Leben ohne Arbeit?
Angelika Ansonsten gehe ich weiterhin fleißig in meinen Englischkurs. Ich habe dort eine ganz nette Deutsche kennen gelernt, die aus Hamburg kommt und in Hamburg als Sozialarbeiterin gearbeitet hat. Sie ist auch mit ihrem Mann hier und befindet sich in einer ähnlichen Situation wie ich. Da sie ganz in unserer Nähe wohnt, setzen wir uns nach unserem Kurs noch oft zusammen und klönen ausgiebig oder genießen gemeinsam die Sonne auf ihrem Balkon. Zu Amerikanern haben wir zur Zeit über Michaels Firma Kontakt, z.B. wenn jemand eine Party gibt, und natürlich über Richard (den amerikanischen Mann meiner Freundin Sylvia) und seine Familie.
Viele von euch fragen mich immer, ob mir nicht langweilig ist, weil ich nicht arbeite. Über Langeweile kann ich eigentlich nicht klagen. Bis mittags bin ich in meinem Englischkurs und dann muss ich meist dafür noch Hausaufgaben machen. Na ja, und dann gibt es natürlich immer etwas zu erledigen (Post wegbringen, einkaufen, in den Waschsalon gehen, die Gegend erkunden, Informationen über soziale Einrichtungen einholen usw. ). Ich genieße es auch, dass ich endlich einmal Zeit zum Lesen, Bummeln oder Fotografieren habe. Die Arbeit fehlt mir trotzdem wahnsinnig und ich denke viel an die Kinder. Ich vermisse das Walten und Schalten in der Gruppe. Hinzukommt, dass es doch schwierig ist, eine geeignete Weiterbildungsmaßnahme zu finden. Das, was mich interessiert, ist meist sehr teuer oder scheitert daran, dass ich irgendwelche amerikanischen Abschlüsse nicht vorweisen kann. Hier geht es nämlich auch ziemlich bürokratisch zu. Ich bin dann schon manchmal sehr frustriert, wenn es nicht so geht, wie ich es mir vorgestellt habe und kann dann dementsprechend meine freie Zeit nicht so genießen.
Ich habe jetzt aber sehr viele Adressen von sozialen Einrichtungen für Vorschulkinder ausfindig gemacht und werde versuchen mir diese anzuschauen oder vielleicht sogar in einer geeigneten freiwillig mitzuarbeiten. Zunächst kommt aber meine Freundin Christa für drei Wochen zu Besuch und wir wollen zusammen Kalifornien und natürlich San Francisco entdecken. Darauf freue ich mich total.
Michael macht die Arbeit weiterhin Spaß. Zur Zeit beschäftigt er sich mit unserer amerikanischen Steuererklärung und ist kurz vor dem Verzweifeln, aber da muss man durch.
So, ihr Lieben, jetzt will ich diesen Brief langsam beenden. Wir hoffen, dass ihr uns nicht vergesst.
Alles, alles Liebe!
Angelika und Michael