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Angelika/Mike Schilli |
Autos mieten von privat: Turo
Valley of Fire
Las Vegas für Profis
Video Poker
Las Vegas Neon Museum
Trinkwasser am SFO-Flughafen
Trumps Wiederwahl 2020
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Michael Im Urlaub fahren wir in fremden Städten regelmäßig mit Mietwägen herum, allerdings bucht man dann eine "Kategorie" und keinen bestimmten Autotyp. Bei Sixt in München ist es mir mal passiert, dass ich die Klasse "VW Golf GTI" gebucht habe, und am Schalter versucht wurde, mir einen Opel Mandriva, einen Minivan für Fußballmutties, anzudrehen. In Las Vegas buchte ich mal einen Prius, aber als ich dann dort aufkreuzte, war kein Prius da. Ich machte Rabatz, und ließ mich schließlich mit einem japanischen Sportwagen, einem Infinity G37S, besänftigen. Aber ich wollte schon immer mal einen Prius fahren, das sagenumwobene Hybridauto, mit dem Amerikaner seit gut 20 Jahren Benzin sparen, weil der kleine Benzinmotor einen großen Akku auflädt, der dann das Auto in ruhigen Phasen benzinlos antreibt. Während unser Honda Fit gute acht Liter auf 100km schluckt, begnügt sich ein Prius mit vier. Ich weiß, ich weiß, in Deutschland schleichen die Leute mit Matchboxautos umher, die auch nur vier Liter schlucken, aber in Amerika geht's nun mal nicht unter 100 PS.
Nun machte sich jüngst die Firma Turo auf, den Paragraphendschungel der Vorschriften und Versicherungen für kommerzielle Autovermieter aufzubrechen (wie AirBnB für Hotels und Uber für Taxis), und als Agentur zu agieren, mittels der Privatleute ihre Autos an andere Privatleute vermieten. In Deutschland gibt es die Firma meinen Recherchen zufolge übrigens ebenfalls schon! Mittels einer Smarphone-App wählt man aus einem reichhaltigen Angebot von Autos aus, macht einen "Trip" aus, und dann trifft sich der Mieter ("Guest") zum Abholtermin mit dem Vermieter ("Host") zur Schlüsselübergabe, und los geht's. Per App macht man bei Abholung und Rückgabe jeweils Fotos vom Auto, damit sichergestellt ist, dass der Mieter keine neue Schramme reinfährt. Und abschließend bewerten Mieter und Vermieter sich gegenseitig mit bis zu fünf Sternen, damit zukünftige Turo-Kunden sich ein Bild von beiden machen können.
Neuere Prius-Modelle gab es in San Francisco bei Turo für etwa 60 Dollar pro Tag zu mieten, und ich wählte eine Vollkaskoversicherung mit einer hohen Selbstbeteiligung ($3000), die weitere $15 Dollar pro Tag kostete. Insgesamt ein lohnender Spaß fürs Wochenende. Für Luxuskarossen zahlt man allerdings etwas mehr, für einen Tesla Model S zum Beispiel rund $150. Aber gut, das ist natürlich viel billiger als der Anschaffungspreis von $80.000. Da Privatautos die meiste Zeit eh bloß dumm rumstehen, ist das Geschäft für Mieter und Vermieter gleichermaßen lohnend, der Vermieter kriegt einen Teil seiner immensen Anschaffungs- und Wartungskosten erstattet, und der Mieter hat die Gelegenheit, mal das Auto seiner Träume zu fahren, auch wenn's nur für einen Tag ist, aber damit spart er sich den Kauf eines rasch an Wert verlierenden Vehikels.
Abholung und Rückgabe klappten bei unserem Selbstversuch reibungslos. Der Verleiher entpuppte sich als ausgesprochen netter Mensch in einem Nachbarviertel, der sich sogar die Zeit nahm, mir die verschiedenen Energiesparmodi des Fahrzeugs zu erklären und einige gute Fahrtipps zu geben. Es machte Spaß, mit dem Wägelchen unsere üblichen Wochenenroutinen zu erledigen: Lebensmittel einkaufen, zu Ikea fahren, zum Fußballplatz, und so weiter. Der Prius C, die kurze Version des Originalmodells, ist natürlich kein Sportbolide, aber man gewöhnt sich daran, nach einer Weile ist das Fahren deutlich entspannter, und man versucht automatisch, das Gasgeben so zu beschränken, dass die Anzeige im Eco-Modus und der Benzinmotor ausbleibt -- gut, vielleicht ein Grund dafür, dass Prius-Fahrer als elende Schleicher verschrieen sind. Ich habe sogar getestet, ob mein großes, 2,40m langes Surfboard reinpasst (check!) und ein neuer bei Ikea gekaufter Schreibtischstuhl ließ sich mühelos durch die Heckklappe auf die durch Sitzumklappen vergrößerte Ladefläche bugsieren. Ein gut konstruiertes Auto, das muss man sagen.
Wie ist der Mietwagen bei Turo nun versichert? Wie immer gilt es hier, genau hinzusehen, und den Unterschied zwischen Haftpflicht (Liability) und Vollkasko (Loss/Collision) zu beachten. In Amerika bleibt die Haftpflichtversicherung normalerweise beim Auto, wenn wir also zum Beispiel unser Auto an einen Freund verleihen, und der baut einen Unfall, haftet unsere Haftpflichtversicherung für den Fremdschaden -- allerdings zum Klang unserer nach oben schnellenden Prämien. Vermietet ein Privatmann sein Auto auf Turo, schiebt dessen Haftpflicht aber im allgemeinen einen Riegel vor, kommerzieller Autoverleih ist meist im Vertrag explizit ausgeschlossen. Allerdings hat Turo hier vorgesorgt und mit einem großen amerikanischen Versicherer (Liberty Mutual) eine Gruppenversicherung abgeschlossen, mit der jedes durch Turo vermietete Auto mit einer Million Dollar Deckung haftpflichtversichert ist.
Interessanterweise bietet Turo aber auch dem Mieter verschiedene Versicherungspakete an, die hauptsächlich die Selbstbeteiligung der Vollkasko-Versicherung regeln, aber angeblich auch die Haftpflicht beeinflussen, die je nach Paket zwischen einer Million Dollar und dem viel niedrigeren bundesstaatlich festgelegten Minimum (in Kalifornien zum Beispiel bei Personenschäden nur $15.000 pro Person, $30.000 pro Unfall, und $5.000 bei Sachschäden) schwankt. Das Ganze riecht nach totalem Versicherungschaos, denn bei einem Unfall sind nun bis zu vier verschiedene Versicherer im Spiel: Die Haftpflicht des Vermieters, die Gruppenversicherung von Turo, die Haftpflicht des Mieters (wenn er eine für sein Privatauto hat, die auch für Mietwägen gilt) und die vom Mieter eventuell bei Turo mit der Vollkasko im Gesamtpaket hinzugekaufte. Bei einem Unfall darf sich der Mieter ohne Zweifel auf ein paar Runden "Buchbinder Wanninger" am Telefon einstellen. Hingegen kostet die Vollkasko-Versicherung, die bei Schäden am Mietwagen einspringt, je nach Selbstbeteiligung zwischen 18% und 80% des Mietpreises. Bei 18% muss der Mieter bei einem Schaden am Auto $3000 selber zahlen, bevor die Versicherung einspringt. Bei 80% zahlt die Versicherung alles, allerdings gibt's diese Variante nur bei Fahrzeugen, die weniger als $35.000 kosten.
Mit dem Auto waren wir sehr zufrieden, sogar das Fahren im Stau macht mit dem Prius Spaß, da er automatisch leicht abbremst und mit der gewonnenen Energie die Batterie auflädt, wenn man nur den Fuß vom Gaspedal nimmt, und ohne dass man dauernd auf die Bremse treten muss, wenn der Vordermann ruckelig fährt. Die bunte grafische Anzeige im Armaturenbrett verführt allerdings wohl dazu, dass Prius-Fahrer nur sehr langsam beschleunigen, damit das Eco-Meter im grünen Bereich bleibt -- was wohl zum eingangs erwähnten Schleicher-Image beiträgt. Aber tritt man ordentlich rein, geht schon ein bisserl was, 99 PS sind schließlich kein Pappenstiel.
Für unseren zweiten Turo-Trip buchte ich dann einen Tesla Model 3. Mit den im Preis enthaltenen 100 Meilen plante ich eine Route rauf nach Norden über die Golden Gate Bridge, dann runter über die schlängelnde Passstraße nach Muir Beach, wo wir eine kleine Wanderung machten. Dann ging's rauf nach Point Reyes Station zum Mittagessen, rüber nach Nicasio zu unserer Lieblingskäserei und wieder zurück über die Brücke und in die Stadt. Das waren 90 Meilen, und die Akkuanzeige des Tesla ging von 66% auf 30% zurück. Das Wägelchen hat zwar "nur" 270 PS, beschleunigt aber komplett linear und so stark, dass man sich wie in einer Achterbahn gegen den Sitz gedrückt fühlt. Ich schnupfte reihenweise deutsche Luxussportwagen.
Bevor man einen Tesla fährt, sollte man sich unbedingt ein paar Erklärvideos anschauen. Ein Normalbürger könnte nicht mal die Fahrertür mit ihrem eigenwilligen Türgriff öffnen. Im Fahrersitz sucht man dann nach dem Schalthebel, und findet heraus, dass Tesla den Scheibenwischerhebel rechts des Lenkrads zum Schalthebel umfunktioniert hat: Nach oben ziehen, wenn man rückwärts fahren will, nach unten geht's vorwärts. Den Scheibenwischer schaltet man auf dem Tablet in der Mittelkonsole an, indem man sich durch Wischen und Tippen durch Menüs arbeitet. Zweimal drückt man den Schalthebel nach unten, um den Autopiloten einzuschalten, der den Abstand zum Vordermann sowie die Spur auf dem Freeway hält. Diese Funktion setzt sogar selbständig zum Überholen an, wenn man den Blinker betätigt, aber das war mir dann doch zu riskant. Vor dem Zurückgeben des Fahrzeugs wollte der Eigentümer noch, dass ich den Tesla durch eine automatische Waschanlage fahre, und als ich dort ankam fiel mir siedendheiß ein, dass man dafür ja den Gang "N" wie Neutral (also Leerlauf) einlegen muss, aber wie geht das mit einem Hebel der nur "R" für "Reverse" und "D" für "Drive" hat? Zum Glück sah ich einen Waschanlagenmann vor der bereits gefährlich rotierenden Bürste, und ich kurbelte das Fenster runter und fragte schnell, wie man einen Tesla auf "N" stellt. Der kannte das Problem schon, und langte einfach rein, zog den Hebel nur ein bisschen, also nicht ganz nach unten und wartete zwei Sekunden, bis das Tablet "N" anzeigte. Da muss man erst mal drauf kommen!
Angelika Seit wir in den USA wohnen, sind mir die sogenannten "State Parks" sehr ans Herz gewachsen. Viele sind so spektakulär wie die berühmten Nationalparks, aber oft nicht so überlaufen und überschaubarer. Nationalparks verwalten in den USA die Bundesbehörden ("federal government"), während die "State Parks" unter der Aufsicht des jeweiligen Bundesstaates stehen. Kalifornien hat allein 280 State Parks und gehörte zu den Bundesstaaten, die den Naturschutz mit Hilfe des State-Park-Systems früh vorantrieben. Der kalifornische Goldrausch, in dem viele Landschaften gnadenlos verschandelt und ausgebeutet wurden, um Gold zu schürfen, führte nämlich schon 1864 dazu, dass im Yosemite Tal Land unter Naturschutz gestellt wurde, mit dem Ziel das Land zu erhalten und der Bevölkerung für Erholungszwecke zur Verfügung zu stellen.
Nun gibt es nicht nur in Kalifornien "State Parks", sondern auch in Nevada. Und als wir neulich wieder in Las Vegas waren, machten wir einen Tagesausflug zum "Valley of Fire" ("Tal des Feuers"), dem ältesten und größten State Park in Nevada. Diesen Park haben wir im Jahr 2003 schon einmal besucht und wir hatten uns schon lange vorgenommen, ihn noch einmal aufzusuchen, um dort zu wandern. Da der Park nur 80 Kilometer nordöstlich von Las Vegas liegt und wir dieses Mal im nicht mehr ganz so brüllheißen Monat Oktober auf Tour waren, ließen wir den Strip mit seinen Casinos an einem Tag hinter uns und brausten mit unserem Mietauto in die Natur. Im Sommer ist es nämlich nicht ratsam, den Park zu bewandern, denn die Durchschnittstemperaturen liegen bei mindestens 40 Grad Celsius, klettern aber auch schon mal auf knackige 50 Grad hoch.
Wer wandert, muss gestärkt sein, und so holten wir uns in dem kleinen Örtchen Overton, das gleich um die Ecke vom "Valley of Fire" liegt, ein deftiges Sandwich in dem Laden mit dem schönen Namen "The Inside Scoop". Wobei sich "Scoop" auf eine Eiskugel bezieht, denn in dem Establissement gab es nicht nur herzhafte belegte Brote, sondern auch selbstgemachtes Eis. Mein Sandwich war so dick belegt, das ich es später kaum in den Mund bekam, ein untrügliches Zeichen, dass wir uns in der Pampa befanden, wo die Essensportionen proportional zu der nicht vorhandenen Bevölkerungsdichte zu wachsen scheinen.
Im Park zahlten wir zunächst den Eintritt von 10 Dollar pro Auto über ein Selbstzahlungssystem. Der Besucher schnappt sich dabei am Eingang des Parks einen kleinen von der Parkbehörde bereit gestellten Umschlag aus einer braunen briefkastenähnlichen Vorrichtung. Dann trägt er in der Regel seinen Namen, Autokennzeichen und das Datum des Besuchs auf der Vorderseite des Umschlags ein (in der Hoffnung dass der bereit gestellte Stift funktionert), packt 10 Dollar in den Umschlag (ja manchmal braucht man auch in den USA noch passend abgezähltes Bargeld), klebt den Umschlag zu und reißt den kleinen Kontrollabschnitt vom Briefumschlag ab, den man dann sichtbar auf das Amaturenbrett ins Auto legt, nachdem der mit Geld gefüllte Briefumschlag in dem Schlitz des briefkastenähnlichen Gebildes deponiert wurde. Nach diesem bürokratischen Akt mussten wir uns dann erst einmal stärken und suchten uns ein lauschiges Plätzchen an einem Picknicktisch unter einem riesigen Felsen, der schön Schatten spendete in der trockenen Wüstenlandschaft und aßen unsere Sandwiche, was dutzende kleine Erdhörnchen gleich aus ihren Löchern lockte, denn sie hofften auf Brösel und andere Leckereien.
Im Park machten wir dann zwei schöne Wanderungen: "White Domes" ("weiße Kuppeln") und "Fire Wave" ("Feuerwelle"), um die Schönheiten des Parks zu genießen. Das Tal des Feuers ("Valley of Fire") zeichnet sich nämlich durch wunderschöne rote Sandsteinformationen aus. Diese entstanden vor 150 Miliionen durch die komplexen Bewegungen von großen Sanddünen. Obwohl eigentlich relativ viele Besucher im Park waren, machten wir wieder die Erfahrung, dass wir schnell fast allein waren auf den Wanderwegen, denn viele der Touristen stiegen nur aus ihren Autos aus, machten schnell ein paar Fotos mit ihren Handys und brausten wieder davon. Dabei ist gerade das Schöne beim Bewandern der Wege, immer wieder neue einzigartige Sandsteingebilde zu entdecken, die sich mit der unterschiedlich stehenden Sonne farblich verändern. Mich fasziniert dabei besonders die Stille in der Wüste, denn ruhig und leise ist es weder in San Francisco noch bei meinem Job in der Schule. Die zweite Wanderung führte uns durch die Wüstenlandschaft zu einer riesigen Steinsformation, die wie eine große, sich rippelnde Welle aussah. So als ob sich Wasser in Stein verwandelt hätte mit rötlichen, braunen und beigen Farbschattierungen. Einmalig schön!
Michael Las Vegas gehört zum Pflichtprogramm für deutsche Touristen, für ist es uns jedoch ein spezieller Ort, weil wir uns dort vor ewigen Zeiten kennengelernt haben. Wir fahren hin und wieder hin, um unsere Erinnerungen aufzufrischen, und zu beobachten, was sich in dieser Stadt des Irrsinns seit unserem letzten Besuch nun schon wieder alles verändert hat. Und da ist laufend etwas geboten.
Und natürlich ist Las Vegas ein Neppzentrum für Touristen, das seinesgleichen sucht, aber unser Trick besteht darin, uns wie Einheimische zu bewegen. Das fängt schon kurz nach der Landung am Flughafen an, wenn Touristen am Alamo- oder Budget-Schalter stundenlang Schlange stehen, bis sie einen Mietwagen zugewiesen bekommen, während wir einfach in unser Hertz-Auto springen und abfahren. Dann geht's keineswegs sofort ins gebuchte Hotel am Strip, sondern schnurstracks zu einem großen Supermarkt, wo wir Mineralwasser in Flaschen und sonstige Getränke en gros einkaufen. Casino-Hotels verkaufen Getränke nur in der Minibar oder kleinen Shops zu Mondpreisen, unter fünf, sechs Dollar bekommt man dort kein Mineralwasser mehr. Das Casino zu verlassen ist extrem nervig, denn man latscht sicher zwei, drei Kilometer zu Fuß bis zum nächsten Laden.
Beim Parken des Mietwagens bevorzugen wir das sogenannte Self-Parking in Hotelgaragen wie dem Encore oder Vdara. Valet-Parking, bei dem ein Hotelfritze das Auto parkt, ist, auch wenn es das Hotel kostenlos anbietet, ein völlig idiotisches Konzept, denn braucht man das Auto wieder, steht man dumm vor dem Eingang rum, bis der Fritze den Mietwagen endlich wieder aus der Garage hergeholt hat und muss ihm dafür auch noch Trinkgeld geben! Wir rollen unser rollendes Gepäck einfach von der Self-Parking-Garage an die Rezeption des Hotels, checken ein, und fertig ist der Lack. Brauchen wir das Auto, steigen wir ein und fahren los. Wer übrigens nur in der Stadt bleibt, sollte gar kein Mietauto buchen, sondern ist mit Uber und Lyft besser bedient, aber wir düsen gern noch in der näheren Umgebung herum.
Beim Essengehen gilt: Den aus ganz Amerika angereisten Leuten ist es völlig wurst, was es kostet, denn wer zuhause nur einen Diner hat, in dem die Leute mit Baseballkappe auf sitzen, gibt gerne das Wochengehalt eines Bauarbeiters für ein recht weltmännisches Abendessen aus, solange letzteres auf teurem Leinen serviert wird, und zwischen den Tischen wichtigtuerische Ober herumwuseln. Restaurants in Casinos am Strip sind grundsätzlich etwa doppelt so teuer wie in einer Stadt mit viel Restaurantauswahl, wer ein besseres Preis/Leistungsverhältnis sucht, ist in einem der hippen Restaurants westlich des Strips aufgehoben, wenngleich die eingesesseneren Läden dort mittlerweile auch ganz schön happige Preise verlangen.
Bei den Hotelpreisen ist zu beachten, dass praktisch alle großen Hotels am Strip eine absurde Neppgebühr von etwa $45 am Tag draufschlagen, die sie "Resort Fee" (Rundbrief 10/2016) nennen, was aber kein aufrechter Mensch begründen kann, ohne gleich loszuprusten. Klassischer Nepp, muss man eben auf den Zimmerpreis draufschlagen. Erstaunlich, dass dieses Verbrechertum noch nicht geahndet wurde, aber vielleicht gibt's ja in zehn Jahren eine Sammelklage, und alle Geneppten kriegen ihr Geld von den Casinoverbrechern zurück, zu wünschen wär's. Wichtig ist noch, dass die Nächte von Freitag/Samstag und Samstag/Sonntag etwa doppelt so teuer sind wie alle anderen. Wer seinen Besuch also um einen Tag verschieben kann, spart unter Umständen bares Geld.
Zu bedenken gilt allerdings, dass die Casino-Schlawiner mit allen Wassern gewaschen sind und sich immer neue Tricks einfallen lassen, den Leuten das hartverdiente Geld aus der Tasche zu ziehen. Beim nächsten Besuch ist hundertprozentig wieder alles noch teurer!
Michael Das "Gambeln" im Casino ist in Las Vegas für viele Besucher die Hauptattraktion. Manche sparen das ganze Jahr, um dann am Blackjack- oder Craps-Tisch ein paar Stunden lang die Sau rauszulassen -- und ohne Geld wieder heimzufahren. Wir halten uns ebenso ganz gern mal ein Weilchen im Casino auf, aber nicht nur wegen den Daddelautomaten, sondern weil sich dort menschliche Tragödien abspielen, die eben nur im Casino passieren. Bei unserem letzten Besuch belauschten wir ein Pärchen, bei dem die Frau dem Mann verriet, dass sie ein schlechtes Gewissen hätte, das Geldgeschenk ihrer Oma zu verjubeln, und ob sie es nicht lieber in eine Tankfüllung fürs Auto investieren sollte. Neinnein, meinte der Mann, es sei schließlich jetzt ihr Geld und sie könne es ausgeben wie sie wolle!
Wir sind keine großen Gambler, aber die fast schon etwas veralteten Video-Poker-Automaten faszninieren uns doch. Wir spielen nach einigen einfachen Regeln, nach denen man 99% seines Einsatzes wieder rausbekommt, und dabei servieren einem die Casino-Kellnerinnen während man daddelt umsonst hochpreisige alkoholische Getränke, für die man der Kellnerin jeweils nur etwa ein bis zwei Dollar Trinkgeld in die Hand drückt.
Im Rundbrief 03/2009 habe ich das Spiel und die Strategie schon mal beschrieben, deshalb nur kurz zur Wiederholung: Es gilt, von fünf anfangs ausgeteilten Karten die richtigen zu behalten, und die restlichen einmal umzutauschen, auf dass eine schöne Pokerhand entsteht: ein hohes Pärchen, ein Full House, ein Straight oder gar ein Royal Flush. Je nach Wert des Blatts zahlt der Automat dann den Gewinn aus oder schweigt still. Mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung kann man ausrechnen, welche Karten man von einer gegebenen Hand für eine möglichst hohe Gewinnchance behält und welche umtauscht. Für jede Situation schreibt die Mathematik den "korrekten" Spielzug vor, die einzelnen Regeln allerdings im Kopf zu behalten, ist nicht ganz einfach.
Aber mit etwas Übung kommt man auf etwa 99% Rückzahlquote, ganz ausgefuchste Profis schaffen sogar 99,5% -- das Casino gewinnt also von hundert eingesetzten Dollars immer 50 Cent, was allerdings den alkoholbefeuerten Spaß mehr als wert ist. Wer zuhause schon mal testen möchte, ob er die Regeln beherrscht, dem empfehle ich die Smartphone-App "Winpoker", die nicht nur das Automatenspiel akkurat simuliert, sondern auch Warnungen ausgibt, falls der Spieler besser andere Karten ausgewählt hätte als die angeklickten. Die App rechnet sogar aus, wie viel jeder Spielfehler kostet, in Heller und Pfennig, und mathematisch Interessierte können die Gewinnwahrscheinlichkeiten unterschiedlicher Spielzüge miteinander vergleichen. Da lacht das Kind im Manne.
Angelika Wenn es um Las Vegas geht, kommt bei uns aus verständlichen Gründen Sentimentalität auf. Manchmal vermissen wir das alte Las Vegas schon sehr. Schließlich fuhren wir damals als Studenten hin, um billig und ausreichend an den "All You Can Eat" Buffets zu essen, ein erschwingliches Mietauto zu ergattern, und anschließend in die diversen Nationalparks zu sausen. Las Vegas hat sich seit unserer ersten Begegnung dort schon viele Male wieder neu erfunden, aber für uns umweht die Stadt Nostalgie, weil wir uns eben dort kennengelernt haben. Wir werden bei unseren Besuchen nicht müde, danach zu suchen.
Im "Neon Museum" kamen wir dieses Mal auf unsere Kosten. Jeder, der schon einmal in Las Vegas war, weiß, dass einen dort bunte überdimensionierte Neonreklamen auf Schritt und Tritt verfolgen, die funkeln und blinken. In Las Vegas scheinen die Lichter niemals auszugehen. Viele dieser Neonschilder haben einen gewissen Ikonenstatus erreicht, weil sie entweder ein besonders schönes oder auch kontroverses Design aufweisen oder zu einem Casino gehörten, das es schon lange nicht mehr gibt, aber einmal einen wichtigen Platz in der Geschichte Las Vegas innehatte.
Das 1996 gegründete Neon Museum hat sich die Aufgabe gestellt, diese alten Schilder zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Freilichtmuseum stellt sie alle draußen im sogenannten "Boneyard" zur Schau und der Besucher läuft durch die angelegten Wege und kann die ebenerdig aufgestellten Neonschilder bewundern. Die Sonne brennt dabei gnadenlos vom Himmel, denn Las Vegas liegt bekanntlich in der Wüste und es gibt in den Freilichtkulissen keinen Schatten. Wir fanden uns am späten Nachmittag im Museum ein, weil dann die Sonne die Neonschilder im besonders schönem Licht erschienen ließ.
Die Idee für das Museum entstand, als 1996 das berühmte Casino und Hotel "The Sands" schloss und niemand wusste, wohin mit dem geschichtsträchtigen und überdimemsional großen "Sands"-Schild. Es wanderte leider auf den Müll. Die freundlichen Museumsangestellten erklärten uns, dass oft die Größe der Schilder ein Problem darstellt, denn der Abbau und Transport ist kostspielig.
Die Firma "Young Electric Sign Company" (YESCO), die ihren Sitz in Salt Lake City in Utah hat, hat viele dieser Schilder gefertigt und gilt auch heute noch als führend in der Branche. Im Neonmuseum befinden sich mittlerweile viele bekannte Schilder, wie das von den Casinos "Stardust", "Aladdin", "Riviera" oder "Sahara". Mir gefielen aber besonders die unbekannteren, so zum Beispiel ein Milchmannmännchen, das Milch bringt. Das Museum kostet 30 Dollar Eintritt pro Person. Man darf nur mit seinem Handy oder mit seinem Tablet fotografieren. Trotz des hohen Eintrittspreises können wir den Besuch im Museum wärmstens empfehlen.
Michael Flugreisende kriegen auf Langstrecken oft so einen Durst, dass Stewardessen kaum noch mit dem Nachschenken hinterherkommen. Deswegen empfiehlt es sich, Mineralwasser in Flaschen mitzuführen. Doch, oh weh, leider erlaubt es die Sicherheitskontrolle am Flughafen nicht, Flüssigkeiten durchzuschleusen, sodass es sich mittlerweile eingebürgert hat, dass Reisende im Gate-Bereich noch schnell eine Plastikflasche mit Wasser zu einem totalen Mondpreis erstehen. Sagte ich Plastik?! Um Himmels willen, Plastikmüll, das geht doch heute nicht mehr im grünen San Francisco!
Amerikanisches gechlortes Leitungswasser zu trinken ist auch nicht jedermanns Sache, und deswegen installierten die Betreiber des neugestalteten Terminal 1 des SFO-Flughafens, das seit neuestem mit "Harvey Milk Terminal" den Namen eines stadtbekannten Schwulenaktivisten der 70er-Jahre trägt (Rundbrief 07/2006), "Hydration Stations" genannte Abfüllstationen. An diesen füllen Fluggäste Britta-gefiltertes Leitungswasser in selbst mitgebrachte Behälter ab. Damit keiner seinen versabberten Flaschenrand an den Abfüllstutzen hält und damit irgendwelche Keime verteilt, aktivieren die Stationen den Wasserstrahl per Lichtschranke, falls man ein Gefäß unter ein nach oben weisendes Loch am Chromrahmen der Station hält.
Wer vergessen hat, seine private Flasche mitzubringen, kann am Kiosk zum Preis von vier oder fünf Dollar mit Wasser vorgefüllte wiederverwertbare Flaschen in zwei verschiedenen Größen erwerben. Die Abfüllmaschine kam mir übrigens merwürdig bekannt vor: in unserem Fitnesscenter bei Apple, in dem ebenfalls keine Plastikflaschen mehr ausgegeben werden, steht genau der gleiche Kasten der Firma "Elkay". Damit tritt San Francisco nun offiziell ins Himmelreich der Umweltengel ein.
Angelika Im letzten Rundbrief hatte ich ja versprochen, auszuführen, warum wir große Befürchtungen haben, dass Trump noch einmal wieder gewählt wird. Wie gesagt, ich wäre sehr froh, wenn meine Prognose sich als falsch herausstellt. Aber warum bin ich dieser Meinung? Es ist richtig, dass bis zum eigentlichen Wahltermin im November 2020 noch viel passieren kann, wer aber meint, dass Trump seines Amtes enthoben wird, lebt in einer Fantasiewelt, denn der republikanisch dominierte Senat wird Trump niemals in den Rücken fallen.
Doch einer der eklatanten Fehler der demokratischen Kandidaten ist, dass sie eben eine Revolution anstreben, anstatt sich darauf zu konzentrieren, Trumps Wiederwahl abzuwenden. Alles läuft letztendlich auf die demokratische Basis und das amerikanische Wahlsystem hinaus. Die Basis will nach vier Jahren Trump einen radikalen Kurswechsel sehen. Sie stellt sich deshalb hinter solche Kandidaten wie Elizabeth Warren und Bernie Sanders, die nach amerikanischen Verhältnissen mehr linksgerichtete Ideen vertreten. Eine ist, die privaten Krankenkassen, die viele durch ihre Arbeitgeber erhalten, durch eine staatlich verwaltete Krankenkasse zu ersetzen. Oder Elizabeth Warren hat sich zum Ziel gesetzt, große und mächtige Firmen wie Google, Amazon, Facebook aufzuteilen, um deren Einfluss einzudämmen.
Um die Nominierung für die demokratische Partei zu erhalten, müssen Warren und Co die Vorwahlen in den einzelnen Bundesstaaten gewinnen. Bei diesen Vorwahlen geben eingefleischte Demokraten ihre Stimmen ab, also eher die, die eine Revolution wollen. Zur Zeit liegt in einigen Bundestaaten wie Iowa oder New Hampshire, die ihre Vorwahlen zuerst abhalten, aufgrund von Umfragen Elizabeth Warren vorne, dicht gefolgt von Bernie Sanders. Auf nationaler Ebene ist Joe Biden allerdings immer noch der Vorreiter. Das Problem ist jetzt nur, dass wenn Joe Biden die Vorwahlen in den früh wählenden Bundesstaaten nicht gewinnt, sich die ganze Wahlmaschinerie verselbständigt und Wahlkampfspenden dann eher an die Gewinner fließen und die Riege der demokratischen Kandidaten sich lichtet, weil vielen schlichtweg das Geld ausgeht.
Das Problem mit Elizabeth Warren und Bernie Sanders ist hingegen, dass sie, wenn sie gegen Trump antreten sollten, Stimmen von Unabhängigen und moderaten Wählern brauchen, um die sogenannten "Swing States" zu gewinnen, also die Bundesstaaten, die mal an den demokratischen Kandidaten gehen und ein anderes Mal an den republikanischen. Ohne diese Bundesstaaten kann kein Kandidat, durch das Wahlmännersystem bedingt, Präsident werden, denn es reicht eben nicht, die Mehrheit der direkten Stimmen zu haben. Leider hat Joe Biden in den Debatten nicht gerade geglänzt. Jetzt ist auch noch der ehemalige Bürgermeister von New York bei den Demokraten angetreten: Mike Bloomberg, der als pragmatisch und moderat gilt und vor allen Dingen Geld genug hat, um seinen eigenen Wahlkampf zu finanzieren. Viele meinen, dass er sich das zu spät überlegt hat und darüber hinaus Joe Biden Stimmen wegnehmen könnte. Ein Drama ohne Ende, das hoffentlich nicht in einer Katastrophe enden wird.
Grüße aus dem Land der verrückten Politik:
Angelika und Michael
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