06/2002
(Michael) Im Japanischen gibt es eine lustige sprachliche Eigenheit: Man antwortet auf eine verneinte Frage mit "Ja!", falls man sie verneint. Beispiel: Auf "Dieser Zug fährt nicht nach Shibuya, oder?" würde ein Japaner mit "Ja" antworten, falls der Zug tatsächlich nicht nach Shibuya fährt, während man im Deutschen oder Englischen zur Verdeutlichung "Nein" sagen würde. Dies führt zu allerlei lustigen Missverständnissen zwischen den Kulturen. Als wir zum Beispiel anfangs Probleme hatten, einen Geldautomaten zu finden, der unsere amerikanische Automatenkarte akzeptierte, sprachen wir mal mit einer Bankangestellten, die uns in gebrochenem Englisch auf die Frage "Wir können diese Karte also nicht an ihrem Geldautomat verwenden?" ein paarmal hintereinander "Yes! No!" antwortete und ich 10 Minuten später auf der Straße immer noch lachte.
Überhaupt gibt's in Japan kaum jemand, der fließend Englisch spricht. Geht man in ein Restaurant, findet sich zumindest in den Großstädten zwar manchmal jemand, der zumindest 10 Worte kann, sodass man zumindest ein Bier bestellen und vielleicht (!) ein bebildertes oder sogar englischsprachiges Menü anfordern kann. Aber Vorsicht: Manchmal ist das Gesprochene ein Fantasieenglisch, das mit dem richtigen nur wenig zu tun hat. Als wir am Narita Flughafen einen Bus bestiegen, um nach Tokio reinzufahren, klatschte der Gepäckmann mit der flachen Hand auf unsere Reisetasche und rief "No Breakup!". Fragend sahen wir uns an, denn "Breakup" heißt auf Englisch soviel wie "Trennen" oder auch in einer Beziehung Schluss zu machen. Ich dachte erst, er wollte sicherstellen, dass wir beide bis ganz nach Tokio reinfahren und nicht etwa einer zuerst aussteigt und dann schon einen Teil des Gepäcks braucht. Aber nein, er wollte nur sicherstellen, dass sich nichts Zerbrechliches in der Tasche befand!