Angelika/Mike Schilli |
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In den USA braucht jeder Autofahrer eine Haftpflichtversicherung. Ohne zu fahren, ist illegal und kann böse enden. Mietet ein deutscher Tourist ein Auto, ist die Haftpflichtversicherung mit hoher Deckungssumme fast immer schon im Mietpreis enthalten, da Deutsche es von Haus aus gewohnt sind, haftpflichtversichert zu sein. Lest aber euren Vertrag genau durch!
Amerikanern hingegen wird die Autovermietung die sogenannte "Extended Liability" ("Erweiterte Haftpflicht") für etwa $10 am Tag verkaufen. In Amerika bietet nämlich die gesetzliche Mindesthaftpflicht nur etwa $30.000 Deckungssumme -- ein Witz! Wenn man nur einen Fußgänger anfährt, kann man Bankrott anmelden. Es ist also wichtig, den Vertrag genau zu lesen und auf eine Deckungssumme von mindestens $500.000 zu achten.
Und noch eine Besonderheit gibt's: Wer in den USA wohnt, ein Auto besitzt und eine Haftpflichtversicherung dafür, genießt in der Regel den Versicherungsschutz nicht nur für das private Auto sondern generell für jedes Auto, das man fährt. Das heißt: Wenn Angelika oder ich in den USA ein Mietauto (oder auch das Auto eines Freundes) fahren, sind wir automatisch haftpflichtversichert. Mieten wir uns ein Mietauto, weil wir zum Beispiel irgendwo hinfliegen und dort mobil sein wollen, kriegen wir das ohne Haftpflichtversicherung. Aber das muß explizit im Vertrag der privaten Autohaftpflicht stehen.
Was aber, wenn jemand das Mietauto klaut oder man es selbst zu Schrott fährt? Dann haftet der Mieter voll und muss der Vermietungsfirma nicht nur den Schaden am Auto bezahlen, sondern auch noch die Ausfallzeit, in der die Firma das Auto nicht mehr vermieten kann, voll ersetzen. Das kann sehr teuer werden. Aber dagegen kann man sich absichern: Die CDW-"Collision Damage Waiver" oder auch LDW-"Loss Damage Waiver" genannte Versicherung der Autovermietung bietet für etwa $10 (hängt von der Größe des Autos ab) gegen eine Selbstbeteiligung eine Art Vollkaskoschutz nach deutschen Maßstäben.
Wer in den USA wohnt und bestimmte Kreditkarten besitzt, hat es auch hier einfacher: Diese übernehmen nämlich die Haftung für selbstverursachte Unfälle (nur am Mietauto, nicht beim Unfallgegner!) und Diebstahl, wenn man die Autovermietungsrechnung mit ihnen bezahlt. Unsere "American Express"-Karte hat dies zum Beispiel im Vertrag -- wenn wir ein Auto mieten, zahlen wir außer dem ausgewiesenen Preis also überhauptnix. Auch wenn der Verkäufer in der Autovermietung Saltos schlägt. Der lässt uns dann jedesmal einige Formulare unterschreiben, dass wir selber voll für alles haften. Aber wir sind jedesmal voll versichert, einmal über die private Haftpflicht und andererseits über die Kreditkarte. Aber nicht alle Bewohner der USA machen sich Gedanken hierüber, gaukeln dem Autovermietungsmann vor, private Versicherungen zu besitzen und fahren dann ohne jegliche Versicherung. Passiert was, müssen sie sich mit dem amerikanischen Strafsystem herumschlagen.
Deshalb: Niemals an der Versicherung sparen. Habt ihr allerdings eine Versicherung, kann es sein, dass der Verkäufer euch eine sinnlose Zusatzversicherung aufschwatzen will -- da heißt es aufpassen und vor allem den in Deutschland (meist mit dem Reisebüro) abgeschlossenen Vertrag genau zu kennen. Unter den Sachbearbeitern der großen Autovermietungsfirmen gibt es leider viele schwarze Schafe, die Touristen nach Strich und Faden betrügen. Sie nutzen aus, dass die meisten Ausländer sich mit dem amerikanischen Versicherungssystem nicht auskennen und im Zweifelsfall lieber eine Versicherung mehr als eine zu wenig kaufen. Wie immer gilt: Wer schlau ist, ist im Vorteil.
Zwei weitere Versicherungen gibt's noch, die der Verkäufer euch wahrscheinlich andrehen will: Die "Uninsured Motorist Insurance" sichert euch dagegen ab, dass ein Ami ohne Versicherung in euer Auto rauscht. Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, und deswegen muss ich mittlerweile sagen, dass es unter Umständen sinnvoll ist, diese abzuschließen, wenn sie nicht schon sowieso irgendwo anders enthalten ist. Die sogenannte "Medical"-Versicherung, die zwar irgendwie nur einen Dollar am Tag oder so kostet, ist aber kompletter Humbug, da ihr und eure Mitfahrer hoffentlich eine extra Krankenversicherung habt, wenn ihr in die USA reist, sonst steht ihr eh mit einem Fuß im Grab.
Fazit: Nicht überversichern, aber auf keinen Fall an der Versicherung sparen. Ihr könntet euch echt ruinieren. Was aber nicht heißt, dass ihr nicht knallhart mit den Autovermietungsfirmen um den Preis verhandelt. Faustregel: Ein kleines Mietauto kostet $25 am Tag, CDW/LDW und Haftpflicht zusammen weitere $20. Dann kommen noch $10 Steuern und sonstiger Kleinkram dazu ... wenn also ein deutsches Reisebüro erweiterte Haftplicht und Vollkasko einschließt und DM 110 am Tag oder weniger verlangt -- schlagt zu, denn billiger kriegt ihr's in den USA auch nicht.
In den USA angekommen, wird der Verkäufer dann allerdings sofort versuchen, euch ein "besseres", also größeres Auto aufzuschwatzen. Er wird argumentieren, dass man z.B. für $10 mehr am Tag ein Cabrio (auf englisch "Convertible") bekommen könnte -- das gilt allerdings nur für den Grundpreis, aus $25 werden so $35, aber auch die Vollkaskoversicherung wird sich damit nicht unwesentlich verteuern und natürlich die Steuer, die prozentual vom Gesamtpreis berechnet wird. Wenn der Verkäufer also sagt "$10 mehr am Tag", sind das im Endeffekt vielleicht $20.
Und noch ein Tipp: Beharrt man auf dem kleineren ursprünglich bestellten Auto, stellt sich oft nachher (Überraschung!) heraus, dass die Firma es gar nicht vorrätig hat. Bleibt ihr hartnäckig, wird euch der Verkäufer irgendwann freudestrahlend mitteilen, dass ihr einen kostenlosen "Upgrade" kriegt, also ein größeres Auto zum Preis des kleinen. Das ist natürlich ein Pokerspiel. So kann es sich zum Beispiel rechnen, bei der Ankunft an einem kleinen Flughafen zu warten, bis alle Touris mit einem kleinen Auto abgezischt sind, bevor man sich seelenruhig zur Autovermietung begibt und auf einem kleinen Auto besteht. Unser größter Coup war bisher in Schottland, wo wir für vier Wochen Urlaub statt einer Gurke einen Volvo 440 zum Gurkenpreis bekamen. Was haben wir gelacht!
Dann fragt der Verkäufer noch, ob man Sprit verbilligt von der Autovermietung kaufen möchte. Benzin in der Bay Area kostet an der Tankstelle momentan etwa $1.35 pro Gallone (etwa 0,40 Euro pro Liter), aber die Autovermietung wird's für $1.10 verkaufen, wenn man einen vollen Tank nimmt. Klingt gut, oder? Ist aber Betrug. Denn der Mieter hat die Wahl, das Auto entweder a) wieder vollgetankt zurückzubringen, oder eben b) einen vollen Tank voll Benzin zu kaufen, damit man die Karre leergefahren zurück auf den Parkplatz stellen kann.
Das Problem ist freilich, dass man den Tank niemals fatzenleer fahren kann (außer natürlich man heißt Günter Speckhofer, der kann mit seinen eisernen Nerven bekanntlich nur noch homöopathische Mengen im Tank belassen), denn wer riskiert schon, auf der Autobahn wegen Benzinmangels liegenzubleiben? Selbst der Ausgebuffteste muss so immer mindestens fünf Liter im Tank lassen (dann ist die Nadel schon weit im Roten) und der Autovermietung schenken -- was natürlich den billigeren Spritpreis total ruiniert. Oder, man fährt gar nicht soviel, dass man den Tank leermacht. Eine Person aus Portland, deren Identität wir hier nicht preisgeben wollen (Richard Patten), hat einmal für einen einen Zwei-Tages-Aufenthalt in San Diego die "Ich kaufe einen vollen Tank"-Option gewählt. Die einzige Möglichkeit, den Tank leerzukriegen, wäre gewesen, den Motor über Nacht laufen zu lassen.
Deswegen: Immer die "Return full"-Option wählen, das Auto also wieder vollgetankt zurückbringen, dann zahlt man garantiert nicht drauf. Manche Autovermietungsfirmen lassen die Kunden auch mit halbvollem Tank wegfahren und verlangen bei der "Return full"-Option, den Tank entsprechend wieder halb zu füllen, wenn der Kunde zurückkehrt. Das ist ebenfalls Betrug, denn niemand kann genau abschätzen, wieviel Liter man tanken muss, damit der Tank eines unbekannten Autos genau halb voll ist.
Was ist mit Kratzern und Dullen? Die grossen Autovermietungen "Dollar", "Alamo", "Avis" und "Budget" nehmen's damit nicht so genau. Bei der Abgabe prüfen die meist gar nicht mal nach, ob sich ein zusätzlicher Kratzer eingestellt hat. Man fährt mit der Karre vor, ein Angestellter nimmt den Vertag entgegen, liest Tacho und Tankanzeiger ab und druckt auf einem mobilen Computer eine Quittung aus -- fertig ist der Lack. Man nimmt den Shuttle-Bus zum Flughafen und weg ist man. Manche kleineren Firmen (z.B. Enterprise) erstellen bei der Fahrzeugausgabe eine kleine Zeichnung mit den vorhandenen Dullen, die man (Abbildung 3) unterschreiben muss und die wird dann bei der Abgabe wieder mit dem Fahrzeug verglichen.
Wie kommt man an ein günstiges Mietwagenangebot, wenn man sich in den USA aufhält? Man liest entweder die Sonntagszeitung und studiert die großformatigen Anzeigen der oben schon genannten großen Anbieter -- aber aufgepasst, dort steht neben dem Angebot immer ein so genannter "Code". Ruft ihr dann die Autovermietung an, wird euch der Bearbeiter einen höheren als den in der Anzeige ausgewiesenen Preis sagen. Teilt ihr ihm aber den "Code" mit (z.B. "AQ7"), kriegt ihr den Preis in der Anzeige. Allerdings müsst ihr aufpassen, manche Anzeigen gelten nur für bestimmte Locations -- manchmal nur an Flughäfen, manchmal nur in Florida, also genau lesen.
Noch eine Sache: Autos werden immer tageweise vermietet. Wenn ihr den Karren also um 19:00 abholt, solltet ihr als Abgabezeit auch wieder 19:00 sagen. Sagt ihr 18:00 als Abgabezeit, müsst ihr den Karren unnötigerweise eine Stunde früher abgeben, ohne dass ihr dabei Geld spart. Kreuzt ihr dann doch schon um 18:00 bei der Autovermietung auf, ist das kein Problem. Umgekehrt, wenn ihr den Karren um 19:00 abholt und als Abholzeit 20:00 angebt, wird euch die Autovermietung einen ganzen Tag auf die Rechnung draufschlagen! Wenn ihr den Karren übrigens länger als bestellt behalten wollt, einfach anrufen, das geht meistens. Das Gleiche gilt bei einem Unfall: Sofort bei der Autovermietung anrufen und um Rat fragen, die Zentralen sind rund um die Uhr besetzt.
Bei der Reservierung per Telefon müsst ihr noch nichts bezahlen, da wird nur gefragt, ob man später mit einer "Major Credit Card" zahlen wird -- also mit American Express, Visa oder Mastercard. Dann kriegt ihr eine Reservierungsnummer, mit der ihr später einfach bei der Autovermietung aufkreuzt. Seit neuestem sind übrigens auch die Internetseiten recht gut. Ich habe bei www.dollar.com schon sehr gute Deals an Land gezogen. Dort kann man fest buchen und dann geht man mit der ausgedruckten Reservierung später zur jeweiligen Niederlassung.
Dort legt man Führerschein und Kreditkarte vor und erwirbt die notwendigen Versicherungen. Es kann übrigens sein, dass der Bearbeiter euch bittet, den Vertrag nicht nur unten zu unterschreiben, sondern auch eure "Initials" an bestimmte Stellen zu setzen. Indem ihr eure Initialen (z.B. "M.S.") dorthin malt, willigt ihr in die entsprechenden Klauseln ein, und ihr könnt nachher nicht sagen, ihr hättet es nicht gelesen. Wenn ihr zu zweit oder mehr seid, müsst ihr dem Verkäufer sagen, wer alles fahren will. Es ist nämlich meist nur der versichert, der im Vertrag steht. Bei Ehepaaren gibt's Ausnahmen, aber immer nachfragen und den Führerschein vorlegen -- alle Fahrer müssen persönlich anwesend sein. Oft kostet ein zusätzlicher Fahrer Geld, $3 am Tag sind üblich. Und Warnung an unsere lieben Jungspunde: Wer unter 25 oder so ist, muss mehr zahlen. Dann kriegt man den Schlüssel, geht zur Garage und kriegt ein Auto zugewiesen. Übrigens immer mit Automatik und mit einem Innenraumspray ausparfümiert -- puuh! Und los geht's!
So, das sollte genügen, damit ihr den Autovermietungsgaunern nicht auf den Leim geht. Jawohl, ich scheue mich nicht, dies in die Welt hinauszuposaunen: Alle amerikanischen Autovermieter sind Gauner! Oder sehr, ähm, geschäftstüchtig, wie der Amerikaner sagt. Kämpft mit harten Bandagen!
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