Angelika/Mike Schilli |
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Feuer in Kalifornien
Öl in der Bay
Yellowstone-Nationalpark
Waldbrände
"Do not Feed the Bears"
Geysire und blubbernde Schlammlöcher
Bisons
Namensforschung
Party abgesagt: Halloween im Castro
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Michael In Alaska haben wir (Rundbrief 05/2006) auf einer Bootstour ja mal von weitem Bären gesehen. Im Yellowstone-Park fuhren wir mit dem Auto durch die nördlichen Gebiete und gerieten plötzlich in eine größere Menschenansammlung, die von einer Rangerin in Zaum gehalten wurde. In solchen Fällen ist meist irgendein Tier zu sehen und wir äugten neugierig umher. Und tatsächlich: An einem recht steilen Hang links der Straße krabbelte ein Bär herum! Ich schnappte gleich meine Kamera vom Rücksitz und schoss ein paar Fotos durch die Windschutzscheibe, doch die Rangerin fuchtelte wild mit den Armen, dass ich weiterfahren und nicht den Verkehr aufhalten sollte. Wir parkten ein paar hundert Meter weiter am Straßenrand, liefen zurück und gesellten uns zu der Menschenmenge, um den Bären zu beobachten. Und es waren sogar zwei, ein Bärenjunges, das mit seiner Mutter, einer beachtlichen Schwarzbärensau, unterwegs war.
Nun sind Bären unberechenbare Tiere mit unglaublichen Kräften, die ohne weiteres einen Menschen töten können. Und wenn man zum Beispiel zufällig zwischen Bärenkind und Mutter gerät, kriegt die Bärensau den Rappel, und das ist kein Zuckerschlecken. Die Rangerin geschaftelte dann auch wild herum und instruierte die Leute, auf einem Haufen zu bleiben, denn Bären greifen keine Gruppen an, sondern höchstens Einzelpersonen.
Die Bären scharwenzelten dann noch eine Weile am Hang herum, um sich dann plötzlich der Straße zu nähern. Die Rangerin schien das geahnt zu haben, denn sie hatte eine etwa 20 Meter breite Trasse von Menschen und Autos freigehalten, durch die die Bären die Straße überqueren konnten. Wir standen vielleicht 10 Meter entfernt und ich überlegte schon, was zu tun wäre um notfalls einzuschreiten, denn wir hatten Bären-Pfefferspray dabei. Aber die alleinerziehende Bärenmutter und ihr Junges trappelten zielstrebig über die Straße und liefen auf der anderen Seite weiter den Hang hinunter. Um das Ganze zu beschleunigen, machte die Rangerin sich groß, klatschte in die Hände und schrie laut "Go Bear!", was aber keinen nennenswerten Erfolg brachte, denn ein Bär lässt sich von niemandem etwas sagen. Dann warf die Rangerin einen kleinen Stein in die Richtung der Bären, worauf das Bärenkind erschrocken zur Seite hüpfte, aber die Mama machte keinen Mucks. Schließlich trollten sich die beiden, die Menschenmenge löste sich auf, und wir fuhren weiter. Sachen erlebt man hier!
Angelika Verrückterweise zählte es lange Zeit zu den Hauptattraktionen Yellowstones, die Bären zu füttern, um sie ganz nah zu sehen. In Andenkenläden rund um den Yellowstone-Park stießen wir überall auf alte Postkarten, die dies belegten. Auch Müllhaden hinter den Hotels im Park wurden so zu Touristenattraktionen, denn die Bären kamen dort hin, um im Abfall zu wühlen. Bären sind aber extrem gefährlich, wenn sie sich an Menschen gewöhnen. Wie man uns schon in Alaska erklärte, denken Bären 24 Stunden am Tag ans Fressen, denn sie müssen sich eine dicke Speckschicht für den Winterschlaf zulegen. Außerdem sind Bären absolute Gewohnheitstiere. So kehren sie zum Beispiel Sommer für Sommer an den gleichen Flusslauf zurück, um ihre Lachse zu fischen. Lernen sie also, dass der Mensch Futter hat, suchen sie nicht mehr das Weite, wenn sie Menschen erschnuppern, sondern nähern sich Campingplätzen und brechen in Zelte oder auf Parkplätzen abgestellte Autos ein. Oft hörten wir den Spruch von den Parkrangern : "A fed bear is a dead bear!" (Ein gefütterter Bär, ist ein toter Bär!), denn der Bär verhält sich nicht mehr artgerecht.
Da die Begegnungen zwischen Bären und Menschen durch das abgedrehte Verhalten der Touristen zunahmen und oft mit schweren Verletzungen oder dem Tod der Touris endeten, änderten die Ranger in Yellowstone ihre Strategie. In den 60er Jahren fingen sie an, den Besuchern auf die Finger zu klopfen, das verbotene Füttern der Bären strenger zu ahnden und gleichzeitig über bärengerechtes Verhalten aufzuklären. Dann schaffte die Parkverwaltung noch alle Müllhalden in und rund um den Nationalpark ab und tauschte die normalen Mülleimer gegen bärensichere aus. Mittlerweile haben sich die Bären in die bewaldeten Regionen zurück gezogen und sind viel seltener in der Nähe von Straßen und Campingplätzen zu sehen. Es soll 500-650 Schwarzbären und ca. 200 Grizzlybären im Park geben (Stand 2007).
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