Fotostunde
(Angelika) So, jetzt will ich aber auch einmal endlich wieder einen Beitrag zum Rundbrief leisten. Mit Fallschirmspringen kann ich nicht aufwarten (bin doch nicht verrückt), aber wie Michael ja schon geschrieben hat, habe ich mir den "Monitor"-Job in der Dunkelkammer geangelt. Am Donnerstag (von 12 bis 18 Uhr) hatte ich meine erste Schicht und es ist ganz gut gelaufen, denn am Anfang des Semesters ist meist noch nicht so viel los. Das ist ganz gut zum Eingewöhnen. Man muss den Leuten in der Dunkelkammer nämlich nicht nur mit Rat und Tat zur Seite stehen, sondern auch die Chemikalien, die benötigt werden, fertigmachen, die Bilder waschen, damit sie von restlichen Chemikalien befreit werden, die Fotos dann anschließend trocknen usw. Ich bin jetzt schon sicher, dass ich das Angebot, die Dunkelkammer jederzeit nutzen zu dürfen, voll auskosten werde, denn ich habe natürlich wieder zwei Fotokurse belegt dieses Semester. Ein Kurs ist eine Kritikklasse, in der -- wie der Name schon sagt -- die Fotos der Kursteilnehmer kritisch beäugt werden. Jeder wählt ein Projekt und arbeitet daran, ein Portfolio zusammenzustellen. Die Kursleiterin heißt Judy Dater und ist schon relativ bekannt, nicht nur weil sie schon zahlreiche Ausstellungen in den verschiedensten Museen hatte, sondern auch solche Berühmtheiten wie Ansel Adams und Imogen Cunnigham kennengelernt und selber fotografiert hat. Für die Fotoszenekenner sei erwähnt, dass es ein Bild mit einem Nacktmodell und Imogen Cunnigham in ihren späten Jahren gibt, das Judy Dater fotografiert hat und zu ihren bekanntesten zählt. Eieiei, in Berkeley lernt man Leute kennen. Na ja, die Kurse haben ja auch einen ganz schön stolzen Preis. Mein zweiter Kurs hat den Titel "Das Selbstportrait als Autobiografie". Da dieser erst in zwei Wochen anfängt, kann ich noch nicht so viel dazu sagen, aber eins ist sicher, in nächster Zeit wird es Fotos von mir selbst hageln. Da wird sich Michael freuen. Auch hängen meine drei Ausstellungsfotos (siehe letzter Rundbrief) schon in den Hallen der Universität Berkeley Extension. Die Ausstellung ist das Ergebnis meines "Fine Printing"-Kurses. Jeder der Kursteilnehmer darf drei seiner Fotos zeigen. Am Mittwoch wird die Ausstellung offiziell eröffnet, so richtig mit Wein und Häppchen, was allerdings die Künstler selbst bereitstellen müssen (der Weg zum Ruhm ist hart). Fairerweise sei hier angemerkt, dass "Ausstellungseröffnung" ein vielleicht zu großspuriger Titel ist, denn in der Regel kommen dazu Freunde, wohlgesinnte Bekannte und manchmal auch einige Lehrer, also noch keine Kritiker oder sonstige herausragende Persönlichkeiten. Aber immerhin ist es ein Anfang und die Bilder hängen in einem öffentlichen Gebäude, sind also für jedermann zugänglich. Das ist aber noch nicht alles bezüglich Ausstellung. Da die Universität Berkeley Extension gerade in San Francisco einen Gebäudeteil recht aufwendig renoviert hat, und der Amerikaner auch gerne die Feste feiert wie sie fallen, wird mit viel Tamtam am 14. Oktober die Fertigstellung der Renovierung gefeiert, zu der dann eben auch eine breite Öffentlichkeit und einige wichtige Persönlichkeiten kommen. Aus diesem Grunde wurden die fortgeschrittenen Studenten (unter anderem auch meine Wenigkeit) angeschrieben, mit der Bitte, bis zu fünf der eigenen Kunstwerke (also nicht nur Fotos) einzureichen, da diese die Chance haben, bei der Eröffnungsfeier die Wände zu schmücken. Natürlich habe ich nicht lange gezögert und werde die Chance nutzen, obwohl die Bedingungen hier schon etwas härter sind. Es ist nämlich nicht sicher, wieviele meiner eingereichten Bilder es schaffen, da eine kleine Jury die Bilder auswählt. Es bleibt also spannend.