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Toronto, Kanada
Niagara-Fälle
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Michael Die Niagara-Fälle, das gewaltige Naturschauspiel, bei dem drei Millionen Liter Wasser pro Sekunde eine 54 Meter hohe Wand hinunterrauschen, sollte man sich nicht entgehen lassen. Allerdings denken zwölf Millionen Besucher jährlich ähnlich und das touristische Drumherum in dem Städtchen "Niagara Falls" im kanadischen Bundesstaat Ontario ist ziemlich abartig. Zum Glück war Ende Oktober schon Nachsaison und der Rummel hatte sich gelegt, aber auch viele Verkaufsstände und Restaurants waren geschlossen.
"Niagara" wird auf Amerikanisch übrigens "Nei-jähgra" mit Betonung auf dem "jäh" ausgesprochen. Das Wort stammt von den amerikanischen Ureinwohnern, in deren Sprache es "Donnerndes Wasser" bedeutet. Die Ureinwohner Amerikas betrachteten die Niagara-Wasserfälle als heilige Stätte und erst 1678 bekam sie ein europäischer Jesuitenpater zu sehen. 1801 reisten dann die ersten Flitterwochen-Touristen an, und heutzutage bieten Spielcasinos, ein Rummelplatz mit Riesenrad, ein Turm mit Speiserestaurant, Golfplätze und allerlei organisierte Attraktionen den perfekten Tagesausflug für die amerikanische Familie.
Alles ist auf Gewinnmaximierung angelegt. Um vom Städtchen runter zu den Fällen zu gelangen, kann man entweder ein absichtlich mit Absperrungen in die Länge gezogenes Labyrinth von Straßen ohne rechte Wegweiser erkunden oder 2 Dollar zahlen, um mit einer kleinen Bergbahn etwa 50 Meter schräg runter zu fahren. Natürlich ist daneben keine Treppe. Kauft man ein Ticket für den Aufzug, der runter in die ausgesprengten Gänge gleich neben dem Wasserfall führt, gibt's die Karten im Doppelpack mit einer Filmvorstellung günstiger. Wieder oben angekommen, preist ein geschäftstüchtiges Fotografenteam für 20 Dollar vorher geschossene und nun bereits auf 18x24 vergrößerte Bilder an, auf denen die Teilnehmer in lustigen gelben Regenmänteln mit digital eingeblendetem Wasserfall (eins bei Tag, eins bei Nacht) zu sehen sind. Ende Oktober standen an allen Attraktionen nur jeweils eine Handvoll Besucher an, in der Hauptsaison ist die Gegend wahrscheinlich so eine Art Vorhölle.
Zwischen 1901 und 2003 gibt es 16 dokumentierte Fälle von "Dare Devils" ("Teufelskerlen"), die sich zur Gaudi die Fälle hinunterstürzten. Etwa zwei Drittel überlebten. Den Anfang machte 1901 eine 64-jährige Schullehrerin, die sich damals ein 1,60 Meter hohes Fass anfertigen ließ, es mit einer Matratze auspolsterte, mitsamt ihrer Katze hineinschlüpfte, sich von der Strömung in die Fälle ziehen und hinunterstürzen ließ. Das Fass blieb erstaunlicherweise heil; die Lehrerin überlebte und wurde anschließend von angeheuerten Helfern erst aus dem Fluss und dann aus dem Fass gezogen.
Der Versuch eines Engländers im Jahre 1920 schlug fehl, weil der Übermütige in seinem Faß zu Balancezwecken einen 50kg schweren Amboss an seinen Beinen befestigte. Das Fass überstand den Sturz, doch der Amboss sauste mit dem Engländer in die Tiefe. Nur sein rechter Arm blieb im Fass.
Die Niagara-Fälle runter zu springen ist natürlich verboten, aber der Kanadier John Munday schaffte es sogar zweimal. Ein Video in einer kleinen Ausstellung vor Ort zeigt, wie seine Kumpels etwa 150 Meter vor den Fällen, mitten in der Touristenzone, einen großen Umzugs-LKW rückwärts an das Eisengeländer am Flussufer ranfahren, eine Holzplanke über das Absperrgitter legen und darüber eine gepanzerte orangefarbene Tauchkugel von 2m Durchmesser mit dem darinsitzenden Stuntman vom LKW direkt ins Wasser rollen! Die kanadischen Parkranger vor Ort können im Notfall über einen vor den Fällen liegenden Staudamm das Wasser abdrehen und haben dies tatsächlich schon getan, um Übermütige vor den Fällen zu stranden. Aber John Mundays Team war wohl doch etwas zu schnell, denn die Tauchkugel sauste plangemäß unter dem Gejohle der Touristen den Wasserfall runter. Im Jahre 2003 überstand gar ein Amerikaner den Sturz ohne jegliche Hilfsmittel, nur mit seiner normalen Kleidung am Leib. Er musste eine Strafe von $4500 zahlen und ihm wurde untersagt, Kanada je wieder zu betreten.
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