Deutsch English

  Rundbrief Nummer 145  
San Francisco, den 08.11.2022


Abbildung [1]: In diesem flimsigen Briefumschlag kam der Pass per Post.

Das Evans-Avenue-Postamt ist auch ziemlich auf Zack, wenn es um Passbeantragungen geht. Also machten wir dort einen Termin aus. Obwohl ich gleich nach unserer Einschwörung Anfang Februar auf das Online-Portal der Post gegangen war, um einen Termin auszumachen, konnte ich erst einen Anfang März für uns beide ergattern. Irgendwie ist das bei uns immer so, dass es auf einmal Verzögerungen gibt, wenn wir etwas beantragen. Schon unsere Greencard ging schleichend langsam, und die Beibehaltung und die amerikanische Staatsbürgerschaft zogen sich ewig hin. Auch bei der Passbeantragung hieß es im März 2022, dass es bis zu 16 Wochen dauern kann, bis der Antragsteller den Pass in den Händen hält und bis zu 12 Wochen, falls man eine zusätzliche Gebühr zahlt, um den Prozess zu beschleunigen. Gurgel, da rutschte uns dann schon das Herz ein wenig in die Hose, denn bei der Einschwörung wird die Greencard eingezogen und beim Passantrag mussten wir die ORIGINAL-Einbürgerungsurkunden einschicken. Bis der Pass durch ist, sitzt man sozusagen auf dem Trockenen und kann das Land nicht verlassen, bzw. verlassen des Landes ist schon möglich, aber wieder reinkommen nicht.

Beim Erstantrag des Passes muss der Antragsteller auch immer persönlich erscheinen. Eine Passverlängerung geht später auch ohne persönliches Erscheinen per Postweg. Ab 2023 kann der Pass dann auch online verlängert werden, allerdings eben nur die Verlängerung. Um einen Pass zu beantragen, ist das Formular DS-11 auszufüllen. Das Formular will die üblichen Dinge wissen wie Name, Geburtsdatum, Adresse, Sozialversicherungsnummer, Geburtsort, Name und Geburtsdaten der Eltern, Familienstand, Beruf, Größe, Augen-und Haarfarbe. Es gibt ein Feld auf dem Formular, in dem Reisepläne mit Daten angegeben werden können, um den Prozess zu beschleunigen. Dann ist nachzuweisen, dass man amerikanischer Staatsbürger ist. Dies kann durch eine Geburtsurkunde, einen bereits vorhandenen amerikanischen Pass oder wie bei uns durch die Einbürgerungsurkunde geschehen. Zusätzlich brauchten wir noch ein weiteres Dokument, um uns auszuweisen. Typischerweise ist das der Führerschein, den wir der Postbeamtin vorzeigten. Dem Antrag war dann auch noch eine Kopie des Führerscheins beizulegen. Ein Lichtbild braucht es natürlich auch noch. Wir versuchten uns zunächst daran, dies selbst zu machen, aber irgendwann gaben wir entnervt auf, weil ja zig Bestimmungen einzuhalten sind. Wir gingen dann zu einem Laden auf der Clement Street, dem zweiten Chinatown von San Francisco. Der freundliche Besitzer setzte uns vor eine weiße Leinwand mitten in dem kleinen Laden, während andere Kunden Lottoscheine kauften, schoß die Fotos mit seiner Spiegelreflex, entwickelte sie auf der Stelle und in weniger als 10 Minuten war alles über die Bühne.

Abbildung [2]: Dem per normaler Post eintreffenden Pass liegt dieser Prospekt bei.

Bei unserem Termin bei der Post gaben wir brav alle Unterlagen ab und die Dame hinterm Schalter ging alles durch und lobte mich, weil ich alles so schön ausgefüllt hatte, und wir alles dabei hatten. Schwören und unterschreiben mussten wir in ihrer Anwesenheit auch noch, und dann haute sie mit grober Gewalt eine Heftklammer durch unsere Einbürgerungsurkunden und befestigte sie am Antrag. Mir blieb fast das Herz stehen, Heftklammern durch ein Originaldokument zu jagen! Die meiste Zeit nahm dann das Bezahlen der Gebühren in Anspruch. Die Post nimmt pro Mann und Nase zunächst $35. Dann gehen $130 pro Pass an die Behörde, die den Pass ausstellt. Das ist in den USA das "State Department". Wir zahlten dann jeder noch die Expressgebühr von $60, damit es schneller ging. Dann kommt noch das Porto hinzu, wenn die Anträge und Pässe schneller hin- und zurückgeschickt werden sollen. Pro Mann $18.32. Übrigens mussten wir das State Department noch ganz altertümlich mit Schecks bezahlen, die unseren Anträgen ebenfalls angeheftet wurden.

Abbildung [3]: Der Beipackzettel erklärt, dass Pass und Originaldokument getrennt ankommen können.

Erstaunlicherweise klappte der Trick, dass wir unsere Reisepläne angegeben und die extra Gebühren gezahlt hatten. Innerhalb von drei Wochen hatten wir unsere neuen Pässe im Briefkasten. Dabei kam zunächst mein Pass in der normalen Post und dann Michaels. Die Einbürgerungsurkunde wird separat zurück geschickt, um zu minimieren, dass zwei wichtige Dokumente unter Umständen gleichzeitig verloren gehen. Beides kommt mit ganz normaler Post, ohne Einschreiben. Es dauerte noch einmal zehn Tage, bis dann die Urkunden zurückkamen, und wir hatten schon etwas schwitzige Hände in der Zwischenzeit. Aber schließlich und endlich hat alles geklappt. Der amerikanische Pass muss dann noch unterschrieben werden. Es scheint häufiger vorzukommen, dass dies vergessen wird. Jedes Mal, wenn wir nach Deutschland fliegen, sagen die Flugbegleiter an, dass US-Amerikaner ja ihre Pässe unterschrieben dem deutschen Zöllner vorlegen. Fehlt die Unterschrift, darf der Amerikaner nicht in Deutschland einreisen, und es ist nicht erlaubt, die Unterschrift vor dem Zöllner zu tätigen.

Jetzt kommen wir nochmal zu der interessanten Frage, welcher Pass zu zeigen ist, wenn man zwei davon besitzt. Es ist zu unterscheiden, was die Fluggesellschaft oder der Grenzbeamte sehen will. Zunächst ist relativ logisch, dass der Pass des Landes, dessen Staatsbürger man ist, beim Einreisen in das jeweilige Land vorzuzeigen ist. Also wenn wir nach Deutschland einreisen, zeigen wir unseren deutschen Pass. Bei der Einreise in die USA zeigen wir den amerikanischen Pass. Auch muss bei der Ausreise aus Deutschland jeder am Flughafen durch die Passkontrolle. Auch hier gilt es, als deutscher Staatsbürger den deutschen Pass vorzulegen. Allerdings will die Fluggesellschaft beim US-Abflug vor den dem Einstieg prüfen, dass man die nötigen Papiere zur Einreise in die USA hat, also zeigt man dort den US-Pass. Im August reisten wir das erste Mal mit unseren neuen amerikanischen Pässen in die USA ein, und alles hat prima geklappt.

Grüße aus San Francisco:

Angelika und Michael

PDF Drucken
RSS Feed
Mailing Liste
Impressum
Mike Schilli Monologues


Auf die Email-Liste setzen

Der Rundbrief erscheint in unregelmäßigen Abständen. Wer möchte, kann sich hier eintragen und erhält dann alle zwei Monate eine kurze Ankündigung per Email. Sonst werden keine Emails verschickt.

Ihre Email-Adresse


Ihre Email-Adresse ist hier sicher. Die Rundbrief-Redaktion garantiert, die angegebene Email-Adresse nicht zu veröffentlichen und zu keinem anderen Zweck zu verwenden. Die Mailingliste läuft auf dem Google-Groups-Service, der sich ebenfalls an diese Richtlinien hält. Details können hier eingesehen werden.
Alle Rundbriefe:

Rundbriefe 1996-2016 als PDF:
Jetzt als kostenloses PDF zum Download.

Spezialthemen:
USA: Schulsystem-1, Schulsystem-2, Redefreiheit, Waffenrecht-1, Waffenrecht-2, Krankenkasse-1, Krankenkasse-2, Medicare, Rente, Steuern, Jury-System, Baseball, Judentum
Immigration: Visa/USA, Warten auf die Greencard, Wie kriegt man die Greencard, Endlich die Greencard, Arbeitserlaubnis
Touren: Alaska, Vancouver/Kanada, Tijuana/Mexiko, Tokio/Japan, Las Vegas-1, Las Vegas-2, Kauai/Hawaii, Shelter Cove, Molokai/Hawaii, Joshua Nationalpark, Tahiti, Lassen Nationalpark, Big Island/Hawaii-1, Big Island/Hawaii-2, Death Valley, Vichy Springs, Lanai/Hawaii, Oahu/Hawaii-1, Oahu/Hawaii-2, Zion Nationalpark, Lost Coast
Tips/Tricks: Im Restaurant bezahlen, Telefonieren, Führerschein, Nummernschild, Wohnung mieten, Konto/Schecks/Geldautomaten, Auto mieten, Goodwill, Autounfall, Credit Report, Umziehen, Jobwechsel, Smog Check
Fernsehen: Survivor, The Shield, Curb your Enthusiasm, Hogan's Heroes, Queer Eye for the Straigth Guy, Mythbusters, The Apprentice, The Daily Show, Seinfeld
Silicon Valley: Netscape-1, Netscape-2, Netscape-3, Yahoo!
San Francisco: SoMa, Mission, Japantown, Chinatown, Noe Valley, Bernal Heights
Privates: Rundbrief-Redaktion
 

Kommentar an usarundbrief.com senden
Lob, Kritik oder Anregungen? Über ein paar Zeilen freuen wir uns immer.

In der Textbox können Sie uns eine Nachricht hinterlassen. Wir beantworten jede Frage und jeden Kommentar, wenn Sie ihre Email-Adresse in das Email-Feld eintragen.

Falls Sie anonym bleiben möchten, füllen Sie das Email-Feld bitte mit dem Wort anonym aus, dann wird die Nachricht dennoch an uns abgeschickt.

Ihre Email-Adresse


Nachricht

 
Impressum
Letzte Änderung: 09-Nov-2022