Angelika/Mike Schilli |
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Goldrausch im Klondike
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Michael Wenn ihr wie ich früher gerne Donald-Duck-Hefte gelesen habt, erinnert ihr euch sicher, dass Onkel Dagobert den Grundstock zu seinem Fantastillionenvermögen im Klondike gelegt hat. In diesem Zusammenhang betont Dagobert dann immer, dass es im Klondike nur die härtesten und ausgebufftesten Goldsucher schafften und dass dieses kalte und unwirtliche Gebiet im kanadischen Yukon-Territory nichts für Jammerlappen ist.
In Seattle waren wir neulich im "Klondike-Museum" und haben uns darüber informiert, wie das anno 1897 ablief. Erst drangen Gerüchte über Goldfunde aus den nördlichen Territorien in die Hafenstädte Amerikas, und da die amerikanische Wirtschaft in den letzten 10 Jahren des 19. Jahrhunderts ziemlich brachlag, machten sich Hunderttausende auf, um in Alaska Gold zu suchen. Sie gaben ihre Jobs als Verkäufer, Fabrikarbeiter oder Bankangestellte auf, machten ihre Habseligkeiten zu Geld, fuhren nach Seattle und kauften dort Proviant für ein Jahr mitsamt Goldgräberausrüstung. Schiffe brachten die sogenannten "Stampeder" (von stampede = trampelnde Büffelherde) dann von Seattle im Nordwesten der USA hoch bis nach Alaska.
In Skagway und Dyea (gesprochen: "Dei-ii"), zwei Flecken auf der Landkarte ohne richtigen Hafen, entluden sie den Proviant, gingen von Bord und mussten erst einmal zu Fuß einen verschlammten 70 Kilometer langen Gebirgspass überwinden, um zum Lake Bennett zu gelangen, wo es mit selbstgebauten Booten und Flößen weiterging. Im Yukon-Gebiet gab's natürlich nichts zu beißen, also musste der mitgebrachte Proviant für ein Jahr reichen und der wog dementsprechend etwa eine Tonne pro Mann. Viele liefen den Pass bis zu 50 mal, um ihr Gepäck auf die andere Seite zu schaffen, das dauerte bei manchen Leuten bis zu drei Monaten! Der Pass war vollgepfropft mit Karawanen von Männern und gesäumt mit toten Pferden. Die hartherzigen Goldsucher gingen nicht gerade freundlich miteinander um. Ich habe gelesen, dass Männer, die sich kurz am Wegesrand ausruhten, oft stundenlang nicht mehr in die Karawane hineingelassen wurden, die sich Mann-an-Mann den Gebirgspass hochschlängelte. So sind sie, die Amis, das ist heutzutage im Straßenverkehr noch genauso!
Viele stellten fest, dass sie zuwenig Proviant dabei hatten oder den Strapazen nicht gewachsen waren, verscherbelten ihre Ausrüstung und fuhren enttäuscht wieder heim. Andere erkannten, dass man in den Zwischenlagern durch den Verkauf von Ausrüstungsgegenständen oder das Anbieten von Serviceleistungen eher zu Geld kommen konnte und blieben in Skagway und Dyea, ohne jemals den Yukon gesehen zu haben. Als das Eis auf den Gewässern nach dem langen Winter endlich am 29. Mai 1898 brach, setzten sich binnen 48 Stunden 7124 aus den Baumbeständen der Umgebung zusammengezimmerte Seefahrzeuge in Bewegung, um auf dem Klondike River zu der Goldgräber-Zeltstadt Dawson City im Yukon zu gelangen. Aus der notdürftigen Siedlung wurde bis zum Sommer eine brummende Stadt mit Holzhäusern, Straßen und 30.000 Einwohnern. Sie existiert noch heute, obwohl der Goldrausch in Dawson schon nach zwei Jahren wieder beendet war.
Reich wurden im Klondike nur ganz wenige, und die ließen es dann gehörig krachen, auch wenn in Dawson City für alltägliche Waren teilweise das Hundertfache des damals üblichen Preises verlangt wurde. Angebot und Nachfrage halt. So hatten viele Dosenfrüchte dabei oder Mehl, aber nur wenige dachten daran, einen Besen mitzunehmen. Letztere wurden dann auch für 17 Dollar gehandelt, ein absurder Preis, wenn man bedenkt, dass damals etwa ein Friseurbesuch mit Rasieren und Haareschneiden 25 Cents kostete. In Dawson City allerdings auch schon $1.25.
Aber nach den ersten Goldfunden steckten einige geschäftstüchtige Leute alle goldbringenden Claims ab. Wer später dazukam, dem blieb meist nichts anderes übrig, als für einen Tagelohn für jemand anders zu schuften. In dem Fotoband "The Klondike Quest" steht alles genau beschrieben, eine aufregende Geschichte! Und über den kalifornischen Goldrausch anno 1849 und übriggebliebene Geisterstädte haben wir schon mal im Rundbrief 02/2002 kurz berichtet.
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