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Was macht man als Tourist im Land? Man kann vom Hotel aus anrufen, aber die nehmen's von den Lebendigen. Meistens verlangen sie nicht nur eine Vermittlungsgebühr, bevor das Gespräch überhaupt anfängt, sondern auch die Gebühren sind viel höher verglichen mit dem, was man mit einem privaten Telefon zahlen würde. Besonders die luxuriösen Hotels verlangen manchmal Mondpreise, bei denen einem die Klappe herunterfällt.
Die andere Alternative, von Telefonzellen aus mit Kleingeld zu telefonieren, ist allenfalls bei Ortsgesprächen anzuraten, die meist 35 Cents kosten (obwohl Ortsgespräche in den USA, wenn man ein eigenes Telefon hat, kostenlos sind!). Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Amerikaurlaub: Als ich auf diese Weise nach Deutschland telefonieren wollte, schaltete sich eine Telefondame ein und machte mich freundlich darauf aufmerksam, dass ich für die ersten drei Minuten irgendwas um die sechs Dollar achtzig in Münzen einwerfen müsse. Das muss man sich einmal vorstellen: Die größten gebräuchlichen Münzen hierzulande sind die Vierteldollars, von denen man also 28 Stück mit sich herumtragen soll! Entrüstet legte ich auf. Am Rande sei bemerkt, dass dies damals dazu führte, dass ich 13 Wochen lang nicht zu Hause anrief, was später tumultartige Zustände auslösen sollte, aber ich schweife ab.
Nutzt man eine öffentliche Telefonzelle und will ein Ortsgespräch führen, hebt man den Hörer ab, wirft dann 35 Cents hinein (die Telefone nehmen Fünferl, Zehnerl und Fünfundzwanzigerl) und wählt die siebenstellige Nummer -- fertig. Ist's andererseits ein Ferngespräch, wählt man, nachdem man den Hörer abgehoben hat, gleich die 1, die Vorwahl und die Nummer. Dann schaltet sich eine Automatenstimme ein, die etwas wie "Please deposit 80 Cents" sagt. Wirft man den geforderten Betrag ein, wird durchgestellt. Manchmal muss man übrigens selbst dann die Vorwahl mitwählen (und den Ferngesprächstarif zahlen!), wenn man sich im gleichen Vorwahlbezirk aufhält. Das kriegt man schnell raus, indem man's zuerst als Ortsgespräch versucht, dann kommt schon eine Automatenstimme, die einem erklärt, wie's richtig geht.
Übrigens gibt's hier in Amerika immer einen "Operator", eine Telefondame, falls man nicht weiter weiß. Wählt man nur eine 0, meldet sich eine Dame der örtlichen Telefongesellschaft, die freundliche Ratschläge gibt oder Verbindungen herstellt.
In öffentlichen Telefonzellen können sich auch die tollsten Dinge ereignen: Christian Huber und ich erlebten einmal in einem Fernsprecher im Flughafen, dass kurze Zeit nach einem Gespräch -- der Hörer lag schon einige Zeit wieder auf der Gabel und wir hatten uns auf eine Bank gesetzt -- plötzlich das Telefon zu schellen begann. Wir lachten, aber als es nach dem zehnten Mal immer noch nicht aufhörte, gingen wir neugierig ran. Es war die Telefondame, die uns darauf aufmerksam machte, dass für das letzte Gespräch noch einige Cents zu entrichten seien -- die wir dann ganz geschockt auch gleich einwarfen.
Aber, wie gesagt, von der Telefoniererei mit Bargeld vom öffentlichen Fernsprecher aus rate ich ab. Besser ist es, sich im Supermarkt oder Tante-Emma-Laden eine so genannte Pre-Paid-Calling-Card (zum Beispiel von MCI) zu kaufen. Da legt man um die zwanzig Dollar hin und bekommt heutzutage dafür Telefoneinheiten, die etwa 200 Minuten nach Deutschland reichen -- unschlagbar billig. Man nimmt die Karte zur nächsten Telefonzelle, hebt den Hörer ab und tippt, ohne Geld einzuwerfen, die 1-800-Nummer ein. Dann fragt die freundliche Stimme nach dem Kartencode, den man auch noch eintippt, und schon kann man telefonieren. Wie gesagt, man braucht also kein "Kartentelefon", sowas gibt's in Amerika gar nicht. So schlägt man auch den Hotel-Telefon-Neppern ein Schnippchen, denn die 1-800-Nummer kostet auch dort meist nichts. In Ausnahmefällen wird doch die Vermittlungsgebühr fällig, also aufmerksam die im Hotelzimmer herumliegenden Broschüren studieren, sonst kann's zu bösen Überraschungen kommen, besonders in den teuren Geschäftshotels (z.B. Hyatt). Und meist muss man vom Hotelzimmer aus eine Zahl (z.B. 9) wählen, bevor man überhaupt rauswählen kann.
Um von den USA nach Deutschland zu telefonieren, müsst ihr übrigens nach der internationalen Vorwahl 01149 die "0" bei der Ortsvorwahl weglassen. Wenn ihr also die Münchener Telefonnummer 089/523540 wollt, wählt ihr einfach 01149-89-523540, egal ob vom Fernsprecher oder von einem privaten Anschluss aus.
Für Hilfe bei einem Notfall ruft man übrigens die Nummer 911 an, die etwa der deutschen 110-Nummer entspricht. Für 911 braucht's auch kein Geld und man kann Verkehrsunfälle, Brände und Überfälle melden.
Hat man weder Geld noch Calling-Card einstecken, muss aber unbedingt jemanden anrufen, kann man "Collect" anrufen -- das heißt der Empfänger zahlt die Kosten. Das funktioniert nur innerhalb der USA und geht so: An der Telefonzelle wählt man 1-800-COLLECT (oder 1-800-CALLATT, steht für "Call AT&T", die Telefongesellschaft) und die Automatenstimme wird dazu auffordern, die gewünschte Rufnummer einzugeben. Außerdem kann man einen kurzen Text auf Band aufnehmen, der dem Empfänger vorgespielt wird (z.B. "Hey, ich bin's, der Michael, lass mich nicht hängen!!"), damit dieser entscheiden kann, ob er das Gespräch annehmen und für die Kosten aufkommen will. Sagt der schließlich "ja", kommt das Gespräch zustande.
Kommt man einmal nicht weiter, kann man immer den "Operator" anrufen, indem man einfach die 0 wählt. Kosten tut das nichts, auch von der Telefonzelle aus nicht. Bietet der Operator aber an, die Nummer gleich zu wählen, sollte man dies ablehnen, weil das dann tatsächlich einen Aufpreis kostet.
Telefonzellen haben übrigens meistens eine eigene Nummer, die auf dem Apparat steht. So kann man jemanden mit wenig Geld kurz anrufen, die Nummer durchgeben und um einen Rückruf bitten. Die Telefonauskunft erreicht man mit 411 für Rufnummern im lokalen Bereich. Für andere Area-Codes ist es 1 + Areacode + 522-1212, aber Vorsicht, das kann kosten.
Verfügt man über einen privaten Telefonanschluss, unterscheidet man zwischen dem lokalen Anbieter und dem für die Ferngespräche. In unserer Gegend heißt die lokale Telefongesellschaft Pacific Bell. Der zahlt man etwa 19 Dollar im Monat als Grundgebühr, die alle lokalen Telefongespräche enthält. Telefonieren wir also innerhalb der Stadt oder wählen uns über ein Modem im Internet ein, kostet das nichts. Nada. Njet. Nischt. Das führt natürlich dazu, dass man hier eine andere Einstellung zum Internet bekommt -- man ist den ganzen Tag online.
Für Ferngespräche wählt man zwischen einer Reihe von Anbietern, so genannten Long-Distance-Providern aus. Die offiziellen sind AT&T, MCI und Sprint. Meldet man ein Telefon an, muss man sich für einen dieser drei entscheiden. Diese Firmen machen sich Konkurrenz, wie man es sich kaum vorstellen kann. Weil wir bei AT&T sind, erhalten wir öfter mal Anrufe von MCI, die uns immer wieder ködern, doch zu ihnen zu wechseln. In Amerika ist es ja erlaubt, dass Firmen private Telefonnummern anrufen, um Sachen zu verkaufen. Das erfolgt meist abends, so gegen 8, wenn die meisten Leute zu Hause sind. Da hört man dann Sachen wie: "Wissen Sie, dass wir ihnen ein viel besseres Angebot als AT&T machen können? Bei uns kostet's nur 17 Cent in der Minute, nach Deutschland zu telefonieren!". Umgekehrt schickt AT&T Briefe an Kunden der anderen Telefongesellschaften und bietet $100 in bar an, falls man zu AT&T wechselt.
Aber Vorsicht: Falls man nicht wie ein Fuchs auf die Gebühren achtet, hauen einen diese Firmen gerne über's Ohr. Den regulären Tarif zu zahlen, gilt als anfängerhaft. Man muss mit der Telefongesellschaft immer einen Spezialtarif aushandeln. Eine Minute nach Deutschland zu telefonieren, kostet bei AT&T standardmäßig etwa einen Dollar -- ein Mondpreis. Wir haben einen Spezialdeal ausgehandelt, bei dem wir $3.95 im Monat zusätzlich an Festgebühr zahlen aber nur 17 Cents pro Minute nach Deutschland, und 9 Cents am Sonntag! Nicht zu reden von den Vergünstigungen bei Vollmond und Ebbe im Ozean.
Das hiesige Magazin "Money" (vergleichbar etwa mit den deutschen Zeitschriften "Capital" oder auch "Der Geizhals") hat neulich testweise drei Personen, die Telefonrechnungen von $25, $50 und $70 im Monat hatten, bei ihren Telefongesellschaften anrufen lassen. Sie sollten kein konkretes Angebot nennen, sondern einfach nur fragen, ob's denn nicht etwas billiger ginge. Prompt wurden den Leuten Pläne angeboten, die ihre Telefonrechnungen auf $9, $15 und $32 im Monat reduzierten. Alles Verhandlungssache.
Die Telefonrechnung schlüsselt dann immer genau auf, wieviel man denn durch all die Spezialdeals gespart hat (man kann in X verschiedenen Sparprogrammen zur gleichen Zeit sein, wir sind, glaube ich gerade in zweien eingeschrieben). Bei uns heißt es dann: Ihre Rechnung lautet auf $44.16. Sie haben $457.63 gespart. Kein Scherz, in Abbildung 15 seht ihr eine Kopie der Rechnung! Das waren natürlich Sternstunden der Verhandlungstechnik -- probiert das nicht zu Hause, Kinder, wir sind trainierte Profis!
Übrigens wird in amerikanischen Telefonrechnungen minutiös aufgeschlüsselt, wann man welche Nummer angerufen hat, wie lange das Gespräch gedauert hat und wieviel es deswegen kostet. Die Rechnung ist üblicherweise vier bis sechs Seiten lang, hat dutzende von undurchsichtigen Steuern und Gebühren drauf und man braucht mindestens Abitur, wenn nicht sogar einen Doktor in Betriebswirtschaft, um durchzublicken. Zum Beispiel kostet ein Erstanschluss im Monat etwa 19 Dollar. Exakt elf (11) verschiedene Posten sind aufgeschlüsselt: Der größte Anteil ist "Residence Flat Rate Service", die Grundgebühr, die als Festpreis alle lokalen Gespräche schon enthält. Dann kommen Dinge, die ich, ehrlich gesagt, nicht ganz verstehe, da ich kein diplomierter Betriebswirt bin. Vielleicht kann mir ja der ein oder andere entsprechend ausgebildete Rundbriefleser weiterhelfen: Von "Number Portability Svc Charge" ($0.34), über "CA High Cost Fund Surcharge" ($0.27) bis "State Regulatory Fee" ($0.01) geht es da, ich hefte das Ganze jeden Monat unter "Klarer Nepp, aber das knöpfe ich euch anderswo wieder ab" ab.
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