Angelika/Mike Schilli |
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Aber das bringt mich auf ein interessantes Thema: Die Durchsetzung der englischen Sprache mit deutschen Wörtern, auch das gibt's! In Deutschland benutzt man ja oft englische Wörter, um cool dazustehen. "Networking" statt "Kontakte knüpfen" zum Beispiel. Deutsche Wörter in der englischen Sprache hingegen dienen hauptsächlich dazu, den eh schon mit ungewöhnlichen Worten hantierenden Schreiber als besonders gebildet herauszustellen, da das vielleicht nur 5% der Amerikaner verstehen.
"The New Yorker" zum Beispiel ist eine nicht nur in New York City sondern landesweit gelesene wöchentlich erscheinende Zeitschrift mit ellenlangen Artikeln, die selbst ich mit fünf Jahren Amerika auf dem Buckel noch mit einem Wörterbuch durcharbeiten muss. Oder weiß von euch rundbrieflesenden Klugschnackern vielleicht, was "impetuous", "to imbue", "swashbuckler", "prescience", "apt" oder "to rummage" heißen? "Portend", "putative", "to loathe" oder "tizzy"? Ha! Falls es euch interessiert: "ungestüm", "durchtränken", "Säbelrassler", "Voraussicht", "passend", "stöbern". Und "Omen", "vermeintlich", "verabscheuen" und "Aufregung". Aber was ich eigentlich sagen wollte: Der Amerikaner verwendet manchmal deutsche Wörter, um Sachen auszudrücken, für die es kein englisches Wort gibt. "Schadenfreude" zum Beispiel. Steht in dem Buch "Word Freak" von Stefan Fatsis (Abbildung 3). Ihr habt richtig gehört, es gibt kein englisches Wort für die schönste aller Freuden! Oder "Doppelgänger". Stand neulich im New Yorker (Abbildung 4).
Zwar gibt es das Wort "look-alike" für Leute, die andern (meist Prominenten) zum Verwechseln ähnlich sehen, aber die gespenstische Vorstellung, dass es jemanden gibt, der nicht nur so aussieht wie man selber, sondern auch noch ein vergleichbares Leben führt und vielleicht auch noch die Identität des Orginals gestohlen hat, diesen Alptraum drückt nur das englische Wort "doppelgänger" aus. Auf "Kindergarten" muss ich nicht eingehen, dass weiß eh jeder.
Auch aus dem Jüdischen stammt so mancher amerikanische Ausdruck, der irgendwie deutsch klingt. Wenn zum Beispiel der bekannte Filmkritiker Roger Ebert über den alten Film "Dead Poet's Society" (Club der toten Dichter) schreibt, Hauptdarsteller Robin Williams wandele zwischen "restraint and schtick" (Abbildung 5), dann wissen gebildete Amerikaner, dass Williams zwischen Zurückhaltung und gimmickhafter Routine schwankt. Ein "Schtick" ist im umgangssprachlichen Gebrauch entweder ein charakteristisches "Stück" von irgendwas oder aber ein Gimmick, den irgendjemand immer wieder runterspult. Was, ihr glaubt mir nicht? In Abbildung 6 seht ihr den Eintrag im Webster's Dictionary, dem "Duden" der englischsprachigen Welt. Hier wird erläutert, dass "Schtick" oder "Shtick" jiddisch ist und ursprünglich aus dem Deutschen stammt. Ein weiteres Beispiel ist "to schlep" für schleppen: "I don't like to shlep my bags!" ist durchaus verständliches Englisch, wenn ihr auf jemanden mit mindestens Hauptschulabschluss trefft. Unter http://koshernosh.com/yiddish.htm findet ihr die gängigsten Phrasen.
Und manche Ausdrücke klingen zwar wie ihre deutschen "doppelgänger", meinen aber etwas geringfügig Anderes: "Spiel" zum Beispiel: Mit "we went through the same spiel again" meint der Amerikaner, dass wieder mal das gleiche Theater abgelaufen ist. Und das englische Wort "angst" meint nicht exakt die deutsche Furcht, sondern eher Existenzangst mit Freud-(oder was auch immer für ein Psychodaddel)schen Unterton.
Neulich in einem Meeting, in dem der Dieter (der andere Bayer bei Netscape) und ich mit etwa zehn weiteren Leuten saßen, wollte der Chef der Qualitätssicherung über etwas berichten, was ein Manager mit dem recht deutsch klingenden Namen "Rick Gruenhagen" (ein Amerikaner) gesagt hatte -- und nannte ihn aus Versehen "Rick Grugenheimer". Grugenheimer! Da gab's für den Dieter und mich kein Halten mehr. Wir lachten, bis wir beide Tränen in den Augen hatten. Und die nächsten 15 Minuten konnte keiner mehr etwas sagen, denn jedesmal, wenn wir uns anschauten, heulte wieder einer los. Die Teilnehmer an der Besprechung, die sich über's Telefon eingewählt hatten, kapierten überhaupt nicht, was los war. Und noch heute, wenn ich "Grugenheimer!" sage, kugeln wir vor Lachen.
Und noch etwas anderes: Manchmal flattert Werbung ins Haus, da könnte ich mich scheckig lachen. Vielleicht liegt's daran, dass ich leicht zu erheitern bin, aber ein Staubsauger mit dem Namen "ORECK" -- da gibt's bei mir kein Halten mehr.
Ich habe die Postwurfsendung dem lieben Rundbriefpublikum in Abbildung 7 eingescannt -- sendet bitte eure Humornoten! In Deutschland hätte der wohl keine Marktchance, zu groß ist die Verwechslungsgefahr mit dem Wort "Dreck". Das erinnert mich an die Geschichte mit dem deutschen Katzenfutter "Kinky", das eine Werbeagentur in den Achzigern angeblich im letzten Moment zurückzog, weil "Kinky" auf Englisch schlicht und einfach "pervers" heißt( http://www.BerlinOnline.de/wissen/berliner_zeitung/archiv/2001/0605/medien/0008/index.html ).
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