Angelika/Mike Schilli |
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Erst jetzt wird das Trinkgeld eingetragen. In Abbildung 10 seht ihr, dass das Essen $32.39 gekostet hat. 15% davon wären $4.86, weil ich nicht geizig bin, habe ich da $5.50 in das Feld "Tip" eingetragen. Dann wird zusammengerechnet, $37.89 ist die Gesamtsumme. Da ihr wahrscheinlich nicht immer einen Taschenrechner dabeihabt, gibt's folgende Faustregel: Teilt den Rechnungsbetrag durch 6, dann kommt ihr auf ein gutes Trinkgeld. Im vorliegenden Fall geht $32.39 zwar nicht genau durch 6, aber da 5 * 6 = 30 ergeben und 6 * 6 = 36, seid ihr mit 5.50 auf der sicheren Seite. Dann noch schnell unterschreiben -- fertig ist der Lack! Als Nachweis für später solltet ihr euch unbedingt die Kopie des Abschnitts einstecken, die meistens gelb gefärbt ist, während die Originalrechnung für das Lokal weiß ist. Manchmal steht auch auf dem Original "Merchant Copy" (Verkäufer-Ausdruck) und auf der Kopie "Customer Copy" (Ausdruck für den Kunden), wie in Abbildung 11 gezeigt. Die braucht ihr natürlich nicht zu unterschreiben, da sie nur für euch ist, aber ich nutze den Abschnitt zu Angelikas Leidwesen immer dazu, möglichst schwungvolle Unterschriften zu üben. Aber ich schweife ab.
Seid ihr soweit, müsst ihr nicht mehr warten, bis der Kellner zurückkommt, man lässt einfach den Abschnitt auf dem Tablettchen liegen, steht auf und verlässt das Lokal. So einfach geht das!
Noch eine Kleinigkeit: Ein hartnäckiger Fehler ist es, die Einsen mit Aufstrich zu schreiben, wie in deutschen Landen üblich. Dort schreibt man aber auch die Siebenen mit einem Durchstrich, was der Amerikaner nicht macht. Dies ist besonders auf Kreditkartenabrechnungen kritisch, da die Einsen nach deutscher Schreibweise von Amerikanern als Siebenen interpretiert werden. Auf Abbildung 11 seht ihr, wie im Betrag von $37.89 die Sieben ohne Durchstrich geschrieben wurde -- so ist das hier üblich. Sieht verblüffend wie eine Eins aus, oder? Also, wenn ihr "Eins" meint, schreibt bitte nur einen senkrechten Strich. Abbildung 12 illustriert das Ganze nochmal. Es handelt sich um einen Brief, den ich mal erhielt und der wie durch ein Wunder ankam, obwohl derartig falsch adressierte Briefe zu 90% verloren gehen, wie die Erfahrung gezeigt hat. Auch die Apartmentnummer ist nicht 16, sondern 6. Das bedeutet im Normalfall das Aus für den Brief, denn der Postbote kümmert sich nicht um die Namensschilder am Briefkasten, es geht rein nach Hausnummer und Apartmentnummer. Gibt's eine von beiden nicht, wandert der Brief sofort in die Mülltonne, ein Nachforschen wie bei der deutschen Bundespost gibt's hier nicht.
In Abbildung 12 sind alle Einsen mit Aufstrich geschrieben -- sie werden hier als Siebenen interpretiert und die Hausnummer 7765 gibt's auf der Church Street halt nicht. Abbildung 13 zeigt, wie's richtig geht: Einsen nur als senkrechte Striche, das kann der Postbote ohne Probleme lesen.
Noch etwas: Es ist völlig unmöglich, die Rechnung im Restaurant getrennt zu bezahlen. Die Bedienung hat keine Ahnung mehr, wer was hatte und wird auch nicht reihum gehen, um das herauszufinden, wie in Deutschland üblich. Was aber geht, ist, einfach z.B. zwei Kreditkarten reinzulegen und zu fragen, ob es möglich wäre, zu gleichen Teilen von beiden abzubuchen. Da muss auch jeder dann sein Trinkgeld getrennt eintragen. Eine weitere Möglichkeit ist es, bar zu bezahlen und das Geld zusammenzulegen, am einfachsten, in dem man den Gesamtbetrag durch die Anzahl der anwesenden Personen teilt. Zu sagen: "Aber ich hatte doch nur einen kleinen Salat und du das 2-Pfund-Rib-Eye-Steak!" und anteilsmäßig aufzurechnen, gilt als geizig, aber das müsst ihr unter euch ausmachen. Ihr müsst einfach immer das teuerste Gericht nehmen, dann seid ihr auf der sicheren Seite.
Ich muss noch nachholen, wie das Bezahlen mit Bargeld geht: Man fragt auch hier nach der Rechnung und wenn das Mäppchen/Tablettchen kommt, gibt's wieder zwei Möglichkeiten: Entweder ihr habt den Betrag einschließlich (!) dem wie vorher ausgerechneten Trinkgeld passend da. Dann legt ihr das Geld passend hin, steht auf und geht. Wirklich, ihr könnt sofort das Lokal verlassen, die Bedienung wird erst, nachdem ihr auf der Straße seid, eure Scheine kontrollieren. Notfalls kommt sie euch dann schon nachgerannt, keine Angst.
Falls ihr das Geld nicht passend habt, legt ihr einfach so viele große Scheine rein, dass diese Rechnung plus Trinkgeld abdecken. Übrigens eine hervorragende Methode, die großen 50er und 100er loszuwerden, die deutsche Banken gerne an Touristen aushändigen, welche diese dann nirgendwo loskriegen, weil kaum ein Laden größere Banknoten als 20er akzeptiert. Restaurants nehmen aber alles, weil sie die Scheine hinter den Kulissen kontrollieren können. Dann rauscht die Bedienung wieder an und, falls sie nicht sofort kapiert, was Sache ist, fragt ihr einfach "Can we get some change, please?". Dann nimmt sie das Tablettchen/Mäppchen mit dem Großgeld mit, und bringt dem Rechnungsbetrag entsprechend Wechselgeld mit. Aber Achtung: Da wurde noch kein Trinkgeld eingerechnet. Dieses habt ihr natürlich vorher schon ausgerechnet und nun nehmt ihr nur soviel von dem Wechselgeld, dass genau das ausgerechnete Trinkgeld übrigbleibt, das ihr im Mäppchen/Tablettchen liegen lasst, aufsteht und geht. Warum habe ich vorher gesagt, ihr sollt vorher soviel Geld reinlegen, dass Rechnung plus (!) Trinkgeld abgedeckt sind? Genau, damit ihr nachher auch das nötige Kleingeld habt, um das Trinkgeld liegen zu lassen. Sonst stellt ihr unter Umständen im Nachhinein fest, dass ihr nicht genug habt, müsst nochmal nachfragen, und das ist uncool. Es macht übrigens nichts, wenn die Scheine vorher den Rechnungsbetrag weit übersteigen oder sogar noch ein Extra-Schein drinliegt. Wenn zum Beispiel der Rechnungsbetrag 36 Dollar ist, ihr aber nur drei Zwanziger einstecken habt, legt ihr einfach die drei Zwanziger rein -- die Bedienungen sind schon so schlau, dass sie euch die 24 Dollar Wechselgeld so klein zurückgeben, dass ihr auch 6 Dollar Trinkgeld liegen lassen könnt.
In abgelegenen Gegenden oder ganz einfachen Kneipen kann es übrigens sein, dass man an der Kasse zahlen muss. Dann bringt die Bedienung die Rechnung, man steht auf, trägt sie zur Kasse, zahlt den Rechnungsbetrag ohne (!) Trinkgeld, geht zum Tisch zurück und lässt das Trinkgeld auf dem Tisch liegen. Ob man in einer Gaststätte an der Kasse zahlt oder ob die Bedienung das erledigt, kriegt ihr einfach raus, indem ihr die anderen Gäste beobachtet oder einfach nach der Rechnung fragt und eine halbe Stunde auf die Bedienung wartet. Dann ist es ziemlich sicher!
Weil ich schon mal dabei bin: Wie geht das in einer Bar? Meist ist es so, dass einer zum Tresen geht, Getränke für alle holt und sofort bar bezahlt. Man kriegt sofort das Wechselgeld zurück, von dem man etwas liegen lässt, 10% oder so. Getrennt Bier zu bestellen und zu bezahlen ist unüblich, das gilt als "dutch", also holländisch. Keine Ahnung warum, aber das macht der Amerikaner nicht. Einer gibt immer eine Runde aus.
Ich hoffe, ihr denkt jetzt nicht: "Mein Gott, der Alte spinnt ja völlig!". Euer rasender Rundbriefreporter hat jahrelang Restaurants und Kneipen in allen Gegenden Amerikas erkundet, von Texas bis Chicago, von Miami bis Seattle, um euch heute dieses Wissen zu unterbreiten und dafür zu sorgen, dass ihr überall gut durchkommt!
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