Angelika/Mike Schilli |
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Michael Als die Hawaiianer anno dunnemals das Wellensurfen auf Brettern entdeckten, feierten sie es als Gemeinschaftserlebnis: Kam eine Welle herangesaust, versuchten möglichst viele Surfer gleichzeitg loszupaddeln, in die Welle einzusteigen und dann aufrecht und parallel in Richtung Strand zu fahren. Statt den massiven Holzbrettern von damals fahren Surfer heutzutage weit kürzere und wendigere Epoxid-Geschosse, mit denen sie nicht mehr direkt Richtung Strand zielen, sondern mit allerhand Schwüngen seitwärts auf der Welle entlangreiten, gerade so, wie ein Snowboardfahrer einen Hügel runterschwingt.
Das hat natürlich zur Folge, dass eine Welle in der heutigen Zeit nicht mehr einer ganzen Gruppe von Leuten dient, sondern nur noch einer Einzelperson. Lauern dann 10 Personen im sogenannten "Lineup" auf die Welle, stellt sich die Frage, wer losfahren darf und wer warten muss.
Als Surf-Neuling gilt es dabei allerhand ungeschriebenes Regelwerk zu beachten. So paddelt man nicht mitten in eine Gruppe von sogenannten "Locals" hinein, also Leuten, die jeden Tag an der gleichen Stelle im Wasser abhängen. Vielmehr paddelt der höfliche Fremdling erst mal im Bogen auf die lauernden Surfer zu und nähert sich ihnen seitlich. Der Grund: Kommt die nächste Welle angerollt und die Locals paddeln los, sollte man nicht im Weg stehen.
Es gilt: Vorfahrt hat, wer als erstes auf der Welle ist. Da hat derjenige, der weiter draußen lauert, einen Vorteil, wenn die Welle auf seiner Position schon befahrbahr ist. Diese Strategie klappt aber nicht immer, denn die Stelle, an der die Wellen brechen, variiert zufällig, selbst innerhalb eines Sets. Kommt schon jemand auf der Welle angerauscht, darf man ihm nicht in die Quere kommen und muss mit den Händen im Wasser abbremsen, damit einen die Welle nicht ebenfalls mitreißt, sondern unter einem durchsaust.
Klappt die Welle vom Strand aus gesehen von links nach rechts zusammen, und ein Surfer fährt schon von links nach rechts auf der Welle, gilt es als extrem unsportlich, weiter rechts ebenfalls in die Welle zu paddeln, sodass der Surfer auf der Welle auf einen zufährt und abbremsen muss. Das ist der gefürchtete sogenannte "Drop In", der meist wildes Gezeter auslöst! Zumindest in Pacifica sind die Leute aber sehr freundlich, es sind halt viele Anfänger dort, und das Schlimmste was einem passieren kann, ist, dass einem ein Board gegen den Kopf knallt, das irgendein Depp sausen lassen hat.
Wenn man auf YouTube Surfer-Videos ansieht, sagt einem niemand, dass die tollkünen Sportskanonen teilweise nur Zentimeter über messerscharfen Riffen entlangsausen, und ein unkontrollierter Sturz vom Brett fatale Folgen hätte. Die überraschende Wahrheit ist, dass Wellen immer nur dort brechen, wo sich das Wasser kurzzeitig verflacht, und dort stehen im Pazifik meistens Steinformationen im Weg.
Im Film sieht es meistens so aus, als ob man im tiefen Wasser fährt, aber die Wahrheit ist, dass zwischen Surfbrett und messerscharfen Gesteinsformationen oft nur ein halber Meter Wasser liegt. Das ist besonders an der North Shore Oahus der Fall, am berühmten Sunset Beach mit dem Surfer-El-Dorado "Pipeline" schwingen sich die Top-Surfer von teilweise Hochhaus-hohen Wellen herab, an deren Fuß kaum noch Wasser ist, so dass ein Ausrutscher tödliche Folgen haben kann.
In solchen Gewässern darf man eigentlich nie vom Board absteigen, ist das Ende des befahrbaren Teils einer Welle erreicht, legen sich die Profis wieder sanft aufs Brett und paddeln wieder raus. Das dauernde Liegen und Paddeln geht unheimlich auf die Schultermuskeln, die normalerweise selbst bei sportlichen Leuten chronisch unterentwickelt sind. Mit zunehmender Praxis bekommt man aber einen gestählten Oberkörper, deshalb sehen die Profisurfer auch so gerippt aus. Ich arbeite noch daran.
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