Angelika/Mike Schilli |
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Ganz normal: Selbstfahrende Autos in San Francisco. |
Michael Auf den Straßen von San Francisco spielen sich zur Zeit geradezu futuristische Szenen ab. Erst skeptisch beäugt, aber mittlerweile voll von den Autofahrern akzeptiert, mischen sich immer mehr selbstfahrende Autos in den dichten Stadtverkehr. Als ich das erste Mal an einer Kreuzung neben einem dieser mit auffälligen Kameras bestückten Autos stand und rüber schielte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Der Fahrersitz war leer und es war auch sonst niemand im Auto zu sehen. Bei Grün fuhren wir beide los, und zwar ziemlich zügig.
Ich muss echt sagen, dass diese Autos erstaunlich gut fahren. Dazu muss man wissen, dass 90% aller Kalifornier fahren wie Zwölfjährige. Ich kenne Leute, die leisten sich BMWs für 200.000 Dollar, können aber nicht einparken. Steht man an einer Kreuzung mit vier Stoppschildern, tandelt immer einer herum, der eigentlich dran wäre, bis alle gleichzeitig losfahren und das Gehupe beginnt.
Ich hatte im Stadtverkehr schon mehrere Begnungen mit den von Google betriebenen selbstfahrenden Waymo-Autos, und jedesmal war ich bass erstaunt, wie gut deren Fahrcomputer komplexe Situationen meistert. Von der Firma Cruise, hinter der General Motors steckt, fahren ebenfalls Autos herum, auf ähnlichem Niveau. Einmal kam ich gleichzeitig mit einem Waymo-Auto an einem 4-Way-Stop an, und dachte mir, "oho, jetzt schauen wir mal was passiert". Eine Sekunde später fuhr das Waymo-Auto vorsichtig in die Kreuzung rein, genauso, wie das ein menschlicher Autofahrer, der auf Zack ist, auch machen würde.
Einmal sah ich, dass mir auf der Gegenfahrbahn einer zweispurigen aber nicht gerade breiten Straße ein Radfahrer entgegenkam, direkt hinter ihm ein Waymo-Fahrzeug samt einer Schlange normaler Autos, die sich nicht zu überholen trauten, weil's zu eng war. Ich fuhr auf meiner Seite etwas weiter rechts ran, um Platz zu machen, und zack! kam das Waymo-Auto einen halben Meter über die Mittellinie und überholte den Radfahrer sicher und souverän. Das hätte sich hier kaum ein Autofahrer getraut, und ich war überrascht, dass es dem Fahrcomputer eingetrichtert worden war. Hut ab!
Auch als Taxi kann man die führerlosen Fahrzeuge schon anheuern. Man lädt sich die App "Waymo-One" oder die von der Konkurrenz, "Cruise", aufs Telefon herunter und bucht dann wie mit Uber oder Lyft die Fahrt. Allerdings ist dieses Geschäft den beiden Firmen zurzeit nur nachts erlaubt. Die Stadt San Francisco hat die Genehmigung nur zwischen 22 Uhr abends und 5 Uhr morgens ausgestellt.
Es ist schon etwas gruselig, in ein Auto ohne Fahrer einzusteigen, aber Freunde haben mir berichtet, dass sie sicher am Fahrziel angekommen sind. Die selbstfahrenden Autos schlagen übrigens merkwürdige Routen durch die Stadt ein. Weil es technisch einfacher ist, rechts als links abzubiegen, wählen sie nicht die kürzesten Routen, sondern die ohne Linksabbiegen. So fahren sie leichte Umwege, die ein menschlicher Fahrer wohl nicht wählen würde, aber immerhin gab's noch keinen schweren Unfall. Wie immer regen sich die ewiggestrigen Alt-Hippies der Stadt über die Neuerung auf, wie zum Beispiel neulich, als es eine Schießerei mit neun Verletzten in San Franciscos Stadteil Mission gab, und ein Cruise-Auto anhielt und nicht weiter fuhr, auch als der Rettungswagen durch wollte. Linkslastige Stadträte regten sich mehr über das Auto auf als über die Schießerei! Und kürzlich überfuhr ein Waymo-Auto einen Hund, der sich von Herrchen losgerissen hatte und hinter einem Auto hervor auf die Straße gerannt war. Ja mei, das passiert halt, auch mit menschlichen Fahrern, aber beim Robotaxi geht die Motzerei los. Kommen wird die Technologie trotzdem, meinen Segen hat sie jedenfalls!
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