Angelika/Mike Schilli |
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Krebse kochen in Jordan's Kitchen
Montreal, Kanada
Quebec, Kanada
Die Shuttlebusse der Internetfirmen
Wieder Warten auf den Regen
Topp-App: Waze
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Michael Im Dezember flogen wir nach Kanada. Wir wollten diesmal in den französischsprachigen Teil an der Ostküste und landeten zunächst nach fünf Stunden Flug von San Francisco in Toronto. Kanadische Einwanderungsbeamte gehören nach unserer Erfahrung zu den unfreundlichsten Menschen der Welt und unser Schalterfritze herrschte uns denn auch gleich mit "Was wollen Sie in Kanada?" an. Zum Glück kennen wir uns aus.
Als wir allerdings den Taxifahrer, der uns vom Flughafen nach Montreal reinfuhr, auf Französisch fragten, ob er Englisch spräche, entgegnete er lachend "No!" und wir holperten etwas zusammen, dass wir nur ganz wenig Französisch sprächen. Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Die französischen Zahlen konnte ich dann noch gut genug um ihm mitzuteilen, wieviel ich einschließlich Trinkgeld für die Fahrt bezahlen wollte und wir kamen gut an.
Wir waren echt geschockt, dass alles bis auf wenige amerikanische Touristen in Montreal Französisch spricht. In jedem Laden tönt einem erst "Bonjour!" entgegen und wenn man nichts Gegenteiliges verlauten lässt, plappern die Leute Französich in einer Geschwindigkeit, die kein Mensch versteht. Lustigerweise habe ich geschlagene fünf Jahre lang, im Gymnasium von der 7. bis zur 11. Klasse, vier Stunden wöchentlich Französisch gelernt. Gut, ich hatte immer einen Vierer mit Tendenz zum Fünfer, aber da sieht man mal wieder, wie effektarm die deutsche Schulbildung an einem vorüber gehen kann.
Fragt man aber vorsichtig nach, ob der Gegenüber vielleicht Englisch spricht ("Parlez-vous Anglais?"), stellt sich bei jedem Einheimischen unter 30 heraus, dass das fließend der Fall ist. Angeblich fühlen sich die Französisch-Kanadier auf den Schlips getreten, wenn man automatisch annimmt, dass jeder Englisch spricht. Etwas bekloppt, aber bitte.
Auch die Öffnungszeiten der Geschäfte sind eher europäisch als amerikanisch. So vergewisserten wir uns zum Glück am Samstagmorgen, wie lange ein Lebensmittelgeschäft auf hatte, und nahmen zähneknirschend zur Kenntnis, dass es um 17:00 Uhr die Schotten dicht machen würde. Also liefen wir dort um 16:15 ein, nur um festzustellen, dass die Wursttheke wie leergefegt und das Käseregal bereits verschlossen war. Zum Glück waren wir schon am Vortag dagewesen und konnten die Verkäufer zu den abgeriegelten Bereichen hindirigieren, um noch ein Abendessen zusammenzustellen.
Einmal fragten wir in einem Laden nach einem Bäcker in der Nähe. Die Verkäufer steckten die Köpfe zusammen und erwogen minutenlang verschiedene Möglichkeiten in nahegelegenen Shopping Malls, aber sie sagten schließlich, sie könnten uns nicht erklären, wie man genau zu dem Bäckerladen komme, denn das sei zu kompliziert. Das fanden wir schon erstaunlich, denn wenn uns jetzt jemand in Downtown San Francisco fragen würde, wo der nächste Bäcker wäre, hätten wir vielleicht auch Schwierigkeiten, weil Bäcker sich wegen hoher Ladenmieten eher in Außenbezirken ansiedeln, aber erklären könnten wir den Weg schon.
Und wenn man wie wir jahrzehntelang in Amerika gelebt hat, fallen einem im französischen Teil Kanadas kleine Unterschiede auf: So tragen Verkäufer, die Lebensmittel abwiegen, aufschneiden oder verpacken keine Plastikhandschuhe wie in Amerika. Und als wir in einem französischen Bistro mal lang und gut aßen, stellte die Bedienung zum Hauptgang ein riesiges Einmachglas mit Gürkchen auf den Tisch, aus dem wir uns mit einer bereitgestellten Holzzange nahmen, soviel wir wollten. Anschließend nahm der Ober das Glas wieder mit, um es bei den nächsten Gästen auf den Tisch zu stellen. Dabei würde in Amerika die Lebensmittelkontrolle Tango tanzen und der Gast Tumulte auslösen! Wir als gebürtige Europäer stehen da natürlich drüber.
In dem ausgezeichneten französischen Restaurant "Beaver Hall" in der gleichnamigen Straße stellte der Ober, nachdem wir bestellt hatten, einen Laib Brot auf einem Brettchen auf den Tisch und legte ein riesiges Brotmesser mit Wellschliff daneben. Das gäb's in Amerika niemals, da hätte der Restaurantbesitzer Angst, dass sich unvorsichtige Gäste verletzen oder Unfug mit dem Messer treiben, für den er dann millionenschwer haften müsste. Überhaupt isst man im französischen Teil von Kanada ganz hervorragend. Es ist zwar nicht ganz billig und die Restaurantgäste kleiden sich eindeutig vornehmer als in Amerika, was man erst sehen kann, wenn sie sich nach dem Betreten des Lokals aus ihren megadicken Daunenparkas geschält haben, die der Ober geschwind in die Garderobe hängt.
Eine französiche Spezialität sind sogenannte "Macrons". Diese zweilagigen Knusperkekse mit Füllung werden in allen möglichen Geschmacksrichtungen hergestellt und im Dutzend in Schachteln verpackt. Angeblich ist die Herstellung absurd aufwändig, so dass ein Keks in Briefmarkengröße mehr als einen Dollar kostet. Ganz lecker, aber bis rauf nach Kanada würde ich dafür nicht fahren. Im Dutzend packt die Verkäuferin sie in eine Schachtel und wenn sie nicht alle reingehen, muss sie die einzelnen Macrons zusammenpressen, bis es passt.
Nach drei zwar kalten sonnigen Tagen (immer so knapp unter Null Grad Celsius) haute es dann eines Morgens unerwartet 10cm Schnee her. Wir hatten wohlwissend unsere Alaska-Gear aus dem Jahr 2010 mitgenommen und stapften grummelnd über vermatschte Gehwege. Der Autoverkehr lief davon unbeeindruckt weiter.
In Kanada gelten teilweise völlig absurde Vorschriften zum Verkauf von Alkohol. Genau hängen sie aber vom jeweiligen Bundesstaat ab, und im Bundesstaat Quebec, in dem Montreal liegt, dürfen Supermärkte Wein und Bier verkaufen, aber keinen Schnaps. Die staatlichen Läden namens "SAQ" (Société des alcools du Québec) bieten hingegen Wein, Bier und hochprozentigen Alkohol der etwas gehobenen Preiskategorie an. Ihre Öffnungszeiten sind aber nicht gerade kundenfreundlich, und so schließen die Läden sonntags zum Beispiel schon um 17:00 Uhr.
Restaurants haben oft eine Schanklizenz, doch eine Vielzahl lädt mit dem Schild "Apportez votre vin" ("Holen sie ihren Wein") dazu ein, Flaschenwein vom Laden um die Ecke mitzubringen, den der Ober dann entkorkt und in bereitgestellte Gläser einschenkt, gebührenfrei, ohne ein sogenanntes "Corking Fee" zu erheben. Dabei spart der Gast eine Menge Geld, denn ein 10-Dollar-Wein steht in Lokalen mit Lizenz oft mit $50 auf der Karte.
Kalifornien hat ja bekanntlich vor einem Jahr die Gänsestopfleber verboten (Rundbrief 11/2012). In anderen US-Bundesstaaten wie zum Beispiel Nevada wird sie weiterhin serviert und auch im französischen Teil von Kanada ist sie natürlich nicht von der Speisekarte wegzudenken. Wie immer wenn die Regierung etwas verbietet, lechzt man danach, und als wir in Montreal die Dose Foie Gras mit Cidre in Abbildung 12 auf einem Weihnachtsmarkt sahen, kauften wir sie für 25 Dollar. Auf knuspriges Graubrot der Bäckerei "Premier Moisson" geschmiert, die wir dann trotz widriger Umstände doch noch fanden, schmeckte sie ausgezeichnet.
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