Handy-Plage
(Angelika) Da Michael euch in seinem Teil erklären wird, wie man in Amerika telefoniert, schreibe ich euch, sozusagen zum Thema passend, noch etwas über die Handy-Plage in Amerika. Aus aktuellem Anlass: Michael hat nämlich von seinem Chef ein Handy als Bonus zur Verfügung gestellt bekommen, weil er ein Software-Problem so elegant gelöst hat. Na ja, natürlich steckt auch dahinter, dass er immer erreichbar sein soll und das ist genau der Grund, warum ich auf Kriegsfuß mit Handys oder besser gesagt mit deren Besitzern stehe, die meinen, es überall benutzen zu müssen. Da ich weiß, dass das Handy sich in Deutschland auch allgemeiner Beliebtheit erfreut und ich keine bösen Zuschriften riskieren will, sei hier gleich angemerkt, dass ich einsehe, dass ein Handy in Notfällen wirklich gute Dienste leisten kann. Aber muss man es denn wirklich überall benutzen? Ich telefoniere ja wirklich gerne und lang, aber ich möchte meine Gespräche dann doch nicht mit der halben Welt teilen. In San Francisco ist das Ganze wirklich zur Plage geworden. Das Beste, was ich bis jetzt erlebt habe, ist, dass eine Frau in einer öffentlichen Toilette stand und fröhlich telefonierte, was mich dazu veranlasst hat, besonders laut und lang meine Hände zu waschen und den Händetrocker besonders lang laufen zu lassen, die machen nämlich schön viel Krach (ich kann ja so gemein sein). Auch das Telefonieren beim Auto fahren ist ein beliebter Sport und hat schon zu vielen Unfällen geführt. Da ich ja viel als Fußgänger unterwegs bin, kann ich ein Lied davon singen, dass Autofahrer fröhlich ins Handy quatschen und mich dabei halb über den Haufen fahren. In Kalifornien wird wegen der Unfälle mittlerweile überlegt, das Telefonieren mit dem Handy beim Auto fahren zu verbieten. Ich finde dabei interessant, dass Kalifornien ja äußerst militant gegen Raucher vorgeht, aber beim Handy traut sich keiner so recht, die Initiative zu ergreifen. Obwohl einige Restaurants in San Francisco mittlerweile mobiltelefonfreie Zonen sind. Meine Einstellung ist einfach: Alles zu seiner Zeit. Ich habe da so meine eigene Theorie, warum Leute Handys in aller Öffentlichkeit so gern benutzen: Damit auch jeder sieht, wie wichtig sie sind und wieviel Leute sie doch kennen.
Und da ich schon gerade bei den Negativentwicklungen der modernen Kommunikationstechnik bin, muss ich hier noch schnell loswerden, dass ich eine Errungenschaft, über die fast jeder amerikanische Haushalt verfügt, auf den Tod nicht ausstehen kann: Das so genannte "Call Waiting" (wörtlich übersetzt: ein Anruf wartet). "Call Waiting" sendet ein Tonsignal, falls jemand anders versucht, anzurufen, während man gerade telefoniert. Während man also mitten in ein Gespräch vertieft ist, ertönt plötzlich bei demjenigen das Signal, der über "Call Waiting" verfügt. Dieser kann dann zum anderen Gespräch springen und man hängt gelangweilt in der Leitung, bis der Teilnehmer wieder bereit ist, mit einem zu sprechen. Obwohl es ja in Deutschland schon vorgekommen ist, dass mich Leute verzweifelt zu erreichen versuchten, und schon die Störungsstelle anriefen, weil immer besetzt war, kommt mir "Call Waiting" nicht ins Haus.