Angelika/Mike Schilli |
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Bermuda
Smogtest auf dem Internet
Lichtschutzfaktor Sonnencreme
Sudafed PE und Sudafed
Toppprodukt: Helm-Rückspiegel
Post vom Wasserwerk
Bezahlte Krankheitstage
Mexikanische Polka
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Michael Wir waren mal wieder im Urlaub. Nachdem wir Hawaii schon in- und auswendig kennen, flogen wir diesmal in die andere Richtung. Erst quer über den Kontinent nach New York und dann noch 2 Stunden weiter östlich. Dort liegt die englische Kolonie Bermuda, eine nur 3km breite und 35km lange Tropeninsel mit türkisem Wasser und langen, einsamen Sandstränden.
Bermuda liegt etwa 800 Meilen vor der Ostküste Amerikas im Atlantik. Auf der Landkarte in Abbildung 2 seht ihr, dass die drei Ecken des sogenannten Bermuda-Dreiecks auf die amerikanischen Stadt Miami in Florida, die Karibikinsel Puerto Rico, sowie die Insel Bermuda im Nordosten zeigen. Zahlreiche Legenden um verschollene Schiffe ranken um diesen Teil des Atlantiks.
Auf Bermuda leben nur etwa 65.000 Leute, aber viel Platz ist dort auch nicht. Laut Reiseführer wird die Besiedelungsdichte Bermudas nur von Ballungszentren wie Hongkong übertroffen. Touristen dürfen kein Auto mieten, sondern nur Motorroller oder sie weichen auf die relativ gut funktionierenden öffentlichen Verkehrsmittel aus. Nach dem Einkauf im Supermarkt die Kassiererin zu fragen, ob sie ein Taxi rufen könne, und dann mit fünf großen Papiertüten 20 Minuten auf dem Parkplatz zu warten, geht allerdings auf die Nerven und deswegen mieteten wir uns ein kleines Moped.
Das war ein Spaß! Angelika saß hintendrauf und ich bin ja bekanntlich in meinen Jugendjahren Motorrad gefahren, sodass es nach einigen haarigen Manövern im Linksverkehr eigentlich recht gut lief. Der Bermuder braust auch im Auto recht zügig durch die Gegend, aber das mag daran liegen, dass wir nach zehn Jahren Kalifornien etwas verlangsamt sind und auch schon eine gewisse Wurstigkeit im Straßenverkehr an den Tag legen. Die Busfahrer fahren jedenfalls wie die Henker, und wenn man auf dem Moped einen riesigen lachsfarbenen Bus im Genick hat, wird einem manchmal mulmig zumute!
Hätte jeder erwachsene Einwohner Bermudas ein Auto, käme der Verkehr ruckzuck zum Erliegen. Deswegen wird jedem Haushalt eine "Access Number" zugeteilt, und nur ein Auto per Access Number ist erlaubt. Ein Zweitauto gibt's nicht. Wollen der Ehepartner oder zuhause wohnende Jugendliche ein Gefährt, gibt's nur ein schwachbrüstiges Moped, das schwindelerregende $4.000 kostet! Die Zulassung für ein mittelgroßes Auto kostet übrigens im Jahr $1.200. Und im Auto muss immer ein Familienmitglied mitfahren. Wer beim Verleihen seines Autos erwischt wird, kriegt eine auf den Deckel. Das Moped darf man als Tourist ohne Führerschein fahren, Einheimische müssen eine Fahrerlaubnis beantragen, die sie ab sechzehn Jahren nach einer erfolgreichen Fahrprüfung erhalten.
Die jugendlichen Mopedbesitzer fahren allerdings wie die Geisteskranken. Dauernd auf der Überholspur, und es ereignen sich nicht wenige Unfälle. Die Vermieterin der Bude, in die wir uns eingenistet hatten, schaute jeden Tag, ob das Moped noch heil war und lobte unsere unfallfreie Fahrweise. Anscheinend kommen Touristen öfter mal mit Schürfwunden und zerbeultem Gefährt nach Hause.
Angelika Beim Betrachten von Ozeanen und bei langen Strandspaziergängen fange ich immer das Philosophieren an: Wie kommt das Salz ins Meer? Warum ist der Sand weiß? Auf Bermuda quälten mich gleich zwei Fragen: Warum ist das Meer so wunderschöen türkis und wieso wirbt die Tourismusbranche auf Bermuda mit den rosafarbenen Stränden? Denn beim ersten Hinschauen schimmert der Sand in den feinsten gelblich-weißen Tönen, keine Spur von rosa. Aber beim genaueren Betrachten kommt man dem Ganzen auf die Spur. Überall im Sand verstreut befinden sich kleine rosafarbene Muschelteilchen, die den Sand teilweise rosa erscheinen lassen. Sie kommen von einem im Meer lebenden Tierchen namens "Foraminifere", das eine rötliche Schale hat. Wenn dieser Organismus das Zeitliche segnet, zermalmen die Wellen die Schale in Kleinstteile und spülen diese an Bermudas Strände. Je nach Wetterlage wirkt der Sand mal mehr oder weniger rosa. Die wunderschöne Wasserfarbe entsteht, weil es kaum Phytoplanktons im Ozean von Bermuda gibt. Phytoplanktons sind kleine pflanzliche Organismen, die im Wasser herumschweben. Ohne diese können die Sonnenstrahlen ungehindert auf den Sandboden stoßen und reflektiert werden, was das Wasser türkis erscheinen lässt.
Und noch etwas fällt dem aufmerksamen Touristen auf: Alle Dächer der Häuser auf Bermuda erstrahlen blendend weiß und haben eine lustige Treppchenform. Das hat einen ganz pragmatischen Grund. Das Trinkwasser ist knapp auf der Insel, denn es gibt keine Flüsse und Seen und deshalb wird das Regenwasser mit Hilfe der besonderen Dachkonstruktion gesammelt. Die eingebauten Stufen im Dach sind ein ausgetüfteltes System von Regenrinnen.
Hinter dem weißen Anstrich steht eine spezielle Farbe, die dafür sorgt, dass das kostbare Regenwasser bei der Sammelaktion auf dem Dach nicht verdreckt. Sehr ausgefuchst! Nun werdet ihr euch fragen, wie oft es denn auf Bermuda regnet. Da es sich um suptropische und nicht tropische Inseln handelt, fällt der Regen ziemlich gleichmäßig über das Jahr verteilt. Und die Temperaturen sinken in den Wintermonaten (November bis April) ab und pendeln um die 20 Grad Celsius herum, in den Sommermonaten Juli bis September klettert das Thermometer dann auf 30 Grad. Den Einheimischen ist das Wasser im Mai mit 18 Grad noch zu kalt, aber wir sind täglich geschwommen.
Michael Nach Bermuda kommen hauptsächlich große Kreuzfahrtschiffe, die an den drei Hauptanlegestellen am Dockyard, in Hamilton und in St. George anlegen und dann jeweils Horden von 2.000 Leute für ein paar Stunden in die kleinen Städtchen ablassen. Weicht man diesen Ungetümen aus, ist man in der Frühsaison meist ganz allein.
In den Museen des Landes kann man alte Kanonen bestaunen und alle möglichen Schätze, die die um Bermuda gestrandeten Schiffswracks freigegeben haben. Um Bermuda zieht sich ein Korallenriffgürtel, auf dem schon unzählige Schiffe gestrandet sind. Zur Freude der Bewohner, die sich anschließend an die Bergung der Wracks machten.
Auffällig viele Leute auf Bermuda haben den Nachnamen "Tucker". Es gibt auch eine "Tucker's Town", allerdings ist diese nicht nach einem auf Bermuda berühmten Taucher namens Teddy Tucker benannt, so unser Taxifahrer, der übrigens auch "Tucker" hieß. Teddy Tucker, der Bermudische Nationalheld und Wracktaucher hat unzählige Schätze aus gesunkenen Schiffen geborgen, unter anderem ein goldenes Kreuz aus dem 16. Jahrhundert mit Edelsteinen dran. Das stand bis 1975 im Museum, doch jemand hat es gestohlen und durch eine Kopie aus Plastik ersetzt, sodass heute im Glaskasten ein Plastikkreuz steht, zum Totlachen!
Außerdem war Bermuda zur Zeit des Sklavenhandels direkt in das grausige Geschäft involviert. Das Museum am Dockyard zeigt eine detaillierte Ausstellung darüber, wie die Sklaven aus Afrika abgeholt und dann unter unmenschlichen Bedingungen auf Sklavenschiffen nach Europa und Amerika transportiert wurden. Bermuda war eine der ersten Anlaufstellen, bevor die Schiffe weiter nach Amerika fuhren. Viele Bermuder sind Nachkommen einstiger Sklaven. Interessant war, dass das Thema sehr ausführlich und schonungslos präsentiert wurde, während es in den USA normalerweise husch-husch vom Tisch gewischt wird.
Die Lage des Bermudadreiecks variiert mit der Literatur, aber normalerweise ist der Bereich in der oben gezeigten Landkarte gemeint. Die Insel Bermuda ist an der Spitze des Dreiecks. In diesem Bereich geschehen merkwürdige Dinge, so wird von einem Flug berichtet, der in den Bereich eintrat und für 15 Minuten jegliche Funkverbindung verlor. Als das Flugzeug später in Amerika landete, stellte man fest, dass der Kontrolltower vom Abbruch der Verbindung nichts mitbekommen hatte und die Uhren von Besatzung und Passagieren 15 Minuten vorgingen! Unter dem Eintrag "Bermuda-Dreieck" auf der Wikipedia könnt ihr noch weitere Dokumentationen seltsamer Vorgänge nachlesen. Die beiden Rundbriefreporter kamen allerdings ungeschoren davon.
Die vornehmen Restaurants auf Bermuda fordern von ihren Gästen die Einhaltung bestimmter Bekleidungsstandards. So darf man in einigen feinen Etablissements nur mit Krawatte und Jackett essen! Allerdings haben wir von unserer Vermieterin erfahren, dass einige Besitzer die Vorschriften lockern mussten, weil der stocksteife britische Kappes den hauptsächlich touristischen Gästen auf den Zeiger ging.
Und die in Bermuda für Herren üblichen Hotpants mit langen schwarzen Kniestrümpfen trägt natürlich auch niemand, der modetechnisch einigermaßen bewandert ist. Das Restaurant dessen Schild in Abbildung 15 "smart casual" verlangt, was nach unserer Auffassung so etwas wie Lederschuhe und Polo-Shirt war, kam ich in meinem typischen Aufzug mit Gangsterrapper-T-Shirt und Softwareentwickler-Cargo-Shorts aber problemlos rein.
Die Preise auf Bermuda sind echt abenteuerlich. Es ist keine Seltenheit, dass ein Hauptgericht in einer relativ normalen Wirtschaft $30 kostet. Dagegen ist selbst San Francisco preiswert! So recht vom Hocker gehauen hat uns das Essen nicht, obwohl einige im Reiseführer empfohlenen Restaurants schon recht gut waren. Außerdem schlägt der Kellner ungefragt 15% Trinkgeld auf die Rechnung, was bei Amerikaneren ausgesprochen umbeliebt ist.
Angelika Bermuda kommt recht britisch daher. Michael erwähnte ja schon den Linksverkehr und die Kleidervorschriften. Unsere Vermieterin warnte uns dann auch gleich, dass wir auf Bermuda nichts erreichen, wenn wir nicht die britische Höflichkeit an den Tag legen. Dem Busfahrer nur ein einfaches "Excuse me, is this the bus to the Dockyard?" (Entschuldigung, fährt dieser Bus zum Dockyard?) entgegen zu schleudern, würde als ungehobelt gelten. Nein, es muss zunächst heißen "Good afternoon. How do you do?", bevor man sein eigentliches Anliegen loswerden kann. Michael rebellierte natürlich etwas gegen diese steife Förmlichkeit, denn er hat schließlich 10 Jahre lockeres Kalifornien hinter sich.
Wie schafften es die Engländer überhaupt Bermuda zu entdecken? Der spanische Kapitän Juan de Bermudez, nach dem die Inseln benannt sind, schipperte schon 1503 um die Inseln herum, zeigte aber kein Interesse, die nicht bewohnten Inseln zu kolonisieren. 1609 setzte dann der englische Admiral George Somers, der im Auftrag der britischen "Virginia Company" herumsegelte, sein Schiff "Sea Venture" auf dem Weg nach Jamestown/Virginia auf eines der Riffe vor Bermuda. Er musste daraufhin mit seiner Mannschaft auf Bermuda ausharren, um neue Schiffe zu bauen und ließ gleich ein paar Mannen zurück, als er wieder in Richtung Nordamerika aufbrach. Der "Virgina Company" gefiel die Idee, das bis dato unbewohnte Bermuda zu vereinnahmen und schickte 1612 noch 60 Siedler hinterher.
Das britische Pfund hat sich allerdings nicht als Währung durchgesetzt. Es gibt den Bermuda Dollar, der 1:1 zum amerikanischen Dollar gehandelt wird. Der US-Dollar ist gleichwertiges Zahlungsmittel, denn überall konnten wir unsere grünen amerikanischen Scheine an den Mann bringen. Es ist üblich, dass einem sowohl Bermuda-Dollars als auch US-Dollars herausgegeben werden. Auch bei den Inselbewohnern wird das so gehandhabt. Nur der Geldautomat spuckt exklusiv Bermuda-Dollars aus.
Bermuda ist ein teures Pflaster, denn wie auf Inseln üblich muss nicht nur alles von weit her angeschleppt werden. Zusätzlich erhebt Bermuda noch hohe Zölle auf die importierten Waren. Die meisten Lebensmittel im Supermarkt kommen aus den USA. Aber auch britische Produkte fanden wir, die oft billiger erschienen, was am geringeren Zoll auf bestimmte Produkte aus England liegt. Die irische Butter war zum Beispiel unschlagbar günstig.
Wohnraum ist aufgrund des mangelnden Platzes auf Bermuda knapp und begehrt. Mieten, so stöhnten uns unsere diversen Taxifahrer vor, sind extrem hoch, die kommen locker an die von San Francisco heran. Und dann baut sich noch jeder reiche Schnösel tolle Ferienhäuser (oder besser gesagt Villen) auf Bermuda, die dann die meiste Zeit des Jahres leer stehen. Michael Douglas und Catherine Zeta-Jones haben zum Beispiel ein Haus auf der Insel. Da für Firmen Bermuda ein Steuerparadies darstellt, haben viele ihre Scheinsitze hier. Trotz der hohen Lebenshaltungskosten ist der Lebensstandard aber hoch, wie einem jeder stolz erzählt.
Michael Wir haben die eine uns zur Erholung zustehende Woche optimal ausgenutzt und sind am Freitagabend um 22 Uhr losgeflogen, und am nächsten Morgen (mit vier Stunden Zeitverschiebung) waren wir auf der Insel. Zurück ging's eine gute Woche später, am Sonntag, und am Tag darauf standen wir wieder braungebrannt im Berufsleben. Ach ja, wir vermissen schon deutsche Urlaubsverhältnisse ...
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