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Angelika/Mike Schilli |
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Ganz normal: Selbstfahrende Autos in San Francisco. |
Michael Auf den Straßen von San Francisco spielen sich zur Zeit geradezu futuristische Szenen ab. Erst skeptisch beäugt, aber mittlerweile voll von den Autofahrern akzeptiert, mischen sich immer mehr selbstfahrende Autos in den dichten Stadtverkehr. Als ich das erste Mal an einer Kreuzung neben einem dieser mit auffälligen Kameras bestückten Autos stand und rüber schielte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Der Fahrersitz war leer und es war auch sonst niemand im Auto zu sehen. Bei Grün fuhren wir beide los, und zwar ziemlich zügig.
Ich muss echt sagen, dass diese Autos erstaunlich gut fahren. Dazu muss man wissen, dass 90% aller Kalifornier fahren wie Zwölfjährige. Ich kenne Leute, die leisten sich BMWs für 200.000 Dollar, können aber nicht einparken. Steht man an einer Kreuzung mit vier Stoppschildern, tandelt immer einer herum, der eigentlich dran wäre, bis alle gleichzeitig losfahren und das Gehupe beginnt.
Ich hatte im Stadtverkehr schon mehrere Begnungen mit den von Google betriebenen selbstfahrenden Waymo-Autos, und jedesmal war ich bass erstaunt, wie gut deren Fahrcomputer komplexe Situationen meistert. Von der Firma Cruise, hinter der General Motors steckt, fahren ebenfalls Autos herum, auf ähnlichem Niveau. Einmal kam ich gleichzeitig mit einem Waymo-Auto an einem 4-Way-Stop an, und dachte mir, "oho, jetzt schauen wir mal was passiert". Eine Sekunde später fuhr das Waymo-Auto vorsichtig in die Kreuzung rein, genauso, wie das ein menschlicher Autofahrer, der auf Zack ist, auch machen würde.
Einmal sah ich, dass mir auf der Gegenfahrbahn einer zweispurigen aber nicht gerade breiten Straße ein Radfahrer entgegenkam, direkt hinter ihm ein Waymo-Fahrzeug samt einer Schlange normaler Autos, die sich nicht zu überholen trauten, weil's zu eng war. Ich fuhr auf meiner Seite etwas weiter rechts ran, um Platz zu machen, und zack! kam das Waymo-Auto einen halben Meter über die Mittellinie und überholte den Radfahrer sicher und souverän. Das hätte sich hier kaum ein Autofahrer getraut, und ich war überrascht, dass es dem Fahrcomputer eingetrichtert worden war. Hut ab!
Auch als Taxi kann man die führerlosen Fahrzeuge schon anheuern. Man lädt sich die App "Waymo-One" oder die von der Konkurrenz, "Cruise", aufs Telefon herunter und bucht dann wie mit Uber oder Lyft die Fahrt. Allerdings ist dieses Geschäft den beiden Firmen zurzeit nur nachts erlaubt. Die Stadt San Francisco hat die Genehmigung nur zwischen 22 Uhr abends und 5 Uhr morgens ausgestellt.
Es ist schon etwas gruselig, in ein Auto ohne Fahrer einzusteigen, aber Freunde haben mir berichtet, dass sie sicher am Fahrziel angekommen sind. Die selbstfahrenden Autos schlagen übrigens merkwürdige Routen durch die Stadt ein. Weil es technisch einfacher ist, rechts als links abzubiegen, wählen sie nicht die kürzesten Routen, sondern die ohne Linksabbiegen. So fahren sie leichte Umwege, die ein menschlicher Fahrer wohl nicht wählen würde, aber immerhin gab's noch keinen schweren Unfall. Wie immer regen sich die ewiggestrigen Alt-Hippies der Stadt über die Neuerung auf, wie zum Beispiel neulich, als es eine Schießerei mit neun Verletzten in San Franciscos Stadteil Mission gab, und ein Cruise-Auto anhielt und nicht weiter fuhr, auch als der Rettungswagen durch wollte. Linkslastige Stadträte regten sich mehr über das Auto auf als über die Schießerei! Und kürzlich überfuhr ein Waymo-Auto einen Hund, der sich von Herrchen losgerissen hatte und hinter einem Auto hervor auf die Straße gerannt war. Ja mei, das passiert halt, auch mit menschlichen Fahrern, aber beim Robotaxi geht die Motzerei los. Kommen wird die Technologie trotzdem, meinen Segen hat sie jedenfalls!
Angelika Wie aufmerksame Rundbriefleser wissen, arbeite ich als verhaltenstherapeutische Kraft in einer vierten Klasse. Im Sachunterricht (hier "Social Studies" genannt) geht es in der vierten Klasse um den Bundesstaat Kalifornien. Ich als Nordlicht lernte in meinen Grundschuljahren damals alles über das Watt und die Nordsee. Hier in Kalifornien geht es um die Missionen, die indianischen Ureinwohner Kaliforniens, den Goldrausch, den Ausbau der Eisenbahn, und den Zuzug von Immigranten.
Die Kinder lernen außerdem, was es für geografische Regionen in Kalifornien gibt, alles über die Hauptstadt Sacramento und wie sich die kalifornische Regierung zusammensetzt. Auch das sogenannte Missionsprojekt zogen wir in unserer Klasse durch. Jeder, der in Kalifornien die Grundschule besucht hat, weiß, was sich dahinter verbirgt. In der vierten Klasse baut man nämlich eine der vielen Missionskirchen nach, die sich durch den Bundesstaat ziehen. Da wird dann gebastelt, was das Zeug hält. Einige Kinder kreieren 3D-Modelle, andere malen die Mission ihrer Wahl auf eine Leinwand oder machen einen Podcast zum Thema.
Einer meiner Schüler baute eine virtuelle Mission in dem Videospiel "Minecraft". Lustigerweise scheint dieses Projekt stets sentimentale Anwandlungen bei den Eltern hervorzubringen, denn bei jedem Elternabend werden wir danach gefragt, wenn denn nun endlich das Missionsprojekt in der vierten Klasse startet und ob wir es auch machen. Denn seit 2017 rät die kalifornische Schulbehörde eher davon ab. Besonders das Nachbauen der Missionen in Modellform sei problematisch, denn dabei bestünde die Gefahr, dass die Missionen glorifiziert würden, ohne die Unterdrückung der Indianer an den Missionen zu berücksichtigen. Nun muss ich sagen, dass man hier vielleicht Viertklässler unterschätzt, denn die haben in dem Alter einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und die Ausbeutung der Indianer in den Missionen wird sehr wohl thematisiert.
Weiter gehört dazu, dass möglichst ein Ausflug in die Hauptstadt nach Sacramento gemacht wird, um das Gelernte zu vertiefen. Also packten wir unsere Viertklässler in einen Kleinbus und fuhren los, ein ziemlicher Aufwand für einen Tagesausflug, denn Sacramento ist ungefähr 2 Autostunden (einfacher Weg) von unserer Schule entfernt. Zunächst besichtigten wir das "State Capitol", also das Gebäude, in dem sich die kalifornischen Abgeordneten versammeln, um Gesetze zu beschließen und die Geschicke des Bundesstaates Kalifornien zu lenken. Das Gebäude ist für amerikanische Verhältnisse sogar recht alt, denn es wurde zwischen 1861 und 1874 fertig gestellt. Als wir zur Besichtigung dort waren, schwirrten sogar viele Politiker in den Gängen herum und warteten auf die Fahrstühle oder hielten mit ihren Kollegen ein Schwätzchen ab.
Dann ging es weiter zum "Sutter's Fort". John (früher: Johann) Sutter war ein schweizer Immigrant, der das Fort baute und von 1839 bis 1949 betrieb. Er nannte seine Kolonie "Neu-Helvetien" und trieb als Großgrundbesitzer Handel und ließ Agrarland bestellen. Auch die Sägemühle in Coloma gehörte ihm. Einer seiner Mitarbeiter, James Marshall, fand dort 1848 Gold und löste damit den kalifornischen Goldrausch aus, was ironischerweise zum Untergang des Forts führte, da John Sutter die Arbeiter wegliefen, um Gold zu schürfen. Das Fort ist heute ein Museum und sehr kinderfreundlich ausgerichtet, denn es gibt die verschiedensten Vorführungen, zum Beispiel wie der Schmied arbeitete oder Mehl gemahlen und Brot gebacken wurde.
Die letzte Station unseres Ausfluges war dann das Eisenbahnmuseum in Sacramento. Züge haben ja auch bei der heutigen Generation von Kindern noch nicht ihren Reiz verloren. Meinen Schülern und auch mir gefielen besonders die alten Züge, in die wir reingehen konnten, um das Postabteil, Schlafwagen und auch Speisewagen zu bewundern. Im Eisenbahnmuseum mussten wir nicht einmal Eintritt bezahlen, denn mit Viertklässlern im Tau, die sich in der Schule alle mit der kalifornischen Geschichte befassen, wird kein Eintritt erhoben. Seit September 2021 können Familien, die ein Kind in der vierten Klasse haben, einen Jahrespass, den sogenannten "California State Adventure Park Pass" beantragen, der ihnen freien Eintritt zu 19 kalifornischen State Parks gewährt. Eine interessante Idee!
Michael Kürzlich kam mir zu Ohren, dass die Kugel Eis in Deutschland mittlerweile auch schon zwei Euro kostet. Das ist für einen Dinosaurier wie mich, der sich noch schemenhaft daran erinnern kann, dass die Kugel Eis inklusive Waffel einmal 10 Pfennig gekostet hat, zwar auch schockierend, aber nichts im Vergleich zu den mörderischen Eispreisen in Amerika.
Speiseeis war in Amerika übrigens schon immer rasend teuer, und das hat nichts damit zu tun, dass die Herstellung von Leckereien hier etwa kostenintensiver wäre als in Deutschland (eher das Gegenteil), sondern dass Amerikaner es einfach gewöhnt sind, absurde Summen für derartige Snacks auszugeben.
Bei uns in San Francisco ist ein alteingesessener Laden namens "Mitchell's", und vor dem stehen bei schönem Wetter die Leute tatsächlich zwanzig Minuten schlange, um für schlappe fünf Dollar eine Eiskugel abzuholen. Auf einer Waffel kostet's dann nochmal 75 Cent mehr, und die Sales Tax schlägt dann nochmal mit fast 10% zu buche. Außerdem lechzen die Verkäufer nach Trinkgeld wie Kamele nach Wasser in der Wüste. Dabei ist das kein Schicki-Laden, die Kundschaft besteht hauptsächlich aus Arbeitervolk, und man muss sich schon fragen, wie bekloppt man sein muss, ein Drittel seines Stundenlohnes für eine Kugel Eis auszugeben.
Dabei ist das Speiseeis in Amerika nicht einmal besonders gut, oder die Kugeln signifikant größer als in Deutschland. Der oben genannte Laden "Mitchell's" hat zwar Sorten wie "Mexican Chocolate" die es meines Wissens selbst bei Sarcletti in München nicht gibt, aber die Eisqualität ist absolut auf Augenhöhe. Wie immer gilt: Der Preis richtet sich nicht danach, wie teuer die Herstellung und der Vertrieb eines Produkts ist, sondern allein danach, wieviel der Verbraucher im freien Markt bereit ist, dafür zu berappen.
Angelika Wir hatten eigentlich nicht gedacht, dass es noch einmal so kommen wird, nun wollen es Trump und auch Biden erneut versuchen und stellen sich 2024 wieder zur Wahl zum Präsidenten. Der Wahlkampf in Amerika hat schon begonnen. Trump hatte ja stets gesagt, dass er noch einmal antreten will, aber so richtig geglaubt hat es dann doch keiner. Denn die Hoffnung war, dass Trump mit fortschreitender Zeit in Vergessenheit geraten würde. Leider ist dem nicht so. Seine Basis hält an ihm fest. Biden hatte auch versprochen, nach einer Amtsperiode in den gebührenden Ruhestand zu gehen, aber scheinbar kann auch er nicht vom Weißen Haus lassen. Viele demokratische Wähler sind davon gar nicht begeistert. Sie hätten sich einen anderen und vor allen Dingen jüngeren Kandidaten gewünscht. Jeder ermüdet schnell im Amt des Präsidenten, was man schon damals an dem auf einmal ergrauten Obama beobachten konnte, aber Biden scheint alle Bedenken bezüglich seines Alters zu verdrängen. Mit Kamala Harris, die Biden wieder an seiner Seite haben will, kann auch keiner so recht warm werden. Viele sind besorgt, dass es Biden eventuell nicht schafft, weitere vier Jahre durchzustehen, denn er wirkt jetzt schon gebrechlich, und dass dann Kamala Harris die Amtsgeschäfte führen muss.
Bis jetzt scheint sich keiner bei den Demokraten zu trauen, Biden so richtig herauszufordern, zumindest keine ernstzunehmenden Kandidaten. Der aus dem Kennedy-Clan stammende Robert F. Kennedy Jr., Sohn des ermordeten Politikers Robert Kennedy und Neffe von John F. Kennedy, ist zwar ins Rennen gesprungen, aber mit seinen Verschwörungstheorien und Anti-Impfkampagnen steht er nicht gerade gut da bei den typischen demokratischen Wählern. Dann gibt es noch Marianne Williamson, Autorin und frühere spirituelle Beraterin von Oprah Winfrey, aber ich würde einmal frech behaupten, dass ihr niemand irgendwelche Chancen einräumt. Die Gerüchteküche bringt immer wieder Gavin Newsom ins Spiel, unseren derzeitigen Gouverneur von Kalifornien, aber obwohl jeder weiß, dass er Ambitionen aufs Weiße Haus hat und ein ernst zu nehmender Kandidat wäre, ziert er sich aus irgendwelchen Gründen.
Bei den Republikanern verliert man hingegen mittlerweile schon den Überblick. Das Feld der Kandidaten ist groß. Neben Trump ist da der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Meiner Meinung nach ist er ein Möchtegerntrump, der mit seinen 44 Jahren einer der jüngeren Politiker im Rennen ist. Allerdings ist DeSantis erzkonservativ und bekannt dafür, sich gern in irgendwelche Kulturkämpfe zu verstricken, die in Zeiten von Klimakrise und anderen Brennpunkten auf der Welt sehr antiquiert erscheinen. DeSantis gilt allerdings als derjenige, der vielleicht die besten Chancen bei den Vorwahlen gegen Trump hat. Allerdings hat er das Charisma einer Schlaftablette. Des weiteren sind aufgestellt für die republikanische Partei: Nikki Haley, ehemalige Gouverneurin von South Carolina und ehemalige UN-Abgeordnete unter Trump; Vivek Ramaswamy, Unternehmer und Autor; Asa Hutchinson, ehemaliger Gouverneur von Arkansas; Larry Elder, eine konservative Radiopersönlichkeit; Tim Scott, Senator von South Carolina; Mike Pence, Trumps ehemaliger Vizepräsident; Chris Christie, ehemaliger Gouverneur von New Jersey; Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota, Francis Suarez, Bürgermeister von Miami, und Will Hurd, ehemaliger texanischer Kongressabgeordneter. Wer das amerikanische System der Vorwahlen kennt, weiß, dass sich dieses Feld sehr schnell lichten wird.
Spannend bleibt die Frage, was passiert, wenn Trump tatsächlich verurteilt wird, in dem anhängigen Verfahren bezüglich der Geheimakten. Die Verfassung verbietet es nicht, dass jemand, der vorbestraft und verurteilt ist, Präsident sein kann. Es ist auch nicht wahrscheinlich, dass das Verfahren abgeschlossen sein wird bevor die Präsidentschaftswahl beginnt. Ich denke, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass Trump eine Gefängnisstrafe absitzen muss. Das Gefängnisszenario spielen Komödianten zur Zeit aber besonders gerne durch, denn der Secret Service muss den Präsidenten jederzeit und überall bewachen und kein Mensch weiß, wie das von der Logistik her, überhaupt zu bewerkstelligen ist im Gefängnis. Es wäre sicher undenkbar, die Amtsgeschäfte vom Gefängnis aus zu führen, aber diese Situation gab es noch nie in den USA, somit weiß keiner so recht, was tatsächlich passieren würde. Ein Amtsenthebungsverfahren wäre die eine Möglichkeit, wenn der Präsident seinen Aufgaben im Gefängnis nicht nachgehen kann. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass sich Trump selbst begnadigt, falls er verurteilt wird. Auch hier streiten sich die Geister, ob das rechtlich überhaupt möglich ist. Trump nutzt das Ganze natürlich gnadenlos aus, um sich als Opfer darzustellen und seine Basis zu mobilisieren. Einige böse Stimmen behaupten sogar, dass er die geheimen Akten trotz mehrfacher Aufforderung nicht herausgegeben hat, um gerade dieses Szenario durchzuspielen, denn hätte er die Akten zurück gegeben, wäre der Fall aller Wahrscheinlichkeit im Sande verlaufen. Ein Irrenhaus!
Michael Der Amerikaner zuckelt ja gerne mit einem riesigen Wohnmobil, einem sogenannten "RV" (Recreational Vehicle) über die Freeways, stellt es abends auf einem Campingplatz ab und möchte dann alle Annehmlichkeiten des heimischen Wohnzimmers vorfinden.
Der Luxus beim "Glamping" (für "Glamourous Camping") definiert sich dabei auch über die Geräumigkeit des dabei genutzten Vehikels, Wohnmobile bis zu 15 Metern Länge sind keine Seltenheit, und manche bieten sogar noch ausfahrbahre Seitenwände, die die Wohnfläche drinnen dann in Richtung Loft aufmöbeln.
Neulich, als ich mit einem Ex-Kollegen auf einem Spaziergang durch San Francisco unterwegs war, fiel mir ein vor einer Luxusvilla geparktes ungewöhnliches Monsterwohnmobil auf, das wie eine Mischung aus militärischem Spähpanzer und amerikanischem Schulbus aussah (Abbildung 14). Mein Ex-Kollege, ein bekennender Autonarr, wusste sogleich, dass es sich um einen sogenannten "Earth-Roamer" handelte, ein irre teures Luxus-Wohnmobil.
Also fotografierte ich das Teil sofort und wieder zuhause angekommen, schaute ich sofort im Internet nach, und war geschockt. Ich wusste zwar, das WoMo-Narren gerne mal 200.000 Dollar für ein fahrendes Wohnzimmer hinlatzen, aber der Earth-Roamer ist mehr als dreimal so teuer: Der Grundpreis beträgt 695.000 Dollar, und mit einigen Extras schlägt das rustikale Glampmobil schon mit knapp einer Million zu Buche.
Die Chassis des Fahrzeugs besteht aus dem wohl beliebtesten amerikanischen Monstertruck, dem Ford F-550, natürlich geländegängig mit Hydraulik und klassischer Motorwinde vorne, wenn's mal hart auf hart kommt. Und bei der Inneneinrichtung darf man natürlich nicht an der falschen Stelle sparen. Wie der staunende Laie in einem Präsentations-Video sehen kann, ist die Sitzbank am Esstisch mit edelstem alt gemachten Rindsleder bespannt und die ruckelsicher eingepassten Einbauschränke bestehen aus schwerwertigem Massivholz.
Wer nun denkt, das kann doch nicht so teuer sein, kann sich gerne die Preisliste auf der Webseite anschauen und anfangen zu sparen. Wieder einmal bestätigt sich, dass es in San Francisco eine nicht geringe Anzahl von Leuten gibt, denen ihr vieles Geld ein Loch in die Hosentasche brennt. Gut, wer schon ein Haus für sechs Millionen hat, braucht vielleicht noch ein Outdoor-Wohnmobil für eine Mio, das ist dann auch schon wurscht. Man lebt nur einmal.
Michael Dass alles immer teurer wird, ist euch sicher nicht entgangen, sicher fiebert ihr danach, zu erfahren, ob's uns in den USA genauso geht wie im gebeutelten Deutschland. Dazu kann ich sagen, dass hier bestimmte Waren immer schon im internationelen Vergleich absurd teuer waren (Käse, Butter, gutes Brot, Wein, Bier, Speiseeis), während Klamotten oder Rindfleisch hier eindeutig preisgünstiger sind.
Während der letzten 20 Jahre sind die Preise Jahr für Jahr fast unmerklich geklettert, und während ein Burrito in einem mexikanischen Restaurant 1997 etwa 6 Dollar gekostet hat, übersprang der Preis dieses Fast-Food-Essens irgendwann um 2015 die 10-Dollar-Marke, was eigentlich eine relativ akzeptable Steigerung der unumgänglichen Inflation ist. Dann kam Corona und innerhalb von zwei Jahren sprang der Preis plötzlich auf 16 Dollar hoch. Und will man Rindfleisch drauf, kommen noch 2 Dollar obendrauf, weil Rindfleisch auf einmal rar und teuer ist (Abbildung 20)!
Schaut man auf eine Tabelle mit den offiziellen Inflationsraten, zeigt sich, dass 2023 mit 8% den Vogel abgeschossen hat, ganz ähnlich wie in Europa, wo's im Jahr 2023 sogar 9.2% waren. Man sieht auch, dass die USA in den 80ern sogar noch höhere Werte hatten, um die 14%, und das sogar über mehrere Jahre.
Wer wie ich allerdings regelmäßig im Supermarkt Lebensmittel einkaufen geht, der weiß, dass die Inflationsrate zur Zeit keineswegs bei 8% liegt, sondern viel höher. Ein Grund dafür ist, dass die Zahlen von offizieller Seite mit interessanten Verfahren heruntergerechnet werden. Kostete ein Auto zum Beispiel früher 10.000 Dollar und heute 20.000 Dollar, wird keineswegs eine Preissteigerung von 100% zugrunde gelegt. Nein, die Statistiker argumentieren, dass das Auto ja heute viel moderner ist und über schlauere Funktionen verfügt, der Karren heute also viel viel wertvoller ist als das damalige Vehikel. Der Verbraucher darf sich glücklich schätzen, diesen Fortschritt zu einem höheren Preis erwerben zu können. Der Inflationsberechung wird dann ein entsprechend nach oben angepasster Basispreis zugrunde gelegt, und nicht etwa der frührere Preis. Dass der Verbraucher vielleicht mit der alten Funktion zufrieden wäre und lieber ein weniger ausgefuchstes aber billigeres Auto kaufen würde, spielt keine Rolle. Wen's interessiert, der kann nachlesen, wie die staatliche Behörde "Bureau of Labor Statistics" (BLS) die Inflation als "Consumer Price Index" (CPI) berechnet, und mit dem sogenannten "Hedonic Quality Adjustment" den Wert kleinrechnet.
Auch Essen im Restaurant ist bei uns teurer geworden, denn es finden sich kaum noch Leute, die im Niedriglohnsektor arbeiten wollen. Um die 25 Dollar muss man heute für ein günstiges Hauptgericht in San Francisco hinlegen, für etwas fleischlastiges gerne $40 oder mehr. Allerdings erfuhr ich bei unserem Deutschlandbesuch im Sommer den Schock meines Lebens, als ich sah, dass deutsche Speisekarten nun ebenfalls auf diesem Niveau angelangt sind! Eines ist in Deutschland aber immer noch billiger: Bier. Während eine "Pint" im "Zeitgeist", einem der wenigen Biergärten in San Francisco, mittlerweile 9 Dollar kostet (plus 2 Dollar Trinkgeld), verlangt in Deutschland kaum ein Laden über 6 Euro.
Angelika Der letzte Winter und Frühling brachte endlich einmal wieder viel Regen und Schnee in den höheren Lagen Kaliforniens, was unseren durch Trockenperioden geplagten Bundesstaat hoffentlich besser durch die Feuersaison bringen wird. Natürlich kann ein guter Winter nicht Jahre der Dürre ausgleichen, aber helfen tut es natürlich schon. So sind die Wasserreservoirs aufgefüllt (8 von 12 sind wieder bei 75% laut offiziellen Quellen). Und nur noch 5% der kalifornischen Landfläche befindet sich momentan in einer Dürreperiode.
In Kalifornien ist es mittlerweile tatsächlich so, dass man seine Freizeitaktivitäten um die extremen Wetterphänomene herum planen muss. Wir hören in den heißeren Monaten oft: "Eigentlich wollen wir wandern und zelten gehen, aber wir wissen noch nicht genau wo, denn wir müssen erst schauen, wo dieses Jahr die Waldbrände passieren." Mein Bruder und meine Schwägerin, die uns letztes Jahr im September besuchten, konnten zum Beispiel nicht an den Lake Tahoe fahren, da ein Waldbrand in der Nähe die Luftqualität so dermaßen verschlechtert hatte, dass ein Aufhalten in der freien Natur als extrem gesundheitsgefährdend eingestuft wurde. Als wir dann im Mai dieses Jahres den umgebuchten Kurztrip in Anspruch nahmen und die Tat umsetzten, schneite es in Lake Tahoe noch, und gleichzeitig hatte die Schneeschmelze eingesetzt, was zu überfluteten Wanderwegen führte. Verrückte neue Welt. Allerdings blieben die Menschenmassen, die sonst Lake Tahoe bevölkern, der Attraktion fern, und wir hatten den Strand und See mit den noch schneebedeckten Bergen fast ganz für uns allein.
Michael Ich koche bekanntlich viel zuhause, oft bayrische Hausmannsskost, denn die ist hier in Kalifornien nicht so einfach zu bekommen. Als ich nun neulich ein paniertes Schnitzel elegant ins brodelnde Pfannenfett schlenzte, spritze es zurück, versengte mir etwas die Haut am Unterarm, und hinterließ einen Gorbatschows Glatzenmal nicht unähnlichen Brandfleck (Abbildung 26 oben).
Schlimme Schmerzen stellten sich ein! Zum Glück habe ich für solche Unfälle die richtige Medizin zur Hand, nämlich den chinesischen Wunderbalsam "Ching Wan Hung" im Badezimmerschrank, den es bei Amazon für kleines Geld zu kaufen gibt. Das ist so ein Döschen mit einer rostbraunen und interessant orientalisch nach ätherischen Ölen riechenden kettenfettartigen Schlotze, die trägt man kühlend auf Brandwunden auf, und schon lässt der Schmerz nach.
Außerdem scheint sie die Heilung der Haut zu beschleunigen, und der Narbenbildung vorzubeugen, denn selbst der schnitzelfettbedingt schlimme Fleck am Unterarm verkrustete innerhalb einer Woche und schöne rosa neue Haut wuchs darunter nach. Nach zwei Wochen konnte man nichts mehr sehen. Besser wär's freilich, solche Unfälle beim Kochen zu vermeiden, aber falls doch was passiert, ist der Balsam sehr zu empfehlen. Toppprodukt!
Michael Würde man aufmerksame Autofahrer in unserer Bay Area danach fragen, welche Automarke wohl am dominantesten auf den Straßen vertreten ist, käme "Tesla" wohl auf einen der vordersten Plätze. Und auch andere Elektroautos kauft der Kalifornier gern, dabei ist die in Deutschland so oft beklagte mangelhafte Flächendeckung mit Ladesäulen hier ebenfalls ein Problem.
Doch das scheint die Ökos nicht zu stören, denn oft stellt der Arbeitgeber Ladesäulen bereit, die man während der Arbeitszeit nutzen darf, oder man lädt einfach daheim. Allerdings verfügen viele Häuser hier in San Francisco entweder über keinen Garagenplatz, oder die Garage ist voll mit Krempel vom letzten Umzug, oder die Leute haben mehr als ein Auto.
So sieht man als Spaziergänger oft atemraubende Elektroinstallationen, bei denen ein Kabel aus dem Haus zu einem auf der Straße vor der Haustür geparkten Auto führt. Einmal sah ich sogar ein Kabel, das durch ein Fenster im ersten Stock über einen Baum herunter zum Rinnstein führte! Das ist natürlich alles illegal und gefährlich, und die über den Gehsteig drapierten dicken Kabel sorgen bei Rollstuhlfahrern oder Kinderwagenschiebern vielleicht für Verdruß, aber man sieht's überall. Sicher finden die Bürokraten San Franciscos bald einen Weg, diese Elektroautofans kostenpflichtig abzumahnen, auf dass sich das leere Stadtsäckel wieder fülle!
Grüße aus San Francisco:
Angelika & Michael
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