Michael Jedes abgepackte Lebensmittel in Amerika, vom Müsli bis zum Schokoriegel, von der Dosenbohne bis zur Salami weist in einer standartisierten aufgedruckten Tabelle mit dem Namen "Nutrition Facts" Daten zum Nährwert des Produkts aus (Abbildung 2). Das amerikanische Lebensmittelamt "U.S. Food and Drug Administration" schreibt die Beschriftung schon seit 1990 vor, und sie listet im Detail auf, wieviele Kalorien, Fett, Zucker, Salz oder Vitamine ein Produkt enthält. Damit weiß der Verbraucher vor dem Kauf oder Konsum, ob ein Lebensmittel dick macht oder den Cholesterinspiegel hochschnellen lässt.
Aber enthält die Packung Tsatsiki mit dem leckeren Brotaufstrich aus Joghurt, Gewürzen und Gurken in Abbildung 1 wirklich nur 30 Kalorien, 20 davon aus Fett, wie es auf den ersten flüchtigen Blick erscheint? Natürlich nicht, denn in der ersten Reihe der Tabelle in Abbildung 2 steht, dass sich die unten folgenden Angaben nicht auf den Inhalt der Packung, sondern auf die "Serving Size" beziehen, also einer vom Hersteller vorgeschlagenen Menge, die der Konsument aus der Packung entnehmen soll. Im Fall des leckeren Gurkenjoghurts darf der Verbraucher also nicht die ganze Packung wegputzen, um seiner Wampe 30 Kalorien hinzuzufügen, sondern nur zwei Teelöffel voll, also 20 Gramm oder 1/31 der Packung. Ihr habt richtig gelesen, die Packung enthält laut Hersteller 31 Portionen! Stünde auf der Packung "dieser Brotaufstrich enthält 900 Kalorien" läge sie wohl wie Blei in den Supermarktregalen. Deswegen manipulieren die Hersteller die Serviermengen, bis vernünftige Werte herauskommen, auch wenn kaum jemand nur einen Fingerhut Tatsiki auf einen Cracker streicht und dann den Löffel zur Seite legt und die Packung in den Kühlschrank zurückstellt.
Was steht sonst noch auf der Packung? Die Servierportion von 20g Joghurt enthält laut Tabelle 2 Gramm Fett, davon 1 Gramm an gesättigten Fettsäuren ("Saturated Fat") und 0 Gramm an den mittlerweile aus Restaurants in San Francisco fast komplett verbannten Trans-Fettsäuren ("Trans-Fat"). Das fehlende Gramm zum Gesamtfettgehalt von 2 Gramm kam wohl durch einen Rundungsfehler abhanden. Weiter enthält die Serviermenge 5 Milligramm "Cholesterol" ("Cholesterin") und 95mg "Sodium", also das hauptsächlich im Speisesalz enthaltene Natrium, was laut Tabelle 4% des Tagesbedarfs abdeckt. Verschlingt jemand gierig die ganze Packung, konsumiert er 120% seines Tagesbedarfs an Salz, da heißt es Maß halten!