Deswegen lernt man in zwei Stufen: Praktische Redewendungen lernt man akustisch und schreibt sie in einer "romanisierten" Schrift nieder, also mit westlichen Buchstaben, die in etwa die Aussprache wiedergeben. So heißt zum Beispiel "Hajimemashite. AOL no Schilli desu. Dozo yoroshiku onegai itashi masu." auf deutsch "Hallo, wie geht es Ihnen? Ich heiße Schilli und arbeite für AOL. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen". Gesprochen wird's "Haschieme-maschte. AOL no Schilli dess. Dooso yoroschko onegai-itashimass."
Die Schrift teilt sich in drei Abteilungen: Kanji, die chinesischen (!) Schriftzeichen, die Dinge oder Konzepte bedeuten. Dann Katakana-Zeichen, mit denen die Japaner ausländische Wörter lautzumalen versuchen. So gibt's natürlich kein Kanjii-Zeichen für "Computer", weil's den vor ein paar tausend Jahren, als Kanjii entstand, noch nicht gab. Also sagt der Japaner etwas, was so ähnlich klingt ("Co-n-pyu-ta") und klaubt dazu ein paar Katakana-Zeichen zusammen. Die dritte Schrift ist Hiragana, eine Art Lautschrift, mit der man grammatische Endungen an Begriffe anhängt oder auch Wörter lautmalerisch buchstabieren kann. So gibt's zum Beispiel für "Ka" oder für "Gu" ein Hiraganazeichen. Manche japanischen Kinderbücher sind ganz in Hiragana geschrieben. Bahnstationen in Japan sind übrigens sowohl in Kanjii als auch (unterhalb) in Hiragana ausgeschildert.
Die drei Schriften werden bunt gemixt. Den Satz "Bringen Sie mich bitte zur amerikanischen Botschaft" schreibt man zum Beispiel mit allen dreien: Für "Botschaft" gibt's drei Kanjii-Zeichen, die hintereinandergehängt "Botschaft" bedeuten. "Amerikanisch" ist natürlich kein japanisches Wort, wird also in Katakana gelautmalt ("A-me-ri-ka"). Und der Rest ist Grammatik ("ma-de" für "zur" und "onegai shimasu" für "bitte") und besteht aus Kanjii und Hiragana.
Wir lernen Hiragana, damit wir gerade mal wie die Kinder lesen können. Aber, glaubt uns, das ist schon schwer genug (Abbildung 1).