03.07.2023   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 149  
San Francisco, den 03.07.2023


Abbildung [1]: Im März 2023 kostete ein Laib Brot 11.99 Dollar.

Michael Dass alles immer teurer wird, ist euch sicher nicht entgangen, sicher fiebert ihr danach, zu erfahren, ob's uns in den USA genauso geht wie im gebeutelten Deutschland. Dazu kann ich sagen, dass hier bestimmte Waren immer schon im internationelen Vergleich absurd teuer waren (Käse, Butter, gutes Brot, Wein, Bier, Speiseeis), während Klamotten oder Rindfleisch hier eindeutig preisgünstiger sind.

Abbildung [2]: Im Dezember 2022 war das gleiche Brot noch 30% billiger.

Während der letzten 20 Jahre sind die Preise Jahr für Jahr fast unmerklich geklettert, und während ein Burrito in einem mexikanischen Restaurant 1997 etwa 6 Dollar gekostet hat, übersprang der Preis dieses Fast-Food-Essens irgendwann um 2015 die 10-Dollar-Marke, was eigentlich eine relativ akzeptable Steigerung der unumgänglichen Inflation ist. Dann kam Corona und innerhalb von zwei Jahren sprang der Preis plötzlich auf 16 Dollar hoch. Und will man Rindfleisch drauf, kommen noch 2 Dollar obendrauf, weil Rindfleisch auf einmal rar und teuer ist (Abbildung 3)!

Abbildung [3]: Rindfleisch ist sprunghaft teurer geworden.

Schaut man auf eine Tabelle mit den offiziellen Inflationsraten, zeigt sich, dass 2023 mit 8% den Vogel abgeschossen hat, ganz ähnlich wie in Europa, wo's im Jahr 2023 sogar 9.2% waren. Man sieht auch, dass die USA in den 80ern sogar noch höhere Werte hatten, um die 14%, und das sogar über mehrere Jahre.

Abbildung [4]: Inflationsrate der USA von 1960 bis heute

Wer wie ich allerdings regelmäßig im Supermarkt Lebensmittel einkaufen geht, der weiß, dass die Inflationsrate zur Zeit keineswegs bei 8% liegt, sondern viel höher. Ein Grund dafür ist, dass die Zahlen von offizieller Seite mit interessanten Verfahren heruntergerechnet werden. Kostete ein Auto zum Beispiel früher 10.000 Dollar und heute 20.000 Dollar, wird keineswegs eine Preissteigerung von 100% zugrunde gelegt. Nein, die Statistiker argumentieren, dass das Auto ja heute viel moderner ist und über schlauere Funktionen verfügt, der Karren heute also viel viel wertvoller ist als das damalige Vehikel. Der Verbraucher darf sich glücklich schätzen, diesen Fortschritt zu einem höheren Preis erwerben zu können. Der Inflationsberechung wird dann ein entsprechend nach oben angepasster Basispreis zugrunde gelegt, und nicht etwa der frührere Preis. Dass der Verbraucher vielleicht mit der alten Funktion zufrieden wäre und lieber ein weniger ausgefuchstes aber billigeres Auto kaufen würde, spielt keine Rolle. Wen's interessiert, der kann nachlesen, wie die staatliche Behörde "Bureau of Labor Statistics" (BLS) die Inflation als "Consumer Price Index" (CPI) berechnet, und mit dem sogenannten "Hedonic Quality Adjustment" den Wert kleinrechnet.

Abbildung [5]: Baguette für 7.50 Dollar im Supermarkt.

Auch Essen im Restaurant ist bei uns teurer geworden, denn es finden sich kaum noch Leute, die im Niedriglohnsektor arbeiten wollen. Um die 25 Dollar muss man heute für ein günstiges Hauptgericht in San Francisco hinlegen, für etwas fleischlastiges gerne $40 oder mehr. Allerdings erfuhr ich bei unserem Deutschlandbesuch im Sommer den Schock meines Lebens, als ich sah, dass deutsche Speisekarten nun ebenfalls auf diesem Niveau angelangt sind! Eines ist in Deutschland aber immer noch billiger: Bier. Während eine "Pint" im "Zeitgeist", einem der wenigen Biergärten in San Francisco, mittlerweile 9 Dollar kostet (plus 2 Dollar Trinkgeld), verlangt in Deutschland kaum ein Laden über 6 Euro.

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