Angelika In den USA beherrschen ja nur zwei Parteien das Politgeschehen: Demokraten und Republikaner. Andere Parteien wie die Grünen haben in diesem Land nie richtig Fuß fassen können. Trotzdem versuchen immer wieder Kandidaten von kleinen unbekannten Drittparteien oder sogenannte Unabhängige, sich ins Weiße Haus wählen zu lassen, obwohl ihre Chancen zu gewinnen verschwindend gering sind.
Meist erhalten sie 1-3 % der Stimmen und werden kaum ernst genommen. Ein besonders Hartnäckiger auf diesem Gebiet ist Ralph Nader. Der mittlerweile 74-Jährige kandidierte bereits viermal auf das Präsidentschaftsamt (1996, 2000, 2004, 2008). Nader machte sich zunächst einen Namen als strenger Verbraucherschützer und sorgte mit Klagen gegen die Autoindustrie dafür, dass Autos sicherer wurden. Der exzellente Dokumentarfilm "An Unreasonable Man" zeigt, wie Nader vom gefeierten Verbraucherschützer immer mehr zum sturen Aktivisten mutiert und dabei etwas die Realität aus den Augen verliert. Seine umstrittenste Kandidatur fällt ins Jahr 2000, also das Jahr des Wahldebakels zwischen Al Gore und Bush (Rundbrief 12/2000). Viele erzürnten sich darüber, dass Nader nicht auf seine Kandidatur verzichtete, obwohl klar war, dass er Gore Stimmen kosten würde. Nader erhielt schließlich 2.7% der Stimmen im Jahr 2000. Besonders in Florida, wo der Wahlausgang so knapp war, fiel das ins Gewicht. Einige gehen sogar soweit, Nader für den Wahlsiegs Bush verantwortlich zu machen. Dieses Jahr wählte er lustigerweise Matt Gonzalez, den San Franciscoer Aktivisten und Rechtsanwalt, der im Jahr 2003 gegen unseren jetzigen Bürgermeister Gavin Newsom antrat (Rundbrief 12/2003) als seinen potentiellen Vizepräsidenten.
Den Nader-Aufkleber aus Abbildung 1 überreichte mir übrigens eine nette junge Frau im Dolores Park bei uns um die Ecke, die für ihren Traumkandidaten warb. In einer Sache muss ich Nader wirklich vollkommen Recht geben: Kleineren Parteien werden in den USA viele Steine in den Weg gelegt. So kommen Republikaner und Demokraten routinemäßig auf den Wahlzettel der einzelnen Bundesstaaten, während Kandidaten von Drittparteien u.a. Wählerpetitionen einzureichen haben.