(Angelika) Zur Zeit geht eine Kampagne durchs Land, mit dem Ziel, mehr Touristen nach Amerika zu locken. Amerikanische Berühmtheiten werben für die Schönheit der Vereinigten Staaten und hoffen, damit den Touristenrückgang nach den terroristischen Attacken aufzuhalten und die erlahmte Wirtschaft anzukurbeln. Reisen und einkaufen gelten hier in den USA nun als patriotische Verhaltensweisen! Uns treiben allerdings nicht patriotische Motive in die weite Welt hinaus -- unser Ziel ist es, möglichst viel von Kalifornien zu entdecken, während wir hier leben. Bei einer unserer kalifornischen Kurztrips besichtigten wir vor einiger Zeit die ehemalige Goldgräberstadt "Bodie" - eine so genannte Geisterstadt.
Bodie liegt mitten in der kalifornischen Pampa kurz vor der Grenze zu Nevada und etwa 100 Meilen nördöstlich vom Yosemite Nationalpark. Als sich unser schon etwas in die Jahre gekommenes Auto über Gebirgspässe und die letzten drei Meilen über ungeteerte Straße quälte, fragten wir uns unentwegt, was die Menschen anno dazumal bewegte, ihre Zelte in diesem unwegsamen Gelände aufzuschlagen. Natürlich lockte das Gold. Aber die Winter sind in dieser Region äußerst streng (ja, auch das gibt es in Kalifornien). Auch heute noch sind die Orte für Monate von der übrigen Welt abgeschnitten, weil die Pässe über die Bergkette der Sierra Nevada nicht passierbar sind. 1859 entdeckte man in einer Stadt namens Bodie Gold. Zur Hochzeit des Goldrauschs, um 1879, lebten in Bodie um die 10000 Menschen. Es gab u.a. 65 Saloons. Nachdem die Goldminen nichts mehr hergaben, verließen die Bewohner Bodie nach und nach und nahmen mit, was sie tragen konnten, ließen aber auch etliches zurück. Durch die isolierte Lage blieb vieles so erhalten, wie die Bewohner es hinterließen: Teilweise steht das Geschirr noch in den Schränken. Obwohl heute nur noch etwa fünf Prozent der Gebäude stehen, brauchten wir Stunden, um uns alles anzuschauen. Die Gebäude werden übrigens nicht restauriert, sondern nur minimal instand gehalten, z.B. abgestützt, wenn sie einzufallen drohen. Westernliebhaber oder auch eingefleischte Fans der Fernsehserie "Unsere kleine Farm" schweben in "Bodie" im siebten Himmel. Ich hätte mich nicht gewundert, auf Laura Ingalls zu treffen. Wenn ihr in der Gegend seid, schaut euch Bodie an.