die losen Seiten in einen Einzelblattscanner.

In Abbildung 25 seht ihr, wie ein digitalisiertes Papierbuch aus meiner ehemaligen Bibliothek auf meinem neuen iPhone5 erscheint. Es lässt sich sogar auf der kleinen Anzeige gut lesen, und sogar noch besser auf einem großformatigeren iPad oder Android-Tablet. Die zerschnetzelten Bücher sind allesamt in der Altpapiersammlung gelandet.

Abbildung [25]: Sogar auf dem iPhone lassen sich die Bücher dann lesen.

Neulich saß ich beim Friseur und musste warten, bis ich dran kam. Ich nutzte die Zeit um ein Computerproblem aus der Arbeit zu lösen, über dem ich gerade brütete, indem ich schnell mein Telefon aus der Hosentasche holte, ein digitalisiertes Computerbuch aus meiner Sammlung runterlud und studierte, bis ich an der Reihe war. Unglaublich, in was für einem Zeitalter wir leben!

Der Schneekettenmann an der Autobahn

Abbildung [26]: Der Highway I-80 nach Tahoe ist im Winter oft zugeschneit

Michael Über die Weihnachtsfeiertage sind wir im Sauwetter ins Skigebiet Lake Tahoe gefahren. Der strömende Regen in San Francisco wandelte sich auf der Paßstraße nach Truckee auf 2000 Höhenmetern in einen Schneesturm um. Damit niemand liegen bleibt und den Verkehr blockiert, hält das Highway-Personal jedes Auto an und prüft, ob es Vierradantrieb mit aufgezogenen Winterreifen hat. Falls nicht, müssen Schneeketten drauf.

Abbildung [27]: Schneeketten anzulegen ist kein Zuckerschlecken

Das Aufziehen der Ketten ist zwar dank moderner Kabelketten kein Problem mehr, aber es erfordert doch, dass man mindestens 5 Minuten lang im strömenden Regen oder böse pustenden Schneesturm vor den Reifen kniet und die verschiedenen Verschlüsse zumacht. Bei Kälte und steifen Fingern zieht sich das gerne in die Länge.

Abbildung [28]: Kaum gibt man dem Schneekettenmann 30 Dollar, macht er die Ketten drauf.

Aber die Serviceindustrie Amerikas hat auch hierfür eine Lösung parat: Am Straßenrand warten reihenweise Männer in gelben Anzügen die für 30 Dollar die Ketten aufziehen. Man gibt dem Schneekettenmann die mitgebrachten Ketten im Beutel, und darf dann im Auto sitzen bleiben, während der Schneekettenmann sie im letzten Sauwetter aufzieht. Man lässt das Fenster nur einen Spalt auf und folgt den Anweisungen wie "Lenkrad ganz nach rechts einschlagen" oder "ein bißchen zurücksetzen" und Minuten später sind die Ketten drauf. 30 Dollar sind zwar kein Pappenstiel, aber die Servicleistung ist es durchaus wert, wenn's in Strömen regnet. Die Kabelketten waren 1A aufgezogen und sind trotz forscher Fahrweise nicht abgesprungen.

Abbildung [29]: Das Abmachen kostet nur 15 Dollar, aber das kann man auch ganz einfach selbst erledigen.

Einmal sind wir trotzdem stecken geblieben, aber da standen schon LKWs kreuz und quer auf der Fahrbahn. Wenn die Zugmaschine eines LKW in eine Richtung schaut und der Anhänger in eine andere, nennt man das auf amerikanisch übrigens "jackknife", wie ein Taschenmesser. Wir hingen kurz, aber ein Polizeiauto mit Pufferstoßstange hat uns angeschubst und dann ging's wieder, direkt hinter einem Schneepflug her. In 5 1/2 Stunden waren wir in Tahoe. Nächstes Mal kaufe ich aber richtige Bad-Ass-Ketten für alle Fälle.

Yahoo-Weihnachtsparty mit der Band "Train"

Abbildung [30]: Die Band "Train" spielt auf der Yahoo-Weihnachtsfeier. Foto: Saimad

Angelika Seit mehreren Jahren schon gab es aus Kostengründen keine Weihnachtsfeier mehr bei Yahoo. Marissa Mayer, der neue CEO von Yahoo, fackelte allerdings nicht lange und beschloss, dass 2012 wieder gefeiert wird. Nun ist die Organisation so einer Party kein Pappenstiel. Meist beschäftigt sich ein ganzes Heer von Leuten über Monate damit, denn man muss schließlich einen Veranstaltungsort finden, in dem tausende von Mitarbeitern mit ihren Gästen feiern können.

Abbildung [31]: Sänger Pat Monahan der Gruppe "Train".

Wir hatten dieses Jahr Glück, denn die Party fand in San Francisco statt und zwar am Pier 48. Es gab gutes Essen, ein Casino mit Roulette und Blackjack, in dem für Losgutscheine gespielt werden konnte und als Höhepunkt spielte die aus San Francisco stammende Band "Train". Michael war total aus dem Häuschen, denn "Train" ist nicht etwa eine Pusselmuckel-Gruppe, die oft bei derartigen Veranstaltungen spielen, sondern in ganz Amerika bekannt, und Michael hört sie rauf und runter.

Grüße aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten:

Angelika & Michael

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Letzte Änderung: 20-Jul-2015