Angelika/Mike Schilli |
|
Feuer in Kalifornien
Öl in der Bay
Yellowstone-Nationalpark
Waldbrände
"Do not Feed the Bears"
Geysire und blubbernde Schlammlöcher
Bisons
Namensforschung
Party abgesagt: Halloween im Castro
|
Michael Auf dem Weg nach Yellowstone machten wir für einen Tag in Salt Lake City halt, um in unserer Lieblingsbibliothek, der Family History Library der Mormonen, herumzuschnuppern. In Rundbrief 11/2006 haben wir schon mal über diese faszinierende Bücher- und Mikrofilmsammlung berichtet.
Ich las diesmal einen Aufsatz eines Robert Thomas aus dem Jahr 1938 mit dem Titel "Familiennamen und Familiengeschichte, Schriften des bayrischen Landesvereins für Familienkultur e.V., Heft 6". Dort steht in der altdeutschen Krickelkrackelschrift, dass die Leute früher nur Vornamen und keine Nachnamen hatten.
Um das Jahr 1200 gab es zum Beispiel in Augsburg etwa 12 Männer mit dem Namen "Heinrich". Mit steigender Bevölkerungsdichte wurde es notwendig, die Personen durch Namenszusätze voneinander zu unterscheiden, so wurde vielleicht aus einem Heinrich, der den Beruf des Webers ausübte, "Heinrich der Weber". Ein ungewöhnlich Großer wurde "Heinrich der Lange", einer, der aus Bobingen zugereist war, "Heinrich der Bobinger". Aus diesen Zusätzen entwickelten sich dann über Jahrhunderte die Nachnamen wie wir sie heute kennen. Lange Zeit war aber der Vorname noch der Hauptname. Wenn man zum Beispiel die Signatur unter den Bildern Albrecht Dürers ansieht, fällt ein großes "A" und ein viel kleineres, im "A" verschwindendes "D" auf.
Andere Nachnamen beziehen sich auf die Haarfarbe, wie "Schwarzkopf", "Weißhaupt" und "Fuchs" (für Rothaarige). Findet sich eine Ortsbezeichnung in einem Nachnamen, bezieht sie sich auf Eingewanderte. Im Schwabenland gab es niemand mit dem Namen "Schwab", es sei denn, er wäre erst aus- und dann wieder zurück ins Schwabenländle zurückgezogen.
Als Berufsbezeichnungen kennt man "Meier", ein Wort für Lehensmann, Pächter oder auch Besitzer eines Landguts. Der Schultheiß ( abgeleitete Form: Schulze) war ein Gerichtsbeamter der die "Schuld heischt", also Abgaben eintreibt. Der "Krüger" war der Wirt, weil er mit Krügen hantierte. Und die Tatsache, dass es im Mittelalter so gut wie keine Arbeitsteilung gab, führte dazu, dass jeder Handwerker ein Produkt von Anfang bis Ende fertigte, sich aber dazu auf eine kleine Produktpalette beschränken musste, sogar "Löffler" und "Gabler" existierten und damit dementsprechende Nachnamen!
Einige Namen sind spöttisch gemeint, wie "Krebs", der einen rückwärts gehenden Seiler bezeichnet, oder "Breitkopf" oder "Gnugesser" für Gewampete. Adelig klingende Namen wie "König", "Graf" oder "Fürst" stammen übrigens nicht unbedingt von richtigen Adeligen, sondern auch von Personen, die sich als solche gebärten, und auch von Schützen- und Bettelkönigen. Auch wer für den Grafen oder Fürsten tätig war, erhielt öfter diesen Namenszusatz.
Wer das kleine Heftchen studieren möchte und gerade in Salt Lake City weilt, kann einfach zur Family History Library gehen, mit dem Aufzug ins Stockwerk B1 in die internationale Abteilung fahren und unter "Europe 943.3 B4" im Regal nachsehen. Einfach so reinmarschieren, keinerlei Anmeldung erforderlich. Ein Spitzenladen!
|
|
|
|
|
Rundbriefe 1996-2016 als PDF:
Jetzt als kostenloses PDF
zum Download.
Spezialthemen: