Michael Wir leben ja bekanntlich in einer Diaspora, in der es keine guten frischen Brezen gibt. In Rundbrief 09/2008 habe ich schon mal die Bäckerei "Esther's" in Mountain View (etwa 56km südlich von uns) vorgestellt, die Brezen bäckt, die ganz gut schmecken, falls sie frisch aus dem Ofen kommen, aber bereits ihr Haltbarkeitsdatum deutlich überschritten haben, wenn sie bei uns oben in San Francisco ankommen. Der Öko-Supermarkt Rainbow verkauft sie, aber um neun Dollar für fünf altbackene Brezen auszugeben, muss man schon ziemlich ausgehungert sein. Ich mache es trotzdem oft.
Amerikanische Brezen findet man oft in Shopping-Malls in Kettenläden wie "Auntie Anne's", aber deren Labberbretzen würde ich nicht mal essen, wenn man mir Geld dazugäbe. Zum Backen der knusprigen deutschen Brezen braucht man nicht nur einen heißen Ofen, sondern auch spezielle braunmachende Lauge, die man als Normalverbraucher gar nicht kaufen kann, weil sie in ungebackenem Zustand tatsächlich giftig ist. Mangels professionell hergestellter Brezeln habe ich mich deshalb auf die Suche nach alternativen Backmethoden gemacht und wurde im Supermarkt "World Market" in Daily City fündig, etwa 10km südlich von uns. Dort verkaufen sie eine Packung mit "Kathi's Pretzel Mix", die neben einer Mehlmischung, Hefe und groben Salzkörnern auch die notwendige Lauge als anfeuchtbares Pulver enthält.
In einem Youtube-Video zum Brezelbacken habe ich mit Kamerafrau Angelika festgehalten, wie daraus wirklich astreine knusprige Brezen im heimischen Ofen entstehen. Die ganze Prozedur mit Teigruhe und Backzeit dauert etwa zwei Stunden, die wichtigsten Schritte schneidet das Video in 10 Minuten zusammen. Die Packung mit dem Mix kostet 6 Dollar, und hat genug Rohmaterial für etwa neun Brezen. Ich habe mittlerweile schon dreimal erfolgreich gebacken, und die Brezen werden jedes Mal besser, da ich den Teig rein handwerklich mittlerweile zu immer längeren Strängen ziehen kann, was wichtig ist, damit die Brezen nicht als dicke Batzen auf dem Kuchenblech aus dem Ofen kommen, sondern schlank und knusprig wie vom Bäcker. Schaut euch die Prozedur ruhig an, da könnt ihr noch was lernen!