24.11.2006   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 64  
San Francisco, den 24.11.2006


Abbildung [1]: Amerikanische Stromstecker

Michael Wenn ihr schon mal mit eurem deutschen Rasierapparat oder Föhn in den USA wart, werdet ihr festgestellt haben, dass deren deutsche Stecker nicht in die amerikanischen Steckdosen passen. Denn statt der in Deutschland üblichen runden Stöpsel, der sogenannten Schukostecker, finden sich an amerikanischen Steckern flache Metallplättchen.

Amerikanische Adapter für die deutschen Stecker kauft ihr am besten in Deutschland. In den USA gibt es meist nur die umgedrehte Variante, also Stecker für die Geräte amerikanischer Globetrotter, die ihre flachen Stecker an die runden Buchsen in Europa anpassen müssen. In Elektronikfachmärkten wie Fry's oder Radio Shack gibt's in den USA allerdings auch Adapter für deutsche Stecker an amerikanische Dosen, allerdings zum Exotenpreis, das muss euch klar sein. Ein raffinierter Globetrottertrick ist es übrigens, nur einen Adapter zu kaufen, aber eine Vielfachsteckdose aus dem Heimatland mitzuführen, und so gleich mehrere Geräte gleichzeitig anzuschließen.

Und es gilt zu beachten, dass nicht nur die Stecker unterschiedlich sind. Die Spannung im amerikanischen Stromnetz beträgt nur 110 Volt, gerade mal halb so viel wie die im deutschen Stromnetz üblichen 220 Volt.

Das bedeutet, dass wenn man ein deutsches Gerät mit einem Adapter an eine amerikanische Steckdose anschließt, nur halb so viel Saft eingespeist wird. Ohne spezielle Maßnahmen werkeln deshalb Föhne oder Rasierapparate nur sehr lahm vor sich hin, wenn sie überhaupt funktionieren.

Abbildung [2]: Ein Föhn, der sich umstellen lässt.

In Abbildung 2 seht ihr unseren Reiseföhn, der sich mittels einer in einen Schlitz gesteckten Münze von 230V (220 oder 230V, so genau geht's nicht) auf 110V umstellen lässt. Wer dies tut, kann den Föhn (einen entsprechenden Steckeradapter vorausgesetzt) ohne Probleme in den USA betreiben. Vergisst man allerdings, den Schalter in Deutschland wieder zurückzustellen, zerreißt's das Teil unter Umständen in tausend Fetzen, falls man es unter 220V ins deutsche Stromnetz einstöpselt.

Ganz ausgefuchste Geräte, wie zum Beispiel manche Laptop-Netzteile, Desktop-Computer oder Monitore, können sogar beide Spannungen, 110V und 220V, ohne Umstellung verarbeiten. Das steht dann auf dem Netzteil vermerkt. Einfach mit Steckeradapter einstecken und fertig ist der Lack.

Es gibt auch die Möglichkeit, die 110V aus der amerikanischen Steckdose auf 220V hoch zu transformieren. Allerdings ist das ein altmodisches Verfahren aus dem letzten Jahrhundert, das dicke Metallkerne mit vielen Kabelwindungen erfordert und erschreckende Energieverluste produziert.

Verbraucht ein Gerät nur so um die 50 Watt, kann man für wenig Geld (etwa $7) einen kleinen Trafo bei Fry's kaufen, der aus den 110V der amerikanischen Stromleitung sowohl 220V macht, als auch die richtigen runden Buchsen für deutsche Elektrogeräte bereitstellt.

Ein Rasierapparat oder eine elektrische Zahnbürste arbeiten unter der 50-Watt-Marke und lassen sich so problemlos anschließen. Aber selbst ein kleiner Föhn verbraucht mindestens das 10-fache, also 500 Watt und aufwärts. Schließt man so ein Teil an den kleinen Trafo an, überhitzt sich dieser und kann böse Probleme verursachen. Trafos für Elektrogeräte bis 1000 Watt kosten um die $30 und sind sehr schwer. Das lohnt sich nur in Ausnahmefällen. Und, wie gesagt, ein kleiner Trafo verbraucht selbst im Ruhezustand Strom und heizt sich auf. So etwas ging in den 60er Jahren noch ungestraft durch, aber heutzutage ist das völlig unmöglich.

Abbildung [3]: Der 7-Dollar-Billigtrafo von Fry's, der 110V auf 220V hochtransformiert.

Die Frequenz, mit der der Wechselstrom aus der Steckdose hin- und herschwingt beträgt in Europa 50Hz und in den USA 60Hz. In den Achziger-Jahren gab es noch Radiowecker, die diese Schwingung ausnutzten und deshalb mit der falschen Frequenz nicht richtig funktionierten, aber heutzutage ist das irrelevant.

Wie bei deutschen Schukosteckern gibt es bei den nordamerikanischen Steckern dreipolige Varianten (mit runder Erdung) und solche, die nur zwei Kontakte aufweisen. Superlästig ist das, wenn zum Beipiel das amerikanische Laptopnetzteil einen dreipoligen Stecker hat aber die Steckdose im Hotel nur zwei Pole bereitstellt, was durchaus vorkommt. Für solche Fälle habe ich einen wahrscheinlich illegalen neongrünen Adapter von einem zurückliegenden Japanurlaub (Japan hat die gleichen Steckdosen), der aus drei Polen zwei macht.

Bei den zweipoligen ist meist eines der Metallkontaktplättchen etwas breiter (für die Fachmänner: das ist der neutrale Pol, im Gegensatz zur dünneren Phase), sodass man den Stecker nur in einer Richtung reinkriegt.

Der Wikipedia-Eintrag zum Thema Power Plug stellt alles Wissenswerte zum Thema nordamerikanische Steckdosen schön zusammen.

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