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  Rundbrief Nummer 68  
San Francisco, den 10.06.2007


Bezahlte Krankheitstage

Angelika Im letzten Rundbrief 04/2007 habe ich berichtet, dass San Francisco als erste Stadt Amerikas seine Plastiktüten verbannt hat. Aber San Francisco hat nicht nur beim Thema Umweltschutz die Nase vorn, sondern auch wenn es um soziale Errungenschaften geht. Seit Februar diesen Jahres müssen jedem, der in San Francisco arbeitet, Krankheitstage bezahlt werden. San Francisco ist damit wiederum die erste Stadt Amerikas, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auf lokaler Ebene gesetzlich vorschreibt. Es gibt in Amerika nämlich diesbezüglich keine verbindlichen gesetzlichen Regelungen auf nationaler Ebene. Schätzungen zufolge bekommen fast die Hälfte der Ganztagsbeschäftigten in den USA (laut Presse etwa 57 Millionen) kein Gehalt, wenn sie sich krank melden. Am häufigsten betroffen sind vor allen Dingen Leute, die in Lohnniedrigjobs arbeiten, obwohl diese sich Lohnausfälle natürlich am wenigsten leisten können.

Bessere Firmen gewähren in der Regel bezahlte Krankheitstage, wobei es dabei je nach Firma ganz unterschiedliche Modelle gibt. Manche Arbeitgeber gewähren zum Beispiel 1 bis 2 Tage pro Monat, die bis zu einer bestimmten Höchstgrenze angespart werden können. Yahoo erlaubt seinen Mitarbeitern kurzfristige Abwesenheit (maximal 5 Tage hintereinander) aufgrund von eigener Krankheit oder Krankheit eines Familenmitgliedes (z.B. Kinder) bis zu 5 mal in 12 Monaten. Ist man bei Yahoo länger krank, springt die sogenannte "Short-Term Disability Insurance" (etwa: kurzfristige Berufsunfähigkeitsversicherung) ein, die von Yahoo für die Mitarbeiter bezahlt wird. Andere Firmen unterscheiden nicht zwischen Urlaub, Krankheit oder Abwesenheit aufgrund von Arztbesuchen. Der Arbeitnehmer erhält ein sogenanntes "Paid Time Off"-Konto (Paid Time Off = bezahlte Abwesenheit), und er entscheidet selbst, für was er die angesparten Stunden hernimmt (Urlaub oder Krankheit).

San Franciscos Modell funktioniert wie folgt: Jeder, der in San Francisco (unabhängig davon, wo die Firma sitzt) arbeitet, erhält pro 30 Arbeitsstunden eine bezahlte Stunde im Krankheitsfall. Die so angesparte Zeit kann für eigene Krankheiten, notwendige Arztbesuche oder Pflege von kranken Angehörigen bzw. des Lebenspartners genutzt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Arbeitnehmer ganz- oder halbtags bzw. zeitlich befristet angestellt ist. Für Arbeiter ohne Arbeitsgenehmigung und Papiere ("Undocumented Workers") gelten die gleichen Regeln. Arbeitet man für eine kleine Firma (bis zu 10 Vollzeit- oder Teilzeitangestellte), können bis zu 40 Stunden angespart werden, sonst 72 Stunden. Die Stunden verfallen nicht am Ende des Jahres, aber wenn die Höchstgrenze erreicht ist (40 bzw. 72 Stunden) akkumuliert nichts mehr auf, bis ein Krankheitsfall eintritt und die Stunden abgebaut werden. Danach kann das Konto wieder bis zur Grenze anwachsen. Hört sich kompliziert an, ist aber ehrlich gesagt gut durchdacht. Ein Hurra für San Francisco.

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