Michael Ein feines Steak schmeckt gleich viel intensiver, wenn ein feuriger Grill die Oberfläche leicht bräunt. Färbt es sich hingegen schwarz, schreit der Deutsche gleich: Krebserregend! und schickt es in die Küche zurück oder schneidet murrend drum herum. Interessanterweise scheren sich Amerikaner hier nicht um ihre Gesundheit, sondern schätzen angebrannte Grillwaren nachgerade.
Mein Arbeitskollege Dave isst zum Beispiel zu Mittag oft ein Sandwich, dessen Toastscheiben er im Röster lässt, bis sie schwarz werden (Abbildung 1). Meine belustigten Kommentare, dass er statt dessen gleich eine Zigarette rauchen könnte, weist er weit von sich und auf meine Frage, warum er seinen Toast anbrennt, antwortet er lachend: "Because I like it that way!" ("Weil ich es so mag"). Er raucht und trinkt übrigens nicht, weil es ungesund ist.
Die meisten Amerikaner lernen angebrannte Speisen schon im Vorschulalter zu schätzen. Pfadfindergruppen rösten am Lagerfeuer gerne flauschige Marshmallows (eine watteartige Süßigkeit), bis deren Oberfläche sich schwarz färbt. Mit einem Plättchen Schokolade werden sie dann zwischen zwei Bisquithälften gepresst und gierig verschlungen. Die Speise heißt S'more, und leitet sich angeblich von "Some more" ("Noch mehr") ab (Abbildung 2).
Oder würde in Deutschland irgend jemandem beim Anblick der Postwurfsendung in Abbildung 3 mit teilweise sehr angesengten Grillwaren das Wasser im Munde zusammen laufen? Wohl kaum. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob das Schwärzen der Speisen tatsächlich so ungesund ist, wie es in Deutschland gelehrt wird. Selten genossen haben die angekokelten Fleischwaren vielleicht gar keine großen Auswirkungen auf die Gesundheit, wir essen im Urlaub zum Frühstück auch gern mit Speck gebratene Eier zum Frühstück, obwohl deutsche Mediziner wohl die Augen rollen würden.