Angelika/Mike Schilli |
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Auf dem Schießstand
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Video: Arnie wirbt dafür, mit 'yes' zu wählen. |
Michael Zur Zeit geistern Werbespots durchs Fernsehen, in denen sogar unser über alles geliebter Gouvernator Arnie Schwarzenegger dazu auffordert, bei der kommenden Volksabstimmung zum sogenannten "Indian Gaming" mit "Yes" zu wählen. Das Prinzip dieser sogenannten Propositions haben wir schon mal in Rundbrief 08/2004 durchgenommen, das sind öffentliche Abstimmungen zu allerlei kommunalpolitischem Firlefanz. Es gibt sie allerdings auch auf Bundesstaatsebene, und die aktuellen Propositions 94, 95, 96 und 97, von denen Arnie in seinem original steirischen Akzent redet, drehen sich darum, dass der Staat Kalifornien mit den Indianern ausgekartelt hat, dass diese mit ihren gut laufenden Spielcasinos mehr Abgaben als bisher zahlen.
"Indianer? Casinos? Was?", werdet ihr jetzt fragen, und ich denke, da muss ich etwas weiter ausholen. Vor gar nicht so langer Zeit lebten ja auf dem amerikanische Kontinent die Ureinwohner, die Indianer. Dann kamen erst die Spanier (Rundbrief 05/2000) und später allerlei anderes Volk und ließ sich einfach auf dem Land der Indianer nieder. Diese wehrten sich teilweise vehement, aber unterlagen letztendlich den Europäern, die die Indianer mit Feuerwasser vollpumpten und ihnen ihr Land auf nicht immer feine Art abluchsten.
Heutzutage leben Indianer entweder in die Gesellschaft eingegliedert oder isoliert in sogenannten Reservaten (Rundbrief 10/2006). Das läuft so-la-la, ihre Hütten sind recht ärmlich, die Leute hängen auf der Straße rum, so eine 'Kein Bock/No Future'-Gesellschaft halt. Weil sie von den paar Perlenkettchen und Strohbottichen, die sie produzieren, auch nicht den großen Reibach machen, fehlt ihnen das Geld, um Schulen zu bauen und ihren Kinder eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
So dachte sich der amerikanische Kongress im Jahre 1988 ein Verfahren aus, um diesen Stämmen zu schnelleren Geldeinnahmen zu verhelfen: Sie erlaubten ihnen im "Indian Gaming Regulatory Act" (IGRA), im Reservat unabhängige Spielkasinos zu betreiben. Die Gewinne mussten sie nicht versteuern, sondern durften sie in den Ausbau der Reservate stecken. Nun ist ein Spielkasino praktisch eine Lizenz zum Gelddrucken, der Zaster floss in Strömen, denn die Amerikaner daddeln wie die Spielratzen.
Das rief allerdings andere Interessengruppen auf den Plan, die nicht einsahen, dass normale Leute einen Haufen Steuern zahlen und die Indianer das Geld schaufelweise steuerfrei einfuhren. Heutzutage gibt's über ganz Amerika verstreut 400 Indianer-Casinos, die zusammen 18 Milliarden Dollar jährlich erwirtschaften!
Es entstand ein jahrelanges Heckmeck, mit dem Ergebnis, dass die Steuerschraube für die Indianer stufenweise angezogen wurde. Kalifornien hat vor kurzem sogar einen Deal ausgekartelt, nach dem die Indianer künftig dreimal soviel Steuern zahlen wie bisher.
Video: Werbespots zu den Propositions 94, 95, 96 und 97 zur besten Fernsehzeit |
Aber das ist manchen auch noch nicht genug, und deswegen machen vor allem normale Spielkasinos und Lehrerverbände (die von mehr Geld in der Staatskasse profitieren) gegen den ausgekartelten Vertrag mobil. Beide Gruppen verfügen anscheinend über tonnenweise Zaster, denn sie strahlen laufend Werbespots zur besten Fernsehzeit aus. Auch die Abendnachrichten haben den Fall schon aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Wie immer gibt es zwei Seiten der Geschichte des Indian Gaming, was mich an dem ganzen Hin und Her allerdings amüsiert sind die total durchsichtig manipulativen Werbespots, die zwar technisch anspruchsvoll gedreht und geschnitten wurden, aber am Inhalt zeigt sich, dass hier Amateur-Demagogen am Werk waren. Wir dürfen eh nicht wählen, aber die Spots sehen wir uns trotzdem interessiert an.
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