17.10.2010   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 88  
San Francisco, den 17.10.2010


Abbildung [1]: Der bullig aussehende Mietwagen vom Typ Dodge Charger.

Michael Privat fahren wir bekanntlich zwei japanische Autos vom Typ "Acura Integra": den alternden PERLMAN und die neuere "Rakete" mit dem VTEC-Höllenmotor. Bei Fahrzeugen lege ich Wert auf sportliche Beschleunigung, sichere Kurvenlage, und stabiles Handling. Buchen wir uns einen Mietwagen, wähle ich meist den billigsten, da kaum ein Autovermieter selbst gegen vertretbaren Aufpreis andere Modelle anbietet als Exemplare die der untersten Stufe der Automobilevolution: die amerikanischen Marken Chevrolet und Dodge. Chevrolet (oder kurz "Chevy") produziert scheppernde Familienkutschen, während Dodge angsteinflößend aussehende aber leider abzuglahme Benzinschleudern fabriziert. Neulich auf Hawaii hatte Alamo kein Billigauto mehr und bot uns deshalb ohne Aufpreis ein Muskelauto ("Muscle Car") vom Typ Dodge Charger an.

Abbildung [2]: Hinter dem dicken Holm könnte sich leicht ein schlanker Fußgänger verstecken.

Die bullig geschnittene Karosserie trifft sicher den Geschmack jugendlicher Mantafahrer und in der Tat zieht das Auto zügig von der Ampel weg und bietet recht stabiles Handling im unteren Geschwindigkeitsbereich. Tritt man allerdings bei 35mph (50 km/h) aufs Gas tut sich erst einmal gar nichts und tritt man durch, heult der Motor auf, weil die Automatik erst runterschalten muss, damit man zügig auf 65mph (100km/h) kommt. Und das bei einem 6-Zylinder mit 250 PS! Würde ich mir definitiv nicht kaufen, damit verliert man ja gegen jeden Fußballmutti-Minivan auf dem Freeway.

Und was generell bei Dodge-Autos nervt, ist der katastrophal eingeschränkte Überblick vom Fahrersitz aus. Die Motorhaube beim Charger ist so hoch und lang, dass man unmöglich das vordere Ende des Fahrzeugs absehen kann. Der linke Holm des Vorderfensters ist bei allen Dodge-Modellen gute 5 cm dick und behindert die Sicht beim Abbiegen. Das hintere Seitenfenster ist rein aus Schicklichkeitsgründen unmöglich klein und verhindert, dass der Fahrer beim Spurwechsel mit einem Blick über die Schulter den toten Winkel prüft. Es wundert nicht, dass Amerikaner mit diesen Autos wie Fahranfänger herumgurken und 5 Minuten zum Ausparken brauchen.

Abbildung [3]: Das kleine hintere Seitenfenster und der hintere Monsterholm behindern die Sicht.

Neulich in Las Vegas hatte ich beim Autovermieter "Dollar" gegen Aufpreis einen Toyota Prius gebucht, nur um einmal auszuprobieren, wie dieses Hybridauto sich so fährt. In der Tiefgarage stellte sich dann heraus, dass kein Prius auf Lager war. Um meinen Ärger zu besänftigen, schlug der Adjutant vor, dass man mir am Schalter selbstverständich die Differenz zurückerstatten würde. Oder, ich könne einfach irgendein anderes Auto wählen. Angelika machte sich schon auf zum Schalter, doch ich zögerte: "Hmm ... was haben sie denn so?". Man versicherte mir, ich könne jedes Auto haben, inklusive der in der sogenannten "Hot Row" (heiße Reihe), wo ein Mercedes E300, einige amerikanische Muskelautos, SUVs, sowie ein unscheinbarer japanischer Flitzer standen. Angelika hatte Bedenken, ob unsere Kreditkarten-Teilkasko den Mercedes decken würde und so deuteten wir auf den "Infinity G37", einem Gefährt mit schlappen 300 PS, wie sich später herausstellte. Das war ein Wägelchen! Selten habe ich eine so gute Automatik erlebt, die zog ohne Motorheulen schön kontinuierlich ab. Ohne Frage ein weiterer Punkt im Wettbewerb Japan gegen USA, und der Infinity könnte durchaus unser nächstes Auto werden.

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