11.09.2020   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 135  
San Francisco, den 11.09.2020


Abbildung [1]: Waldbrände im Norden haben soviel Rauch in die Atmosphäre geblasen, dass San Francisco braun-orange aussieht, wie im Film Blade Runner.

Angelika Mitte August weckten uns Donnergrummel und gigantische Blitze in der Nacht. Gewitter sind in San Francisco extrem selten. Ich kann an einer Hand abzählen, wieviele es gab, seitdem wir hier wohnen. Die Gewitter sind in der Regel nicht von Regen begleitet und immer besorgniserregend in einem Bundestaat, in dem die Vegetation nach langer Zeit ohne Niederschlag extrem trocken ist. Feuer sind da praktisch vorprogrammiert. Leider bewahrheiteten sich meine Befürchtungen. Das Gewitter brachte viele Blitzeinschläge mit sich und nur wenige Tage später brannte es lichterloh überall in Kalifornien.

Abbildung [2]: Zwölf Uhr Mittag, am 9.9.2020: In San Francisco geht wegen einer Aschewolke in der Atmosphäre den ganzen Tag die Sonne nicht auf.

Diesen Mittwoch (9.9.) wachten wir auf und dachten, dass wir auf einem anderen Planeten leben. Alles war in rot-oranges Licht gehüllt und die Sonne nicht zu entdecken. Es war so dunkel, dass wir den ganzen Tag über Licht anlassen mussten. Wir verloren jegliches Gefühl für die Tageszeit und können es wirklich nicht anders als apokalyptisch beschreiben. Die Meteorologen versuchten zwar die Bevölkerung zu beruhigen, indem sie erklärten, dass das Phänomen zustande kommt, weil die Rauchpartikel und Asche höher in der Atmosphäre waren und dadurch die Sonnenstrahlen so gebrochen wurden, dass die orange-rote Färbung entsteht, ähnlich wie beim roten Sonnenuntergang. Allerdings habe ich schon viele Sonnenuntergänge dieser Art gesehen und keiner war nur annähernd vergleichbar mit dem, was am Mittwoch hier los war. Die Luft roch aber tatsächlich nicht nach Rauch, denn die Partikel schafften es nicht so weit auf den Boden runter. Allerdings regnete es Asche und ich hatte Aschepartikel auf meinem T-Shirt, als ich auf dem Balkon ein Foto machte. Außerdem brennt es nicht mehr nur in Kalifornien, sondern an der ganzen Westküste. Die Bundestaaten Oregon und Washington sind mittlerweile auch stark betroffen.

Abbildung [3]: Der Rauch der Waldbrände im Umland zieht in die Stadt.

560 Brände wurden über ganz Kalifornien verteilt gezählt. In San Francisco selbst brennt es Gott sei Dank nicht, aber um uns herum gab es gleich mehrere sich schnell ausbreitende Brände. Es brannte und brennt immer noch in Point Reyes, Santa Cruz und im Weingebiet. Obwohl Waldbrände mit gewaltigen Außmaßen mittlerweile jedes Jahr Kalifornien in die Knie zwingen, sind sie unter Covid-Bedingungen noch eine Spur brisanter, denn Massenevakuierungen und Feuerlöschen mit Abstandsregeln stellen ganz neue Herausforderungen dar. Auch kamen die Feuer jahreszeitlich viel zu früh, denn die eigentliche Feuersaison beginnt in der Regel erst im Oktober. Obwohl wir es eigentlich schon hätten wissen müssen, denn nichts läuft normal bis jetzt im Jahr 2020.

Abbildung [4]: Der Rauch der Waldbrände macht zwar schöne Sonnenuntergänge, ist aber extrem lästig.

Viele der Brände bedeuten extrem schlechte Luft in San Francisco, und das über Tage und Wochen. Meist wachen wir in einer richtigen Suppe auf. Es riecht wie ein abgestandenes erkaltetes Lagerfeuer und es brennt in den Schleimhäuten. Gegen 4 Uhr nachmittags verbessert sich die Luftqualität durch die nachmittags aufkommenden Winde meist in der Stadt. Dann reißen wir schnell die Fenster und Türen auf, die wir bis dahin fest verschlossen hatten, um Hitze und Gestank nicht reinzulassen. Um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, machen wir jetzt stündlich den Balkon-Riechtest und schauen natürlich auch auf die diversen Seiten im Internet, die die Qualität der Luft und Anzahl der gefährlichen Partikel in derselben veröffentlichen für die unterschiedlichen Städte und Landkreise.

Abbildung [5]: Wegen der Waldbrände ist die Luft in Bay Area geradezu gesundheitsschädlich.

Die Einstufungen gehen wie folgt: gut, moderat, ungesund für sensible Bevölkerungsgruppen (also z.B. Personen mit Vorerkrankungen wie Asthma), ungesund, sehr ungesund, gefährlich. Spazierengehen können wir dann, wenn die Luft nicht mehr wie hunderte alter voller Aschenbecher riecht oder auf moderat absinkt. Dann ziehen wir los mit unseren Corona-Stoffmasken, die aber blöderweise völlig nutzlos sind gegen die Rauchpartikel in der Luft, denn dafür bräuchten wir N95-Masken, die man aber wegen Corona dem medizinischen Personal nicht wegkaufen soll. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Ich fand es übrigens erstaunlich, dass in der Tagesschau, die wir hier jeden Tag anschauen, erst relativ spät über die kalifornischen Feuer berichtet wurde. Scheinbar ist es nur noch eine kleine Meldung wert in dem Chaos des Jahres 2020, wenn ein riesiger Bundesstaat in Flammen aufgeht.

Abbildung [6]: Am Ocean Beach bläst der Wind den Rauch meist weg und man kann spazierengehen.
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Letzte Änderung: 20-Apr-2021