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Angelika/Mike Schilli |
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Austern selbst aufhebeln
Gefängnisinsassen als Feuerwehrleute
David Sedaris
Thanksgiving in Venice Beach
Sushi für Fortgeschrittene
Koreatown
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Angelika In Kalifornien fragen wir uns gerade ein wenig, ob das Ende naht, denn schon wieder wüten verherrende Waldbrände. Dieses Mal hat es den Süden Kaliforniens erwischt, in der Gegend von Los Angeles, Santa Barbara und San Diego. Die Santa-Ana-Winde fachen die Feuer immer wieder an und die Feuerwehrleute sind rund um die Uhr im Einsatz. Als wir über Thanksgiving in Los Angeles waren, konnten wir es gar nicht fassen, wie warm es dort Ende November noch war. Menschen sonnten sich im Bikini am Strand. Wir fühlten uns als wären wir auf Hawaii. Das bombige Wetter war schön für uns, aber fast schon ein bisschen unheimlich, denn obwohl es in Los Angeles in der Regel wärmer als in San Francisco ist, hatten wir solche Temperaturen in den Wintermonaten dort noch nicht erlebt. Die Quittung folgte auf dem Fuße, schon eine Woche später brannte es lichterloh. Jerry Brown, unser Gouverneur, bemerkte dann auch nur, dass Kalifornien sich auf saisonale Feuer, die weit in den Dezember hineinreichen einstellen müsste, bedingt durch den Klimawandel. Normalerweise gibt es im Dezember keine Waldbrände mehr.
Bei Bränden mit diesen Ausmaßen kommen nicht nur die Feuerwehrleute aus der unmittelbaren Umgebung zum Einsatz, sondern Einsatzkräfte aus ganz Kalifornien werden mobilisiert, einige kommen sogar aus den umliegenden Bundesstaaten. Allerdings stemmen sich nicht nur professionelle Feuerwehrleute den Flammen entgegen, sondern auch Häftlinge. In Kalifornien gibt es nämlich schon seit 1940 ein Programm, das Häftlinge zum Feuerlöschen heranzieht (Conservation Camps). Die Gefängnisinsassen melden sich freiwillig dafür, erhalten dann eine kurze Ausbildung und kommen sofort zum Einsatz.
Allerdings erhalten sie den Zuschlag nur, wenn sie sich im Gefängnis gut führen und körperlich fit sind, keine Langzeitstrafen absitzen oder wegen Brandstiftung oder Sexualdelikten einsitzen. Sie erhalten für ihre Arbeit $1 pro Stunde und bekommen zwei Tage pro Einsatztag von ihren Haftstrafen erlassen. Die geringe Bezahlung spart dabei dem Steuerzahler etwa 100 Millionen Dollar pro Jahr. Mehr als 3700 Häftlinge haben sich für das Program gemeldet, was ungefähr einem Drittel des Feuerwehrheers von Kalifornien entspricht. Das Program ist umstritten; einige Kritiker stellen es mit Sklavenarbeit auf eine Stufe. Die Zahlen der Häftlinge, die sich für den Dienst melden, geht seit Jahren zurück. Das liegt daran, dass Gefängnisse in Kalifornien total überfüllt sind und der Staat Kalifornien mittlerweile nicht gewalttätige Häftlinge mehrmals frühzeitig aus der Haft entlassen hat, um die Überbelegung abzubauen.
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