Angelika Käse was lange Zeit eine eher traurige Angelegenheit in den USA. Ich erinnere mich noch gut, als wir das erste Mal Ende der Achtziger durch die USA reisten und Supermärkte Käse nur in der künstlich-chemischen Variante oder einzeln abgepackt und eingeschweißt in Scheiblettenform anboten. Wenn wir guten Käse fanden, war der meist aus Italien, Holland oder Frankreich importiert und es gab in der Regel nur die Standardsorten wie Gouda oder Camembert. Schon damals fragte ich mich, wie ein Land, das soviel Kühe hat, nicht auf die Idee kommt, besseren eigenen Käse zu produzieren.
Aber das lag natürlich hauptsächlich an den Essgewohnheiten, denn Käse wurde hauptsächlich nur auf den berühmten Cheeseburger oder aufs Sandwich gepackt. Ende der 90er änderte sich das aber schlagartig. Der amerikanische Konsument entdeckte, dass man Käse zum Wein verzehren kann und gerade in Landstrichen mit hoher Restaurantdichte wie zum Beispiel in New York City, Boston, San Francisco, Chicago oder Portland, erlebt handgemachter Käse von kleinen Käsereien seit einigen Jahren einen Boom.
In den Landkreisen Marin und Sonoma, also nördlich der Golden Gate Bridge, gibt es mittlerweile eine Vielzahl von kleinen Käsereien, die mit viel Liebe Käse produzieren. Viele bieten mittlerweile ähnlich wie die Weingüter im Napa und Sonoma Valley, Käse kostenlos zum Probieren an. Als wir im Mai in Point Reyes weilten (siehe Austernbeitrag Rundbrief 06/2014), fuhren wir auf unserem Rückweg durch den kleinen Ort Nicasio. Der Ort gehört zu einem meiner Lieblingsorte, denn hier ist einfach die Zeit stehen geblieben und es freut mich immer, dass solche Orte noch existieren in der hochmodernen Bay Area. Auf jeden Fall steht hier ein Biobauernhof, der auch eigenen Käse herstellt, nämlich die Nicasio Valley Cheese Company Die Käserei arbeitet ausschließlich mit Biomilch und stellt zur Zeit acht Käsesorten her. Michael und ich lieben ja die etwas deftigeren Sorten und deshalb sind unsere Favoriten dieser Käserei der "San Geronimo", der wie eine Mischung aus Fontina und Raclettekäse schmeckt, und der "Nicasio Square" Käse, der laut Broschüre an den italienischen Taleggio erinnern soll. Es wundert übrigens kaum, dass der Bauernhof seine Liebe zum Käse entdeckt hat: Die Vorfahren kamen aus der Schweiz und erwarben 1919 Land in Nicasio.