Angelika/Mike Schilli |
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Angelika San Francisco ist in letzter Zeit in aller Munde. Die immer weiter steigenden Mieten haben uns mittlerweile vor New York auf den Platz 1 der teuersten Stadt Amerikas katapultiert. Auch bei Einbrüchen und Diebstählen haben wir die Nase vorn und sind mittlerweile ebenfalls auf Platz 1 in den Statistiken gelandet. Die Mörderrate ist in San Francisco allerdings, verglichen mit anderen Großstädten in den USA, immer noch niedrig.
In New York nennt man San Francisco deshalb bereits die "Smash-und-Grab-City". "Smash und Grab" bedeutet, dass der Dieb in Windeseile die Scheibe eines Autos einschlägt (= "Smash") und sich dann aus dem Wageninnern greift ("Grab"), was immer er für wertvoll hält. Touristen, die oft, während sie die Sehenswürdigkeiten in der Stadt abklappern, Wertgegenstände im Auto liegen lassen, lernen die rohen Sitten und Gebräuche der Stadt schnell kennen. Aber auch jeder Einheimische, der nur irgendetwas sichtbar im Auto lässt, selbst wenn es völlig wertlos ist, kann mit einer kaputten Scheibe rechnen, denn Diebe gehen gerne auf Nummer sicher, es könnte ja doch etwas Wertvolles dabei sein. Und selbst Autos, in denen nichts sichtbar liegt, fallen manchmal Einbrechern zum Opfer.
Sein Auto auf der Straße in San Francisco zu parken, reicht oft schon aus, um am nächsten Morgen vor einer zerbrochenen Scheibe zu stehen. Mehr als 70 Mal pro Tag wird in San Francisco in Autos eingebrochen, wobei die Dunkelziffer weit höher ist, da viele sich gar nicht mehr die Mühe machen, bei der Polizei anzurufen, weil das antiquierte und umständliche Verfahren erfahrungsgemäß zu nichts führt.
Wie kommt es zu dem rasanten Anstieg der Autoeinbrüche? Für den Dieb lohnt es sich finanziell auf Dauer sicher, denn geschnappt wird kaum jemand. Viele sind der Meinung, dass die im Jahr 2014 von den kalifornischen Wählern abgesegnete sogenannte "Proposition 47" daran Schuld ist. Zentrales Thema von Proposition 47 war eine Gesetzesänderung, nach der bestimmte, nicht gewalttätige Delikte, wie zum Beispiel Drogenbesitz, als geringfügige Delikte ("misdemeanor") zu werten und mit geringeren Strafen zu ahnden sind.
Kalifornische Gefängnisse sind übervoll und kosten den Steuerzahler jedes Jahr Unsummen, so sollte Proposition 47 auch vor allen Dingen dafür sorgen, die Zahl der Insassen in den Gefängnissen zu reduzieren. Hier ist eine Auflistung der Delikte, die unter die Proposition 47 fallen: Ladendiebstähle oder Einbrüche, wenn der Schaden unter $950 beträgt, der Besitz von gestohlener Ware, wenn der Wert der Ware unter $950 liegt, Scheckbetrug, wenn der Wert des Schecks nicht mehr als $950 beträgt und Drogenbesitz, wenn die Drogen nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt sind. Und tatsächlich zeigten die ersten Statistiken, dass die Gefängnisse sich nach Inkrafttreten des Gesetzes zu leeren begannen. In Los Angeles fiel die Anzahl der Insassen von 18.601 auf 17.285 im Januar 2015. Allerdings stiegen die Anzahl der Einbrüche und Diebstähle in mehreren großen kalifornischen Städten (zum Beispiel San Francisco) stark an.
Nun ist es nicht so, dass Leute, die Einbrüche begehen, die unter Proposition 47 fallen, gar nicht mehr bestraft werden können. Eine Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr ist immer noch möglich, sowie Geldstrafen. Allerdings liegt vieles im Ermessen des Staatsanwaltes von San Franciso, der entscheidet, ob ein Fall zum Beispiel überhaupt verfolgt wird. Und wie gesagt, die Polizei ertappt nur selten jemanden auf frischer Tat. Allgemein begegnet man in San Francisco oft einer gewissen Wurstigkeit, wenn es um diese Dinge geht, so nach dem Motto, dem armen Dieb muss es aber ganz arg schlecht gehen, wenn er es nötig hat in mein Auto einzubrechen. Es ist zum Verzweifeln!
Ein besorgniserregender Trend bei den Autoeinbrüchen in San Francisco ist die ansteigende Zahl von aus Autos gestohlenen Waffen, die anschließend oft bei kriminellen Aktivitäten Anwendung finden. Sage und schreibe 57 Waffen sind seit November 2015 von Dieben aus diversen Autos gestohlen worden. Dabei ist allein der Gedanke schon erschreckend, wieviele Leute mit Waffe im Auto herumfahren. Einige der Opfer waren Ordnungshüter, die berufsbedingt bewaffnet herumfahren. Dazu gehörte vor drei Wochen ein FBI-Beamter, der zu Besuch in der Stadt war. Einige der gestohlenen Waffen waren vorher noch nicht einmal ordnungsgemäß in einer abschließbaren Kassette verstaut. Nicht weniger als vier Morde wurden in letzter Zeit mit aus Autos gestohlenen Waffen in San Francisco und Umgebung verübt. Manchmal geht hier wirklich zu wie im Wilden Westen.
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