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  Rundbrief Nummer 135  
San Francisco, den 11.09.2020


Abbildung [1]: Letzte Woche begann ein Frisör auf der 24sten Straße, Haare auf dem Gehsteig zu schneiden.

Angelika Die schon erwähnte Tagesschau führt uns auch immer vor Augen, wie unterschiedlich die Coronazahlen und -einschränkungen von Land zu Land sind. Während es in Deutschland augenscheinlich nicht Wichtigeres als den Sommerurlaub gab, wäre ich schon glücklich, wenn mein Frisör wieder aufmachen dürfte. In San Francisco fühlt es sich so an, als ob wir in einer Zeitkapsel stecken geblieben wären. San Franciscos Bürgermeisterin London Breed legte das Stadtleben Mitte März auf Eis und seitdem geht wenig vorwärts. Ich kriege zwar stets E-Mails von meinem Frisörsalon, dass sie jetzt bald wieder aufmachen dürfen, aber bis jetzt wurde das immer wieder zurückgefahren, weil die Coronafälle doch wieder stiegen. Mittlerweile glaube ich, dass wir bis zum Impfstoff ausharren müssen, damit die Stadt wieder zum Leben erweckt wird.

Abbildung [2]: Geisterstadt San Francisco: Auf der Market-Street ist praktisch jedes Geschäft mit Brettern vernagelt.

Seit unserem letzten Rundbrief (Rundbrief 05/2020) hat sich in San Francisco eigentlich nichts verändert, außer dass einige Geschäfte, die ihren Service draußen anbieten können, aufmachen durften. Restaurants können Kunden draußen an Tischen bedienen, der San Francisco Zoo und der botanische Garten sind wieder auf, und einige wenige Fitnesscenter haben ihre Geräte auf die Bürgersteige verfrachtet. Leider kämpfen die Etablissements, die ihre Außenbereiche geöffnet haben, nun auch noch mit der extrem schlechten Luft durch die Waldbrände und verlieren wieder lebensnotwenige Einnahmen, weil die Kunden wegbleiben.

Abbildung [3]: Ein wegen Corona abgesperrter Spielplatz.

Auch Sommercamps mit bis zu zwölf Kindern durften stattfinden und Kinderbetreuungseinrichtungen in kleinen Gruppen für nicht schulpflichtige Kinder (auch in Innenräumen) haben in San Francisco mittlerweile wieder auf. Schulen sind in San Francisco aber weiterhin geschlossen! Kunden dürfen Geschäfte wie Klamottenläden auch wieder betreten, solange die Hygieneauflagen eingehalten werden, wie Maske tragen und Abstand halten. Die traurige Wahrheit ist allerdings, dass in San Francisco viele kleine und mittlere Geschäfte und Restaurants mittlerweile pleite sind. Nach einer Umfrage der Handelskammer schlappe 54 Prozent! Als ich im Juli bei einem Routinebesuch bei meinem Zahnarzt in Downtown San Francisco war (seit Mitte Juni wieder erlaubt), war die Innenstadt wie ausgestorben, mit vielen verbretterten Geschäftsfassaden.

Abbildung [4]: Auch im kleinsten Laden müssen Kunden ihre Maske tragen.

Äußerst verwirrend ist dabei, dass einmal unser Gouverneur Gavin Newsom Richtlinien festlegt, die für ganz Kalifornien gelten, aber die einzelnen Städte und Landkreise strengere Auflagen machen dürfen. Das hat zur Folge, dass in einem Umkreis von wenigen Kilometern manchmal verschiedene Richtlinien gelten und das tägliche Leben dementsprechend unterschiedlich organisiert ist. Zunächst fußte das Öffnen und Schließen des öffentlichen Lebens auf der sogenannten "Watch List" in Kalifornien. War ein Landkreis nach der Datenanalyse unglücklicherweise auf dieser gelandet, mussten bestimmte Geschäfte wieder schließen oder Aktivitäten herunter gefahren werden. Um nicht auf die Liste zu gelangen, musste der entsprechende Landkreis weniger als 100 neue Coronafälle pro 100.000 Enwohner aufweisen über einen Messzeitraum von 14 Tagen, und die positive Testrate unter 8% liegen. Zudem musste der Anstieg der Hospitationsrate von Covidpatienten bei weniger als 10% über 3 Tage liegen und mehr als 20% der Intensivbetten zur Verfügung stehen. Alle Landkreise in der Bay Area, also auch San Francisco, waren auf der Liste, aber keiner schaffte es, von dieser wieder runter zu kommen. Es gab viel Kritik bezüglich der "Watch List". Und plötzlich gab Gavin Newsom Ende August bekannt, dass Kalifornien die "Watch List" einstampft und ein vierstufiges Farbenklassifikationssystem (Abbildung 5 und auf der Corona-Seite von Kalifornen) einführt, das festlegt, wann wer aufmachen darf. Bei welcher Farbe/Klasse der einzelne Landkreis landet, richtet sich nach der Infektionsrate und der postiven Testrate.

Abbildung [5]: Mit verschiedenen Farben markiert der Gouvernor die Landkreise entsprechend der Corona-Infektionsraten.

Ist der Landkreis im gelben Bereich, sind also nicht mehr als eine Person pro 100.000 Einwohner infiziert, und zeigen weniger als 2% der durchgeführten Tests Corona-Positive, darf praktisch alles aufhaben bzw. -machen. Bei Lila, mit mehr als 7 Infizierten pro 100.000 Einwohner oder mehr als 8% positiver Testrate sieht es ganz schlecht aus, und nur was absolut notwenig zur Versorgung ist, hat auf. San Francisco ist momentan im roten Bereich (4-7 Infizierte pro 100.000 Einwohner, 2-4.9% positive Ergebnisse bei Corona-Tests), wonach Newsom eine Öffnung von Frisörsalons mit Sicherheitskonzept erlaubt. Auch Schulen dürften eigentlich aufmachen, aber halt stopp, dass war unserer Bürgermeisterin zuviel. Frisörsalons dürfen nur draußen die Haare schneiden und die Schulen sind immer noch zu in San Francisco. Und da mein Frisörsalon draußen nicht aufmachen will, aus welchen Gründen auch immer, schneidet und färbt mir Michael weiterhin die Haare. Das macht er mittlerweile so gut, dass wir bald unseren eigenen Frisörsalon aufmachen könnten.

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