Angelika Morgen am 6. März findet der sogenannte "Super Tuesday" statt, da in einer Vielzahl von Bundestaaten, u.a. Ohio, Vorwahlen der republikanischen Partei auf das Präsidentschaftsamt durchgeführt werden. Mittlerweile sind noch die Kandidaten Mitt Romney, Rick Santorum, Newt Gingrich and Ron Paul im Rennen, wobei sich in Ohio nach Meinungsumfragen Rick Santorum und Mitt Romney ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
Der Aufstieg des Rick Santorums in diesem Wahlkampf hat viele überrascht, denn er galt eigentlich als chancenlos, da seine politischen Ansichten als zu extrem gelten. So hält er Verhütungsmittel für gefährlich und beäugt öffentliche Schulen und Universitäten mit Argwohn, da sie angeblich die heranwachsende Generation mit unmoralischen Ideen füttern. Seine Kinder unterrichten seine Frau und er dann auch zu Hause ("Homeschooling"). Die Klimaerwärmung hält er für erfunden und die strikte, in der amerikanischen Verfassung verankerte Trennung von Kirche und Staat würde er gern aufweichen. Der Mann wirkt ein wenig als wäre er in den 50er-Jahren stecken geblieben. Oder er hätte lieber eine Kirchenkarriere im konservativen Vatikan einschlagen sollen als eine politische Laufbahn. Santorum ist praktiziernder Katholik, aber kommt päpstlicher als der Papst daher. Seine Einstellung zu Verhütungsmitteln begründet er dann auch mit den Lehren der katholischen Kirche, lässt aber geflissentlich unter den Tisch fallen, dass die katholische Kirche den Irak-Krieg ablehnte und gegen die Todesstrafe ist. Beides befürwortet Santorum. Mitt Romney reibt sich währenddessen die Hände, denn niemand hinterfragt mehr, dass er der mormonischen Kirche angehört, weil die Presse sich lieber auf den antiquierten Katholiken stürzt.
Nun muss sich jeder rational denkende Mensch fragen: wie kann es jemand wie Santorum soweit in einem Vorwahlkampf um das wichtigste Amt im Land bringen? Denn sowohl innen- als auch außenpolitisch kommt es nicht auf ultrakonservative Fragen wie Verhütung, gleichgeschlechtliche Ehe oder die Trennung von Staat und Kirche an, sondern es geht um Arbeitsplätze, Sozialsysteme, die am zusammen brechen sind oder gar nicht erst existieren, die Überschuldung und Krisen wie die Atomwaffenambitionen im Iran. Man kann dies alles mit dem amerikanischen Hang zu schillernden, extremen Persönlichkeiten abtun, aber das wäre etwas zu einfach gedacht. Die republikanische Partei steckt in einer tiefen Krise, weil die moderaten Stimmen in der Partei immer mehr zu einer Minderheit verkommen. So warf erst vor kurzem Olympia Snowe, eine moderate, republikanische Senatorin von Maine, das Handtuch, weil sie es satt hatte, mit ihren extremen Parteigenossen zusammen zu arbeiten. Auch bei den republikanischen Vorwahlen bleibt mittlerweile der moderate Wählerstamm zu Hause und lässt den extremen Wählern den Vortritt. In einer Demokratie geht es allerdings nicht ohne Kompromisse und mit extremen Ansichten allein funktioniert irgendwann gar nichts mehr. Während sich die republikanischen Kandidaten gegenseitig zerfleischen, freut sich Obama, denn seine Popularitätswerte sind gestiegen, seitdem sich die Republikaner bei den Vorwahlen eine Schlammschlacht liefern. Mitt Romney bemerkt dann auch immer zurecht, dass Santorum keine Chance gegen Obama hat. Ob die republikanischen Wähler das genauso sehen, wird sich morgen zeigen.