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Angelika/Mike Schilli |
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Angelika Wie oft haben wir schon gedacht, als wir in so mancher schönen Weltstadt Urlaub machten, hier könnten wir ein Jahr bleiben und hätten doch noch immer nicht alles gesehen. In Tokio ging es uns damals so, aber natürlich auch in New York. Bisher dachten wir eigentlich, dass wir San Francisco wie unsere Westentasche kennen, denn wir leben ja jetzt schon seit über 20 Jahren in dieser Stadt und sitzen am Wochenende wirklich nicht auf dem Sofa, sondern machen uns auf, unsere Stadt zu erkunden. Allerdings kennt ihr das sicher, dass es einen doch immer wieder aus Gewohnheit an die Lieblingsplätze zieht. Bestimmte Gegenden meiden Einheimische dann auch in San Francisco, denn sie sind so von Touristen überrannt, dass man zu normalen Zeiten keinen Fuß auf die Erde bekommt.
Allerdings ist zur Zeit alles anders, denn die Coronapandemie und die Reisebeschränkungen haben die Touristen aus dem Stadtbild vertrieben. So entdecken wir auf unseren täglichen abendlichen Spaziergangen auch wieder Ecken, an denen wir eigentlich sonst Touristen den Vortritt lassen. Neulich spazierten wir im weichen Abendlicht in den Außenanlagen des ehrwürdigen Gebäudes "Palace of the Fine Art" herum, das 1915 zur Panama-Pacific-Ausstellung errichtet wurde, und wir hatten das Gebäude fast für uns allein. An einem anderen Abend wanderten wir durch den Presido-Park zum Marshall's Beach, über viele versteckte Holztreppen in der Dünen- und Klippenlandschaft. Wir wurden mit einem fantastischen Ausblick auf die Golden Gate Bridge und den Pazifischen Ozean belohnt, denn der Marshall's Beach befindet sich in unmittelbarer Nähe der Brücke.
Da San Francisco sehr hügelig und vom Wasser umgeben ist, gibt es immer wieder diese Momente von atemberaubender Schönheit, wenn einem die Stadt von hoch oben zu Füßen liegt. Auch ist der Himmel zur Zeit oft so blau, als ob ihn ein Kind im Bilderbuch angemalt hätte. Das liegt natürlich auch an der geringeren Luftverschmutzung durch weniger Autos und Flugzeuge. Wir verlieben uns gerade wieder neu in unsere Stadt, denn extrem hohe Mieten und Lebenshaltungskosten, dreckige und vollgestopfte Straßen und Bausünden hatten unsere alte Liebe ein wenig rosten lassen.
Es ist schon erstaunlich, welche Strecken man zu Fuß zurücklegen kann. Besonders das Buch "Stairway Walks in San Francisco" hilft uns, immer wieder neue Ecken zu endecken. Es beschreibt Wege in San Francisco, die alle möglichen Fußtreppen mit einbeziehen. Durch die Hügel bedingt verfügt San Francisco über viele solcher Verbindungen. Oft kommt man mit dem Auto nicht weiter, aber Treppen führen den Fußgänger von oben nach unten oder umgekehrt. Über 600 solcher Treppen zählt San Francisco. Es gibt große, lange Treppen, offene und versteckte. Die versteckten sind oft von wunderschönen, verwunschenen Gärten umgeben.
Das Treppenbuch, das von Adah Bakalinsky geschrieben wurde, kennen wir tatsächlich schon aus unseren ersten Jahren in San Francisco, denn als wir hier herzogen, machten wir den ein oder anderen Weg aus dem Buch, oft auch mit Besuch im Schlepptau. Mittlerweile ist das Buch schon einige Male mit der Unterstürzung von Adahs Freundin Mary Burk überarbeitet und ergänzt worden. Wir sind nah dran, dass wir alle beschriebenen Wege schon mindestens einmal abgelaufen sind. Aber wir können auch mit Stolz sagen, dass wir seit nunmehr fast 10 Wochen, nämlich seit San Francisco sich im Ausnahmezustand befindet, jeden Tag (bis auf drei Außnahmen) abends nach der Arbeit losgezogen sind.
Neben den Treppenwegen zieht es uns auch immer wieder zum "Ocean Beach" direkt in der Stadt. Im Gegensatz zu anderen Stränden in der weiteren Umgebung hatte unsere Bürgermeisterin Erbarmen und riegelte den Strand nicht ab. Die Parkplätze direkt am Strand sind zwar zu, um angeblich die Flut der Strandgänger von außerhalb einzudämmen, aber wir finden in den Seitenstraßen immer einen Parkplatz. Auch ist der Great Highway, der direkt parallel zum Strand verläuft, teilweise gesperrt, sodass Fahrradfahrer und Fußgänger diesen Straßenabschnitt nun ungestört benutzen können. Der Strand ist eh sehr breit, vor allen Dingen bei Ebbe, und Spaziergänger kommen sich nicht in die Quere. Da es in der Regel nicht warm genug zum Sonnenbaden, und das Wasser zu kalt zum Baden in den Wellen ist, kennen wir Szenen, wo Sonnenanbeter dicht an dicht auf ihren Badetüchern liegen, am Ocean Beach sowieso nicht. Für mich gibt es nichts Entspannenderes, als sich beim Strandspaziergang den Wind um die Ohren wehen zu lassen und die salzige Luft einzuatmen. Die beste Therapie gegen Coronastrapazen.
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