Angelika/Mike Schilli |
Feuer in Kalifornien
Öl in der Bay
Yellowstone-Nationalpark
Waldbrände
"Do not Feed the Bears"
Geysire und blubbernde Schlammlöcher
Bisons
Namensforschung
Party abgesagt: Halloween im Castro
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Michael Ihr habt's wahrscheinlich in den Nachrichten gehört: In Kalifornien hat der Wald gebrannt. Allerdings nicht bei uns oben in San Francisco sondern unten im südlichen Kalifornien, mehr als 600 Kilometer weit weg. Manchmal vergisst man, dass Kalifornien größer als Deutschland ist.
Wir haben vom Feuer in den Nachrichten gehört und bei Yahoo haben einige Angestellten aus Südkalifornien Bilder von brennenden Wäldern aus ihren Schlafzimmerfenstern geschossen. Manche Yahoos mussten aus ihren Häusern fliehen und wurden evakuiert. Mittlerweile hat sich das Ganze aber wieder eingerenkt, die Feuer sind gelöscht, und man geht wieder zur Tagesordnung über.
Angelika Nach den Feuern in Südkalifornien und einem Erdbeben der Stärke 5.6 mit Epizentrum in der Nähe von San Jose (etwa eine Autostunde südlich von San Francisco) zerrte noch ein weiterer Vorfall an unseren Nerven: Vor zwei Wochen rammte ein Containerschiff im dichten Nebel einen Pfeiler der Bay Bridge. Die Brücke hielt dem Ganzen zwar erstaunlicherweise stand, denn um den Brückenpfeiler herum ist so etwas wie ein riesiges Pfufferkissen gelegt, eine Art Stoßdämpfer für Kollisionen dieser Art. Aber das Containerschiff "Cosco Buscan" (nicht zu verwechseln mit Michaels Lieblingsladen "Costco") verlor 58.000 Gallonen (ca. 220.000 Liter) Öl, die in die Bucht von San Francisco flossen. Ein Wahnsinn! Dummerweise hatte die Küstenwache zunächst das Ausmaß der Katastrophe unterschätzt und ging von 140 statt 58.000 Gallonen aus. Doch ein klitzekleiner Unterschied!
Der gerade am Tag zuvor wieder gewählte Bürgermeister Gavin Newsom tobte nicht schlecht ob dieser Fehleinschätzung. Wertvolle Zeit ging verloren, bevor die Aufräumarbeiten mit entsprechendem Gerät begannen. Gouverneur Schwarzenegger rief den Notstand aus und verbot sogleich den Fischfang in den betroffenen Regionen. Die Verantwortlichen riegelten unzählige Strände ab, darunter auch viele unserer Lieblingsstrände wie den Rodeo Beach in den Marin Headlands und den Küstenstreifen um Crissy Field (Rundbrief 02/2007).
Freiwillige sammelten nicht nur ölverschmutzte Seevögel ein, sondern kratzten die Schmiere auch von Steinen und löffelten Ölklumpen aus dem Sand. Mittlerweile sind die meisten Strände wieder zugänglich und man entließ die ersten gereinigten Vögel zurück in die Freiheit, aber die Folgen der Umweltkatasthrophe sind noch nicht abzuschätzen.
Gleichzeitig begann die Suche nach den Verantwortlichen und das gegenseitige Schuldzuweisen. In der Haut des Kapitäns der "Cosco Buscan" und des Lotsen an Bord, der über mehr als 25 Jahre Erfahrung verfügt, möchte ich nicht stecken. Der Nebel kann auch nicht so richtig als Übeltäter herhalten, denn dichter Nebel ist in San Francisco eher die Regel als die Ausnahme. Deshalb gehen Lotsen an Bord, um die Schiffe in den schwierigen Gewässern um die Golden Gate und Bay Bridge sicher zu navigieren.
Außerdem verfügte das Schiff gleich über zwei Radarsysteme. Der Lotse behauptet jetzt allerdings, diese hätten nicht richtig funktioniert. Aber auch unser Bürgermeister steckte Schelte ein, weil er mit seiner neuen Feundin nach Hawaii abdüste, einen Tag nachdem das Unglück passiert war. Den Oberverantwortlichen der Küstenwache ersetzte man sang- und klanglos. An der privaten Spezialfirma "O'Brian's Group" aus Louisiana, die die Reederei des Containerschiffs dazu beauftragte, die Aufräumarbeiten zu managen, lassen Umweltschützer und Politiker ebenfalls kein gutes Haar. Mich überraschte es zunächst, dass es solche Firmen überhaupt gibt, aber scheinbar ist das Einsammeln von Öl in allen möglichen Gewässern ein lukratives Geschäft. Eine Kommission soll nun die Umstände, die zu dem Unfall führten, untersuchen.
Michael Erst vor kurzem haben wir einen Nationalpark abgeklappert, der schon lange auf unserer Liste stand, der aber so weit ab vom Schuss liegt, dass wir uns einfach nicht aufraffen konnten: Yellowstone. Der ist halb so groß wie das Bundesland Rheinland-Pfalz und reicht gleich in drei amerikanische Bundesstaaten hinein: Montana, Idaho und Wyoming.
Der Name "Yellowstone" stammt von den indianischen Ureinwohnern, die in dieser Gegend schon vor mehr als 11.000 Jahre wohnten, und sich damit wahrscheinlich auf die gelblichen Steine des "Yellowstone Grand Canyon" (nicht zu verwechseln mit dem Grand Canyon Nationalpark in Arizona) bezogen.
Angelika Yellowstone ist nicht nur einer der beliebtesten Natinalparks der USA, sondern auch der erste Nationalpark der Welt. Der amerikanische Kongress machte Yellowstone schon 1872 zum Nationalpark und erst 18 Jahre später folgten Sequoia, Kings Canyon and Yosemite. Die Politiker der damaligen Zeit legten eine erstaunliche Weitsicht an den Tag. Sie stützten sich auf die Berichte der ersten Forschungsreisenden und Maler nach Yellowstone und beschlossen, dass dieses besondere Fleckchen Erde vor Ausbeutung und Raubbau zu schützen sei.
Allerdings ging es in den ersten Jahrzehnten weiterhin chaotisch zu, denn es gab keine richtige staatliche Aufsicht. Wilderer und Vandalen trieben ihr Unwesen. 1886 holte der Kongress sogar das Millitär zur Hilfe und Soldaten zogen (einmalig in der Geschichte der amerikanischen Nationalparks) in Yellowstone ein, um den Park zu schützen. 1916 gründete der Kongress endlich eine neue Behörde, um die Nationalparks im Sinne der Gründungsidee zu schützen und zu verwalten, den National Park Service. Auch heute noch unterstehen alle 58 amerikanischen Nationalparks dieser Behörde. Mein Ziel ist es ja, alle amerikanischen Nationalparks zu besuchen. 23 habe ich schon gesehen.
Viele Amerikaner fühlen eine tiefe Verbundenheit mit bestimmten Nationalparks, denn Generationen verbrachten zahlreiche Sommer beim Zelten, Fischen und Wandern in Yellowstone oder Yosemite. Leider werden einige Nationalparks von den Massen auch buchstäblich zu Tode geliebt. Besonders die Parks, in denen die Attraktionen leicht mit dem Auto und geringen Fußmärschen zu erreichen sind, leiden unter hohen Besucherzahlen mit Vergnügungsparkmentalität. In Yellowstone schüttelten wir oft den Kopf, wenn Horden am Parkplatz vorfuhren, schnell ein Foto schossen und gleich wieder ins Auto sprangen. Oft brauchten wir aber nur auf einen nahe gelegenen Wanderweg zu entschwinden und waren wieder unter uns.
Michael Nicht nur unachtsame Camper oder böswillige Zündelhuber lösen Waldbrände aus. Sie haben oft ganz natürliche Ursachen wie Blitzschlag oder starke Sonneneinstrahlung. Durch den Brand erneuert sich der Wald dann. Die alten Bäume gehen in Flammen auf, die Tannenzapfen fallen auf den Boden und die Hitze des Feuers legt die darin enthaltenen Baumsamen frei, die in die Erde rutschen und nach einiger Zeit neue Bäume sprießen lassen.
Bis zum Jahr 1988 verfuhren die Park-Ranger in Yellowstone mit Feuern deswegen nach der Devise "Let it burn!" und schritten nur mit Löschfahrzeugen ein, wenn Menschenleben oder historische Bauten in Gefahr waren. Im Jahr 1988 brannte deswegen allerdings ein Drittel des Nationalparks ab, denn als der Park-Service sich schließlich entschloss, einzuschreiten, war das Feuer nicht mehr zu bändigen. Die 15 verschiedenen Einzelfeuer breiteten sich zum Teil mit rasender Geschwindigkeit aus, bis zu 1.5km pro Stunde. Eines der Feuer schaffte bei extrem trockener Witterung und unterstützendem Wind tatsächlich 15 Kilometer am Tag!
Feuerwehrleute, die aus allen Teilen des Landes ins Notstandsgebiet berufen wurden, schlugen Schneisen in den Wald, deren Gesamtlänge 1300 Kilometer überschritt. Doch es gab kein Halten, das Feuer durchbrach diese Sperren bis auf wenige Ausnahmen. Es züngelte sogar über den Yellowstone-River zum Wald am anderen Ufer, um dort seinen Weg fortzusetzen. Diesen Effekt nennen die Feuerwehrfachleute "Spotting". Der Wind trägt tischtennisballgroße Glutbatzen eines lodernden Feuers hunderte von Metern weit und an der Aufschlagstelle entfachen sie auf strohtrockenem Boden sofort wieder Kleinstfeuer.
Am nördlichen Ende des Parks näherte sich das Feuer dem Privatgelände der Sekte "Church Universal and Triumphant" und die Gemeinschaft drohte damit, den Park zu verklagen, falls ihre geheiligten Stätten Schaden litten. Feuerwehrleute schritten massiv mit Wasserhubschraubern ein, und Sektenmitglieder postierten sich nahe der Flammenfront, um das Feuer mit Sprechgesängen abzuhalten. Die Aktion glückte, und beide Gruppen erachteten ihren Beitrag als ausschlaggebend für diesen kleinen Teilerfolg.
Aber anderenorts loderte das Feuer unaufhaltbar weiter. Nach drei Monaten gelang es schließlich wegen des einsetzenden Schnee- und Regenwetters, das Feuer zu bändigen. Heutzutage gilt die Devise "Let it Burn" nicht mehr uneingeschränkt, nur noch Feuer, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, lassen die Parkwächter vor sich hinbrennen, alles andere wird rigoros gelöscht.
Michael In Alaska haben wir (Rundbrief 05/2006) auf einer Bootstour ja mal von weitem Bären gesehen. Im Yellowstone-Park fuhren wir mit dem Auto durch die nördlichen Gebiete und gerieten plötzlich in eine größere Menschenansammlung, die von einer Rangerin in Zaum gehalten wurde. In solchen Fällen ist meist irgendein Tier zu sehen und wir äugten neugierig umher. Und tatsächlich: An einem recht steilen Hang links der Straße krabbelte ein Bär herum! Ich schnappte gleich meine Kamera vom Rücksitz und schoss ein paar Fotos durch die Windschutzscheibe, doch die Rangerin fuchtelte wild mit den Armen, dass ich weiterfahren und nicht den Verkehr aufhalten sollte. Wir parkten ein paar hundert Meter weiter am Straßenrand, liefen zurück und gesellten uns zu der Menschenmenge, um den Bären zu beobachten. Und es waren sogar zwei, ein Bärenjunges, das mit seiner Mutter, einer beachtlichen Schwarzbärensau, unterwegs war.
Nun sind Bären unberechenbare Tiere mit unglaublichen Kräften, die ohne weiteres einen Menschen töten können. Und wenn man zum Beispiel zufällig zwischen Bärenkind und Mutter gerät, kriegt die Bärensau den Rappel, und das ist kein Zuckerschlecken. Die Rangerin geschaftelte dann auch wild herum und instruierte die Leute, auf einem Haufen zu bleiben, denn Bären greifen keine Gruppen an, sondern höchstens Einzelpersonen.
Die Bären scharwenzelten dann noch eine Weile am Hang herum, um sich dann plötzlich der Straße zu nähern. Die Rangerin schien das geahnt zu haben, denn sie hatte eine etwa 20 Meter breite Trasse von Menschen und Autos freigehalten, durch die die Bären die Straße überqueren konnten. Wir standen vielleicht 10 Meter entfernt und ich überlegte schon, was zu tun wäre um notfalls einzuschreiten, denn wir hatten Bären-Pfefferspray dabei. Aber die alleinerziehende Bärenmutter und ihr Junges trappelten zielstrebig über die Straße und liefen auf der anderen Seite weiter den Hang hinunter. Um das Ganze zu beschleunigen, machte die Rangerin sich groß, klatschte in die Hände und schrie laut "Go Bear!", was aber keinen nennenswerten Erfolg brachte, denn ein Bär lässt sich von niemandem etwas sagen. Dann warf die Rangerin einen kleinen Stein in die Richtung der Bären, worauf das Bärenkind erschrocken zur Seite hüpfte, aber die Mama machte keinen Mucks. Schließlich trollten sich die beiden, die Menschenmenge löste sich auf, und wir fuhren weiter. Sachen erlebt man hier!
Angelika Verrückterweise zählte es lange Zeit zu den Hauptattraktionen Yellowstones, die Bären zu füttern, um sie ganz nah zu sehen. In Andenkenläden rund um den Yellowstone-Park stießen wir überall auf alte Postkarten, die dies belegten. Auch Müllhaden hinter den Hotels im Park wurden so zu Touristenattraktionen, denn die Bären kamen dort hin, um im Abfall zu wühlen. Bären sind aber extrem gefährlich, wenn sie sich an Menschen gewöhnen. Wie man uns schon in Alaska erklärte, denken Bären 24 Stunden am Tag ans Fressen, denn sie müssen sich eine dicke Speckschicht für den Winterschlaf zulegen. Außerdem sind Bären absolute Gewohnheitstiere. So kehren sie zum Beispiel Sommer für Sommer an den gleichen Flusslauf zurück, um ihre Lachse zu fischen. Lernen sie also, dass der Mensch Futter hat, suchen sie nicht mehr das Weite, wenn sie Menschen erschnuppern, sondern nähern sich Campingplätzen und brechen in Zelte oder auf Parkplätzen abgestellte Autos ein. Oft hörten wir den Spruch von den Parkrangern : "A fed bear is a dead bear!" (Ein gefütterter Bär, ist ein toter Bär!), denn der Bär verhält sich nicht mehr artgerecht.
Da die Begegnungen zwischen Bären und Menschen durch das abgedrehte Verhalten der Touristen zunahmen und oft mit schweren Verletzungen oder dem Tod der Touris endeten, änderten die Ranger in Yellowstone ihre Strategie. In den 60er Jahren fingen sie an, den Besuchern auf die Finger zu klopfen, das verbotene Füttern der Bären strenger zu ahnden und gleichzeitig über bärengerechtes Verhalten aufzuklären. Dann schaffte die Parkverwaltung noch alle Müllhalden in und rund um den Nationalpark ab und tauschte die normalen Mülleimer gegen bärensichere aus. Mittlerweile haben sich die Bären in die bewaldeten Regionen zurück gezogen und sind viel seltener in der Nähe von Straßen und Campingplätzen zu sehen. Es soll 500-650 Schwarzbären und ca. 200 Grizzlybären im Park geben (Stand 2007).
Angelika Yellowstone ist vulkanischen Ursprungs und bietet die weltweit einzigartige Konzentration von 300 Geysiren, sowie blubbernden Schlammlöchern und heißen Quellen. Oft kamen wir uns vor wie im Hexenkessel, denn es brodelte, dampfte und pfuffte überall nicht schlecht.
Geysire entstehen, wenn drei Komponenten aufeinandertreffen: Wasser, Hitze und ein natürliches System von unterirdischen Röhren und Hohlräumen, das durch einen dünnen Kanal mit der Erdöberfläche verbunden ist. Regen- oder Schneewasser versickert tief in die Erde in unterirdischen Hohlräume, wo es vom vulkanischen Magma erwärmt wird. Da die über dem Reservoir stehende Wassersäule Druck auf das Wasser ausübt, erhitzt sich das Wasser unten weit über den Siedepunkt von 100 Grad Celsius, bevor es sich in Dampf verwandelt. Dampfbläschen steigen durch den Kanal nach oben, verdrängen das Wasser in der Wassersäule, der Druck im Kanal fällt ab und der total überhitzte und unter Druck stehende Dampf im Hohlraum schießt durch den Kanal nach oben. Aus dem Geysirloch spritzt dann eine Fontäne aus Dampf, kondensiertem Wasser und manchmal Mineralien oder Gesteinspartikeln.
Nun brechen Geysire nach den unterschiedlichsten Mustern aus. Einige dümpeln Jahre vor sich hin und nichts passiert, aus anderen spritzt zweimal täglich das Wasser in schöner Regelmäßigkeit heraus. In Yellowstone trafen wir auf viele Fans der Geysire, die stundenlang geduldig darauf warteten, dass ein bestimmter Geysir ausbrechen würde. Jedes Sprudeln oder Gurgeln wussten sie zu interpretieren.
Michael kann ja bekanntlich nicht solange still an einem Fleck sitzen, sodass wir uns mit dem Ausbruch des "Old Faithful" und "Riverside" Geysirs zufrieden geben mussten. "Old Faithful" bricht touristenfreundlich im 60 Minutentakt aus und das Ganze gleicht dann mehr einer Kulisse aus Disneyland als einem Nationalpark. Vor dem Old Faithful sind Bänke aufgebaut, auf denen sich die Menschenmassen kurz vor dem Ausbruch niederlassen und kurz danach wie angestochenene Hühner wieder gen Parkplatz zerstreuen.
Noch mehr als die Geysire faszinierten mich aber die heißen Quellen, die oft in den schönsten Blautönen im Sonnenlicht schimmerten. An den Rändern sorgen Mikroorganismen für das Entstehen von Grün, Gelb, Rot- und Orangetönen. Das Wasser ist siedend heiß und mehrsprachige Hinweisschilder warnen die Besucher nicht die Holzstege zu verlassen oder gar auf die Idee zu kommen, die Hände ins Wasser zu stecken.
Erschreckend ist allerdings, wie dumm einige Touristen sind. So beobachteten wir mit eigenen Augen wie eine arglose Touristin den Holzsteg verließ, um eine bessere Fotoposition zu ergattern. Ihr Mann pfiff sie Gott sei Dank gleich zurück. In dem etwas gruseligen, aber sehr faszinierenden Buch "Death in Yellowstone" (= Tod in Yellowstone) von Lee H. Whittlesey las ich, dass die meisten Unfälle in Yellowstone passieren, weil Leute sich unvorsichtig verhalten und in die brodelnden Quellen fallen.
1981 sprang zum Beispiel ein 24-jähriger Kalifornier mit dem Kopf zuerst in eine ca. 95 Grad Celsius heiße Quelle, um den Hund seines Freundes zu retten. Da Hunde die Temperatur von Wasser nicht einschätzen können, dürfen sie nicht auf die Wanderwege und Holzstege rund um die Thermalfelder. Der besagte Hund war allerdings aus einem auf dem Parkplatz stehenden Auto ausgebüxt. Weder Hund noch Mensch überlebten die Aktion.
Michael Bisons, die auch "Buffalos" genannt werden, gibt es etwa 5000 im Park. Sie sind recht friedliebend, wenn man ihnen nicht zu sehr auf den Pelz rückt. Unterschreitet man jedoch den empfohlenen Sicherheitsabstand von 20 Metern, verwandeln sie sich ruckzuck in aggressive Furien, die schon Touristen auf die Hörner genommen und schwer verletzt haben. Auf einem Wanderweg fiel uns erst ein hinter einem Baumstand im Sand liegender Bison gar nicht auf, bis er ruckartig aufstand, als wir ihm zu nahe kamen. Wir schritten vorsichtig wieder zurück, und da es keine Möglichkeit gab, auf unserem Weg weiter zu gehen, ohne den Büffel zu verärgern, drehten wir zähneknirschend um.
Auch auf der Straße begegnen einem manchmal diese Büffel, die gemächlich von Weideplatz zu Weideplatz trotten und sich vor nichts und niemand fürchten. Ganz schön aufregend, wenn man im Mietauto sitzt und so ein Büffel darauf zutrabt!
Michael Auf dem Weg nach Yellowstone machten wir für einen Tag in Salt Lake City halt, um in unserer Lieblingsbibliothek, der Family History Library der Mormonen, herumzuschnuppern. In Rundbrief 11/2006 haben wir schon mal über diese faszinierende Bücher- und Mikrofilmsammlung berichtet.
Ich las diesmal einen Aufsatz eines Robert Thomas aus dem Jahr 1938 mit dem Titel "Familiennamen und Familiengeschichte, Schriften des bayrischen Landesvereins für Familienkultur e.V., Heft 6". Dort steht in der altdeutschen Krickelkrackelschrift, dass die Leute früher nur Vornamen und keine Nachnamen hatten.
Um das Jahr 1200 gab es zum Beispiel in Augsburg etwa 12 Männer mit dem Namen "Heinrich". Mit steigender Bevölkerungsdichte wurde es notwendig, die Personen durch Namenszusätze voneinander zu unterscheiden, so wurde vielleicht aus einem Heinrich, der den Beruf des Webers ausübte, "Heinrich der Weber". Ein ungewöhnlich Großer wurde "Heinrich der Lange", einer, der aus Bobingen zugereist war, "Heinrich der Bobinger". Aus diesen Zusätzen entwickelten sich dann über Jahrhunderte die Nachnamen wie wir sie heute kennen. Lange Zeit war aber der Vorname noch der Hauptname. Wenn man zum Beispiel die Signatur unter den Bildern Albrecht Dürers ansieht, fällt ein großes "A" und ein viel kleineres, im "A" verschwindendes "D" auf.
Andere Nachnamen beziehen sich auf die Haarfarbe, wie "Schwarzkopf", "Weißhaupt" und "Fuchs" (für Rothaarige). Findet sich eine Ortsbezeichnung in einem Nachnamen, bezieht sie sich auf Eingewanderte. Im Schwabenland gab es niemand mit dem Namen "Schwab", es sei denn, er wäre erst aus- und dann wieder zurück ins Schwabenländle zurückgezogen.
Als Berufsbezeichnungen kennt man "Meier", ein Wort für Lehensmann, Pächter oder auch Besitzer eines Landguts. Der Schultheiß ( abgeleitete Form: Schulze) war ein Gerichtsbeamter der die "Schuld heischt", also Abgaben eintreibt. Der "Krüger" war der Wirt, weil er mit Krügen hantierte. Und die Tatsache, dass es im Mittelalter so gut wie keine Arbeitsteilung gab, führte dazu, dass jeder Handwerker ein Produkt von Anfang bis Ende fertigte, sich aber dazu auf eine kleine Produktpalette beschränken musste, sogar "Löffler" und "Gabler" existierten und damit dementsprechende Nachnamen!
Einige Namen sind spöttisch gemeint, wie "Krebs", der einen rückwärts gehenden Seiler bezeichnet, oder "Breitkopf" oder "Gnugesser" für Gewampete. Adelig klingende Namen wie "König", "Graf" oder "Fürst" stammen übrigens nicht unbedingt von richtigen Adeligen, sondern auch von Personen, die sich als solche gebärten, und auch von Schützen- und Bettelkönigen. Auch wer für den Grafen oder Fürsten tätig war, erhielt öfter diesen Namenszusatz.
Wer das kleine Heftchen studieren möchte und gerade in Salt Lake City weilt, kann einfach zur Family History Library gehen, mit dem Aufzug ins Stockwerk B1 in die internationale Abteilung fahren und unter "Europe 943.3 B4" im Regal nachsehen. Einfach so reinmarschieren, keinerlei Anmeldung erforderlich. Ein Spitzenladen!
Angelika Am 31. Oktober ziehen in San Francisco nicht nur die Kinder von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu ergattern, sondern es findet traditionell auch die mehr für Erwachsene geeignete Halloween-Party im Schwulenviertel Castro statt. In Rundbrief 11/2001 haben wir schon einmal über diese seit 30 Jahren gepflegte Tradition berichtet. Bei der Party geht es zugegebener Maßen immer ziemlich hoch her, vor allen Dingen je weiter die Nacht fortschreitet. Die Stadt hatte deswegen letztes Jahr die Sperrstunde aus Sicherheitsgründen auf 23 Uhr vorgezogen.
Bei der Castro-Party drängen sich die Menschenmassen üblicherweise in den verrücktesten Kostümen (viele nur ganz spärlich bekleidet) durch die nicht gerade breite Castro Street und tanzen auf der Straße. Ursprünglich war das Treiben eine reine Nachbarschaftsangelegenheit, sozusagen ein verrücktes Faschingsstraßenfest, durchaus auch um die eigene Homosexualität farbenfroh zu feiern und kreativ zum Ausdruck zu bringen. Über die Jahrzehnte erfreute sich die Castro-Halloween-Party immer größerer Beliebtheit und Schätzungen zufolge kamen in den letzten Jahren zwischen 200.000 und 300.000 Leute ins Castro-Viertel. Das reizte die Kapazitäten schon bis an die Grenzen aus.
Leider gab es unter den Teilnehmern letztes Jahr auch ein paar Vollidioten, die fanden, es wäre angebracht, mit Schusswaffen herumzuballern. Ein paar junge Spunde gerieten in einen Streit und meinten, dieser wäre mit Waffengewalt zu lösen. Warum jemand mit einer Waffe im Gepäck auf eine Halloween-Party geht, ist natürlich eine gute Frage.
Neun Leute erlitten letztes Jahr Schusswunden. Die Stadtväter, denen die ausschweifende Party schon lange ein Dorn im Auge war (2002 gab es eine Messerstecherei), machten dieses Jahr kurzen Prozess und sagten die Party einfach ab. Nun hatte in San Francisco niemand damit gerechnet, dass sie damit durchkommen würden. Viele befürchteten, dass das Verbot zu Trotzreaktionen und zivilem Ungehorsam führen würde.
Aber der Stadtrat zog alle Register. So überredete er viele Bar- und Restaurantbesitzer, ihre Tore früh zu schließen, sodass Partygeher keine Möglichkeit hatten, sich in ummittelbarer Nähe des Castro-Viertels zu betrinken. Bei der ersten Halloween-Party, an der wir nach unserem Umzug nach San Francisco teilnahmen, gab es übrigens noch Alkohol öffentlich auf der Straße zu kaufen!
Dann beschlossen unser Bürgermeister Gavin Newsom und seine Mannen, die Muni- und Bartstationen (öffentliches Verkehrssystem in San Francisco) rund um das Castro am frühen Abend einfach abzuriegeln und gleichzeitig das Parken im Viertel extrem einzuschränken, sodass man nur unter erschwerten Bedingungen zur nicht stattfindenden Party gelangen konnte. Uns schreckte das natürlich keineswegs ab, denn wir wohnen praktisch nebenan, nur einen Hügel weiter östlich.
In der Castro Street offenbarte sich uns allerdings ein trauriges Bild, denn nur eine Handvoll Unerschrockener kamen. Es wimmelte überall von Polizisten, die sich darin überboten, furchterregend zu schauen und einen bei der kleinsten Regelverletzung unfreundlich zusammen zu stauchen. So überquerte ich zum Beispiel eine Straßenkreuzung und trat dabei etwas über die weiße Linie, die, wie in Amerika üblich, den Fußgängerüberweg anzeigte. Gleich pfiff mich ein Polizist zurück. Die Polizei hatte auch strengste Anweisungen, jeden zu verhaften, der sich betrunken in der Öffentlichkeit danebenbenahm.
Die Holzhammermethode führte zum gewünschten Erfolg, die meisten blieben der Halloween-Party im Castro fern und die für alle Fälle bereit gestellten Straßensperren versauerten am Straßenrand. Ich war richtig enttäuscht von unserem sonst so progressiven San Francisco. Nicht nur, dass sich der Stadtrat von aggressiven jugendlichen Spinnern knebeln lässt und eine sonst überwiegend friedliche Festivität einfach einstampft, sondern auch dass die Schwulenbewegung in San Francisco mittlerweile ein wenig in die Jahre gekommen ist und Halloween scheinbar lieber auf der häuslichen Couch im ruhigen Viertel verbringt. Denn Gerüchten zufolge wollen vor allen Dingen die Anwohner im Castro-Viertel, dass die Party in Zukunft woanders stattfindet.
Alle werden alt nur wir nicht!
Angelika und Michael
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