Politik-News
Michael hat ja schon fleißig berichtet, was sich seit unserem letzten Rundbrief alles so ereignet hat. Bleibt mir noch hinzuzufügen, dass dieses Land mittlerweile auch einen Präsidenten (hier so schön "president elect" genannt) hat. Aber das habt ihr natürlich trotz der BSE-Krise in Deutschland verfolgt. Ich kann mir nur nicht verkneifen, zu bemerken, dass mit Bush etwas auf uns zukommt. Nicht nur, dass der Mann seine eigenwillige "Krieg-der-Sterne-Version", also ein Raketenabwehrsystem im Weltraum, durchsetzen will. Er findet auch nichts dabei, in Alaska nach mehr Gas zu bohren, die Einhaltung von Umweltschutzauflagen den Firmen freiwillig zu überlassen und die Rezession herbeizureden, um seine umstrittenen Steuersenkungen durchzusetzen. Nur die NRA (siehe Michaels Waffenbericht) und Bill Gates lieben ihn wahrscheinlich, denn er will weder das Recht, eine Waffe zu tragen, einschränken noch die Monopolstellung von Bill Gates' Microsoft zerschlagen. Von der Todesstrafe und seinen Sprüchen "tough on crime" (hart gegenüber Verbrechen) ganz zu schweigen. Seine Nominierungen für das Kabinett lassen Schlimmes befürchten. Vor allen Dingen John Ashcroft, der amerikanischer Justizminister ("Attorney General") werden soll, bereitet den Liberalen und Frauenverbänden schlaflose Nächte. Er gilt als zutiefst religiös, erzkonservativ und rechter als Rechts. So ist er verbitteter Gegner der Abtreibung und würde sie am liebsten verbieten. Auf der anderen Seite ist er strenger Befürworter der Todesstrafe (fragt mich bitte nicht, wie das zusammen passt). Auch glaubt er fest daran, dass das Recht, eine Waffe zu tragen, das Geburtsrecht jeden Amerikaners ist. Zur Zeit finden die Anhörungen Ashcrofts im Senat statt, der die von Bush aufgestellten Kandidaten bestätigen muss. Obwohl Ashcroft von vielen Senatsmitgliedern kritisch beäugt wird, glaubt aber keiner daran, dass er abgelehnt wird. Ein Elend! Interessant finde ich übrigens, dass der knappe Wahlausgang schon fast in Vergessenheit geraten ist. Es wird kaum mehr daran erinnert, dass der Supreme Court ja letztendlich die umstrittenen Handauszählungen in Florida gestoppt hat und somit Bush zum Sieg verhalf, oder dass Gore im sogenannten "popular vote" (siehe letzten Rundbrief) mehr als eine halbe Million Stimmen vor ihm liegt. Witzigerweise wird in Florida dennoch munter weiter gezählt. In Florida gibt es nämlich ein Gesetz, das besagt, dass die Wahlzettel von der Öffentlichkeit eingesehen werden dürfen. Nun haben unter anderem führende amerikanische Zeitungen sich dieses Rechtes angenommen und zählen somit weiter. Selbst wenn diese erneuten Zählungen Gore noch zum Sieger machten, änderte das wahrscheinlich gar nichts am amtlichen Ergebnis. Bushs Ansehen könnte natürlich Schaden nehmen, aber der Mann ist so verliebt in sich selbst, dem würde das wahrscheinlich nichts ausmachen.