Michael Mit Hilfe eines Roku-Kästleins schauen wir bekanntlich auch im fernen San Francisco jeden Tag die Tagesschau (Rundbrief 03/2011) an. Das geht ganz bequem, denn die kleine pausenbrotgroße schwarze Schachtel links unten in Abbildung 1 kann nicht nur Netflix und Amazon Instant Video und ein Dutzend weiterer Internetangebote auf unserem Fernseher darstellen, sondern auch die Tagesschau aus Deutschland holen. Drei Klicks mit der Fernbedienung, und innerhalb von 10 Sekunden fängt sie an zu laufen. Wegen der Zeitverschiebung schauen wir sie am Wochenende auch manchmal schon nachmittags an.
Die Tagesschau ist das ideale Format für mich, um politisch auf dem Laufenden zu bleiben. Relativ neutral, ohne viel Gelaber, nur wenn ein Politiker in ein Krisengebiet fährt, sollte der ARD-Korrekturleser bei dem Satz "um sich ein Bild von der Lage zu machen" einen roten Kopf kriegen und dann den Satz mit einem dicken roten Edding aus dem Manuskript streichen. Nimmt ja wirklich überhand, gell, Tagesschau-Redaktion. Schon gemerkt?
Aber weswegen ich heute das Thema aufgreife: Gegen Ende der Tagesschau kommen am Wochenende meist ein paar Sekunden Fußball, und dann sehen wir das hässliche Testbild aus Abbildung 2. Bekanntlich stecken da geldgierige Inhaltsvermarkter dahinter, da kann der öffentlich-rechtliche Sender wohl finanztechnisch nicht mithalten, gut. Aber das Gleiche gilt auch, falls der Vettel ein Formel-1-Rennen gewinnt. Nur Exotensportarten wie Damenfußball oder Tennis gehen anscheinend. Aber heute schlug's dem Fass den Boden raus: Kam doch am Ende der Tagesschau ein Bericht über ein neu erstelltes Mahnmal zum Gedenken an Eutanasie-Verbrechen der Nazis, und während einer Einspielung eines alten Schwarzweißfilms kam das Banner "darf aus rechtlichen Gründen im Internet nicht gezeigt werden" hoch. Wirklich, Tagesschau? Manchmal frage ich mich, ob dort drüben noch alles im Lot ist.