Autokauf
(Michael) Und -- was lange währt, wird endlich gut -- wir haben schließlich doch ein Auto gekauft! Nachdem wir mehrere Wochenenden lang die Autohändler abgegrast haben, um einen günstigen Gebrauchten zu erstehen und uns diese schmierigen Verkäufer immer mehr auf den Geist gingen, habe ich dann nach zähen Verhandlungen doch das Auto von so 'nem Typen aus der Arbeit gekauft, vom Chef meines Chefs, um genau zu sein. Es ist ein acht Jahre alter schwarzer Acura Integra (ein besserer Honda) mit Gangschaltung, was sehr ungewöhnlich für Amerika ist, da hier jeder mit Automatik fährt und die meisten Amis überhaupt keinen Schaltwagen bedienen können. In San Francisco ist das natürlich eine echte Herausforderung, da hier Straßen mit 20% Steigung noch als flach gelten, und wenn man da in eine enge Parklücke muss, raucht die Kupplung. Der Automechaniker, von dem ich den Karren begutachten ließ sagte mir auch, dass eine Kupplung im Silicon Valley etwa 60.000 Meilen hält und in San Francisco nur 20.000. Angelika stand schon 100.000 Ängste aus, aber ich hatte versprochen, ihr am Wochenende den Intensivkurs "Anfahren am Berg" zu geben. An einem Sonntag sind wir dann nach Portrero Hill gefahren und Angelika musste auf den wenig befahrenen Straßen dort immer wieder anfahren, zuerst auf den flacheren, dann auf den immer steileren, und es klappte! Die Lebenserwartung der Kupplung ist zwar jetzt um 10.000 Meilen reduziert, aber es hat geklappt und sie hat ihr San-Francisco-Zertifikat gekriegt!
Als erstes Zubehörteil habe ich dann gleich einen Kaffeebecher-Halter gekauft, denn der Karren hatte keinen, was eigentlich ungewöhnlich für amerikanische Autos ist, aber bitte. Da ich grundsätzlich, bevor ich zur Arbeit fahre (wenn ich mit dem Auto fahre) einen Kaffee und einen Donut (Krapfen/Berliner) vom Donut-Shop um die Ecke hole, brauche ich natürlich einen Halter für den Becher, sonst fliegt mir ja dauernd der Kaffee um! Eine halbe Stunde dauert die Fahrt, ich fahre gleich bei uns um die Ecke auf die Autobahn Nummer 280 (genannt: "Twoeighty!"), und dann geht's im konstanten 70-Meilen-Tempo (etwa 110 km/h) dahin und laut höre ich den Sender KSJO 92.3, der jede Stunde mindestens einen Metallica- und einen AC/DC-Song spielt, genial! Das hat natürlich dazu geführt, dass ich, um, äh, nun, tschja, mein Fahrrad etwas vernachlässigt habe, was Angelika immer wieder zu Sticheleien anregt, Tenor: ich würde immer dicker werden, was natürlich üüü-ber-haupt nicht stimmt, der absolute Blödsinn! Wenn das Wetter schön ist und ich nicht gerade das Auto wegen der Straßenreinigung umparken muss, werde ich natürlich auch wieder mit dem Fahrrad fahren, keine Frage! Und in ein Fitness-Center melde ich mich auch bald an. Seid gespannt auf diesen Bericht -- in einer neuen Folge dieses Rundbriefs: "Michael in der Tretmühle", stay tuned!
Auch hat das Auto keine Klimaanlage, worüber wir im Sommer, wenn es im Wine-Country oder im Silicon-Valley 40 Grad heiß wird, wohl noch fluchen werden, aber Hauptsache wir haben mal irgendeine Klapperkiste. Aber 120 PS hat das Teil (deswegen hab ich's gekauft, nicht weitersagen)! Das Nummernschild lautet momentan "2ZAP439", aber, nachdem man in Amerika, wenn man $100 im Jahr dafür zahlt (die an einen wohltätigen Zweck gehen), seine eigene Buchstabenkombination wählen darf, wird's wohl bald "PERLMAN" oder "PERLPWR" sein, ich habe schon nachgeschaut, beide sind verfügbar. Der TÜV in Californien ist übrigens auch nicht auf den Kopf gefallen: Da man für ein beim Händler gekauftes Auto 8.5% Sales Tax (Verkaufssteuer) zahlt, aber, falls man ein Auto von einer Privatperson erwirbt, diese Transaktion völlig am Staat vorbeigeht, verlangt der TÜV, der hier DMV (Department of Motor Vehicles) heißt, die Steuer bei der Zulassung des Autos ganz einfach nach, da hilft kein Heulen und Zähneknirschen, die Kreditkarte muss ran! Na, bislang läuft der kleine Japaner ausgezeichnet, ich hoffe, er bleibt uns erhalten.