Angelika Rund um die Halbinsel San Francisco liegt ja bekanntlich Wasser und Brücken sorgen dafür, dass Autofahrer ohne allzu große Umsände in verschiedene Himmelsrichtungen gelangen. Jeder kennt die Golden Gate Bridge nach Norden, aber mittlerweile ist auch die Bay Bridge, die nach Osten in Richtung Oakland führt, immer wieder in aller Munde. Ein Teil dieser Brücke krachte im Erdbeben von 1989, also vor 20 Jahren, ein. Genauer gesagt, ein Stück des oberen Decks fiel auf das untere. Die Brücke wurde damals zwar geflickt, aber jedem war klar, dass sie ein zweites großes Erdbeben nicht übersteht. Da täglich 280.000 Autos über die Brücke brausen, um in die sogenannte East-Bay-Gegend zu gelangen, drängten die Sachverständigen darauf, die Brücke erdbebensicher zu machen. Nach jahrelangen Streitereien um die Bezahlung und das Design für dieses Großprojekt, das übrigens in der satirisch anmutenden Dokumentation "The Bridge So Far - A Suspense Story" im Detail erörtert wird, versucht man jetzt schon seit über fünf Jahren, das Projekt zu verwirklichen.
Nun kann eine so stark genutzte Brücke ja nicht einfach für mehrere Jahre dicht gemacht werden. So entschlossen sich die Planer dazu, die neue Brücke langsam neben der alten hochzuziehen. Am "Labor Day" Feiertagswochenende im September diesen Jahres ersetzten dann die Ingenieure schon einmal ein riesiges Teilstück wie ein Puzzleteil. Das ging natürlich nur ohne Autos auf der Brücke, und die Brücke wurde über das Feiertagswochenende kurzerhand geschlossen, weil traditionell weniger Verkehr an Feiertagen fließt.
Alles klappte auch ganz wunderbar, bis Ingenieure einen Riss im Stahl eines tragenden Elementes entdeckten. Also stabilisierte man den Riss ganz schnell, denn 280.000 Autos warteten nach dem Wochenende bereits in den Startlöchern. Nun hatte ich ja noch nie Vertrauen in amerikanische Bauunternehmer. Irgendwie wirkt alles auf mich immer etwas zusammen geschustert. Und siehe da, am 27. Oktober 2009 segelten die Stahlseile, die das Element mit dem Riss zusammen hielten und entlasteten, im dicksten Berufsverkehr auf die Fahrbahn. Angeblich war der etwas stärkere Wind Schuld, der hier übrigens häufig weht. Trotz des Berufverkehrs gab es nur einen Verletzten, aber die Bay Bridge wurde umgehend für den Verkehr geschlossen und eröffnete erst 6 Tage später wieder. Das Verkehrschaos, das die Schließung nach sich zog, bekamen wir allerdings nicht mit, denn wir weilten gerade in Kanada. Und als wir in einem Restaurant speisten und ein Gast bemerkte, dass wir aus San Francisco kamen, meinte der nur trocken, dass wir froh sein könnten jetzt in Kanada zu sein und nicht zu Hause. Die neu durchgeführten Reparaturarbeiten sollen auch nur wieder eine kurzfristige Lösung darstellen. Ah!!!