Angelika/Mike Schilli |
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Durch das Land der Mormonen
Das Kreuz mit dem Alk
Mormonen
Ahnenforschung
Capital Reef National Park
Spannungsunterschiede
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Wahlen in den USA
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Angelika Mit dem Bundesstaat Utah verbinden die meisten deutschen Touristen allerdings nicht die Hochburg der Mormonen sondern die der atemberaubenden Nationalparks. Arches, Bryce Canyon, Zion und auch Canyonlands stehen meist auf einer klassischen Rundfahrt im Programm. Der "Capitol Reef National Park" gehört, obwohl er auch in Utah liegt, zu den weniger bekannten und besuchten Parks.
Auch wir hatten den Park auf unserer großen Amerikareise 1987 ausgelassen. Er liegt schon ziemlich in der Pampa, eben jenseits der großen Metropolen. Salt Lake City ist ca. 220 Meilen weit weg und Las Vegas 360. Auch sind viele der schönsten Ecken des Nationalparks nur über ungeteerte Staßen oder zu Fuß zu erreichen.
Trotz dieser Abgeschiedenheit siedelten sich um das Jahr 1880 Mormonen im heutigen Park an und gründeten u.a. die klitzekleine Siedlung "Fruita", eine Anspielung auf die Früchte bringenden Obstbäume, die sie im von Felsen eingerahmten Tal pflanzten und die auch heute noch die karge Wüstenlandschaft begrünen. Indianer vom Stamme der sogenannten "Fremont Culture", waren natürlich schon vor den Mormonen da, aber verließen aus bisher ungeklärten Gründen die Gegend wieder.
Der Park verdankt seinen etwas ungewöhnlichen Namen der Tatsache, dass eine Felsformation der Kuppel des Kapitols in Washington ähnelt und die Pioniere bei der Überquerung der steil aufragenden Felsen auf Schwierigkeiten stießen, die sie an die Unüberwindlichkeit eines Riffs (= reef) erinnerten. Die Besonderheit des Parks ist die sogenannte Wassertaschen-Falte (Waterpocket Fold), eine geologische Verschiebung der Erdkruste an einer Spalte. Diese Wassertaschen-Falte kennen die Geologen als klassischen "Monokline", d.h. eine Falte an der die Gesteine an der einen Seite steil aufragen und sonst horizontale Schichten aufweisen.
Als wir den Park am späteren Nachmittag erreichten, ließ die tiefer stehende Sonne das Rot, Gelb und Orange der Felsformationen besonders dramatisch erscheinen. Die Sicht war gigantisch, und wir hätten das Fallen einer Stecknadel sicher gehört, so leise war es. Die nächsten Tage wanderten wir durch tiefe Felsschluchten zu entlegenen Wasserlöchern und fuhren mit unserem altmodisch aussehenden Mietauto den "Burr Trail Loop", der schlappe 120 Meilen (davon 30 ungeteert!) durch eine scheinbar unberührte Landschaft führt. Wir begegneten kaum jemandem und fühlten uns wie in einer anderen Welt. Ich sinniere in solchen Momenten immer darüber, wie klein und unbedeutend wir Menschen doch sind.
Übrigens hält der Vertrag der Mietautofirma in der Regel fest, dass man ja nicht auf ungeteerten Straßen mit dem Gefährt herumkutschiert. Klar, denn die wollen einen nicht aus irgendwelchen Schlammlöchern in einer gottverlassenen Gegend ziehen. Nun sind viele ungeteerte Straßen aber ohne Probleme mit einem normalen Auto zu befahren, sodass wir uns dieser Regel schon oft widersetzt haben (macht uns das ja nicht nach, liebe Kinder).
Ich frage aber immer noch im Besucherzentrum bei einem Ranger nach, wie die Straßenverhältnissse aussehen. So auch dieses Mal. Der Ranger bestätigte: "Alles kein Problem, denn das ungeteerte Stück wurde erst gestern begradigt." Also fuhren wir unerschrocken los, bis wir vor dem ersten Schlammloch standen. Unser geliebter "Perlman" hätte die Durchquerung des Flüsschens natürlich ohne Probleme gemeistert, aber der stand ja in San Francisco in der Garage.
Und das Mietauto war ein Pontiac Vibe, der wie eine moderne Fassung der alten Taxis in England daherkommt und mit seinen kleinen Reifen so gar nicht in die rauhe Wüstenlandschaft von Utah passt. Aber Michael, der Schrecken der Straße, ließ sich nicht beirren und manövrierte uns durch das Wasser, ohne stecken zu bleiben. Weitere Überraschungen blieben uns dann Gott sei Dank erspart. Nur hatte sich der rote Sand in jede Ritze des Autos verkrochen. Der Mann bei der Autovermietungsfirma wird sich sicher seinen Teil gedacht haben.
Der Capitol Reef National Park ist übrigens ganzjährig geöffnet. Wir fragten uns bloß, wie man im Winter noch etwas zu essen kriegt. Denn nicht nur, dass ein Restaurant nach dem anderen Ende Oktober zumachte, sondern auch der Krämerladen klappte die Bordsteine hoch und sogar einige Motels schlossen ihre Tore bis zum Frühling. Der Ober in einem der noch offenen Restaurants sagte dann auch, dass Torrey, der kleine Ort, in dem man unterkommt, wenn man den Park besucht, im Winter einer Geisterstadt gleicht.
Auf unserer Rückfahrt nach Salt Lake brach dann glatt der Winter herein. Die Temperatur sackte laut Autoaußenthermometer auf 32 Grad Fahrenheit (also 0 Grad Celsius) ab und es fing an zu schneien. Als tatsächlich etwas Schnee auf der Straße liegen blieb, geriet der sonnenverwöhnte kalifornischen Fahrer etwas ins Schwitzen! War aber halb so wild, in Salt Lake City war wieder Sonnenschein.
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