17.03.1997   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 2  
San Francisco, den 17.03.1997


Geldgeschäfte

Angelika Zunächst einmal ist dem amerikanischen Bankwesen der in Deutschland so übliche Dauerauftrag, das Lastschriftverfahren bzw. die Überweisung fremd. Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Amerikaner selber entscheiden will, wann er seine Miete, seine Stromrechnung, Telefonrechnung usw. bezahlen will. In der Praxis bedeutet das nun, dass man jeden Monat mehrere persönliche Schecks schreiben muss, um seine Rechnungen zu bezahlen. Diese Schecks werden dann mit der Post verschickt und irgendwann vom Empfänger eingelöst. Da es in Amerika auf dem Girokonto auch keinen Überziehungskredit gibt, muss man immer höllisch aufpassen, welche Schecks man wann geschrieben hat. Wird ein Scheck nicht eingelöst, weil er nicht gedeckt ist, hat man nämlich ein echtes Problem. Das bedeutet nun, dass man ein kleines Büchlein führt, in dem alle Ab- und Eingänge eingetragen werden, um immer den genauen Kontostand im Voraus zu wissen. Ihr werdet nun einwerfen, dass man doch dafür Kontoauszüge hat. Das stimmt zwar, aber der Kontoauszug zeigt nur immer den aktuellen Kontostand an und nicht die Summe, die noch auf dem Konto ist, wenn alle Schecks eingelöst wurden. Das hört sich jetzt alles umständlich und kompliziert an und ich sage euch, so ist es auch. Irgendwann verliert man nämlich völlig den Überblick oder sucht verzweifelt nach einem fehlenden Betrag, weil man sich in seinem Scheckbuch verrechnet hat oder vergessen hat, etwas einzutragen. In letzter Verzweiflung fragt man dann immer die letzten Kontobuchungen über Telefon ab. Seine Bankgeschäfte über das Telefon zu erledigen, ist in Amerika sowieso sehr populär; dann fällt nämlich das lästige Scheckschreiben weg. Diese Art des Bankgeschäfts ist nun aber wieder uns Europäern suspekt und hilft auch nicht gerade dabei den Überblick zu behalten. Michael stellt ja die Theorie auf, dass die amerikanische Post nur deshalb so billig ist, weil jeden Monat astronomische Mengen von Schecks mit der Post verschickt werden.

In der Regel ist jeder Amerikaner eh ein Geldjongleur, weil er kaum mit Bargeld bezahlt, sondern eben mit einer bunten Auswahl von Kreditkarten oder persönlichen Schecks oder - eine immer mehr in Mode kommende Variante- mit der Bankautomatenkarte seiner Bank. Das führt am Monatsende dazu, dass er zumeist eine Kreditkarte mit der anderen abbezahlt oder eben Schulden macht, weil er auch den Überblick verloren hat.

Übrigens ist es für einen Ausländer nicht möglich, sofort in den Besitz einer amerikanischen Kreditkarte zu kommen. Das liegt daran, dass man keinen amerikanischen "credit record" hat. Der "credit record" gibt Auskunft über die Kreditwürdigkeit und ob man Kredite, die man schon mal aufgenommen hat, ordnungsgemäß zurückgezahlt hat. Auch wenn man im Besitz einer deutschen Kreditkarte ist, hat man keinen amerikanischen "credit record", weil das amerikanische und deutsche System nicht miteinander verbunden ist. So leben wir jetzt damit, dass zwar jeder 18-jährige Amerikaner über mehrere Kreditkarten verfügt, wir uns aber ein Jahr gedulden müssen, um so ein Plastikteil angeboten zu bekommen. Nach einem Jahr werden wir nämlich Einwohner von Kalifornien und zeichnen uns hiermit als kreditkartenwürdig aus. Warum? Das weiss ich leider auch nicht so genau.

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