Ihr könnt euch natürlich vorstellen, dass Michael alles höchst spannend und aufregend fand. Sein Kommentar zur Sachlage war, dass er schließlich noch nie in seinem Leben ein Erdbeben erlebt hätte und jetzt diese einmalige Chance bekäme. Ich habe jedenfalls die ganze Nacht schlecht geschlafen und immer das Gefühl gehabt, ich falle ins Bodenlose.
Und was macht man am nächsten Tag nach dem Erdbeben? Man achtet neurotisch auf jede Erschütterung, jede kleinste Bewegung, jedes Beben. Man überlegt sich zum hundersten Mal, welches der sicherste Platz in der Wohnung ist und ist froh, dass man sich einen massiven Esstisch gekauft hat, den man sogar ausziehen kann, so dass im Falle eines Falles der Besuch auch unter dem Tisch Platz nehmen kann. Man fragt sich, ob es wirklich so schlau war, all die Bilder an die Wand zu hängen und beglückwünscht sich selber, dass man den schweren Bilderrahmen doch nicht über das Bett gehängt hat, wie ursprünglich geplant. Man fragt sich, ob der Fernseher wirklich so sicher auf diesem Regal steht. Und man verflucht die amerikanischen Stromleitungen auf der Straße, die einen schließlich beim nächsten Erdbeben erschlagen könnten. Außerdem überlegt man sich, ob man nicht doch ein Erdbebenüberlebenstraining absolvieren sollte und ob man Statistiken über Erdbeben überhaupt trauen kann.
Ich kann nur sagen, dass mir dieses Erdbeben gereicht hat und ich gerne auf jedes weitere verzichte.