15.03.2009   Deutsch English

  Rundbrief Nummer 79  
San Francisco, den 15.03.2009


Abbildung [1]: Der "Bell Market" in unserem Viertel macht die Schotten dicht.

Angelika In unserem Viertel "Noe Valley" gehört es zur Tagesordung, dass Geschäfte kommen und gehen, denn die Mieten sind trotz Krise immer noch astronomisch hoch und die Konkurrenz durch Onlineanbieter und große Discounter am Stadtrand ist groß. Natürlich brechen schlechte wirtschaftliche Zeiten vielen kleineren Geschäften schneller das Genick, und so stehen mehr und mehr Geschäfte in Noe Valley leer.

Abbildung [2]: Gab auf, als er 12.000 Dollar Miete im Monat zahlen musste: Der Gebrauchtplattenladen "Streetlight Records".

Neulich wurde ich dann aber doch besonders sentimental, denn der Supermarkt "Bell Market" in unserem Viertel schloss Mitte Februar für immer seine Tore. Schließlich habe ich hier an meinem ersten Tag in San Francisco, anno 1996, eine Flasche Sekt für den Silversterabend eingekauft! Man munkelte schon seit ungefähr zwei Jahren, dass der Bell schließen würde, schon weit vor dem jetzigen Wirtschaftsdrama.

Abbildung [3]: "Bell" hört auf, "Whole Foods" kommt.

Nun gibt es keinen richtigen Supermarkt mehr in unserem Viertel sondern nur noch kleine Tante-Emma-Läden, sogenannte "Corner Stores", die aber kein großes Warensortiment führen. Es kommt zwar wieder ein neuer Supermarkt in das Bell-Gebäude, aber zunächst wird umgebaut und modernisiert. Obwohl es heißt, dass der Umbau bis September über die Bühne gehen wird, glaubt im Viertel keiner so richtig daran. Der neue Supermarkt gehört zu der Kette "Whole Foods". "Whole Foods" kommt ursprünglich aus Texas und verkauft hauptsächlich Produkte aus biologischen Anbau in seinen Regalen. Der Laden passt, wie Michael immer so schön sagt, wie kein anderer ins "Neureich" Valley, denn viele Bewohner in unserem Viertel verdienen nicht nur gut sondern sind umweltbewusst. Der "Whole Foods" gilt mehr als Nobelsupermarkt und wird lustigerweise von vielen auch "Whole Paycheck" genannt, da man dort locker sein ganzes Gehalt lassen kann. Aber ich muss sagen, dass die Qualität der Produkte wirklich gut ist.

Abbildung [4]: Die letzten Tage des "Bell"-Supermarktes.

Den Managern von "Whole Foods" liegt scheinbar viel daran, sich mit den Leuten im Viertel gut zu stellen. So versuchten sie, die Sorgen der kleineren Geschäfte zu zerstreuen, die ähnliche Produkte verkaufen, und versichern, dass "Whole Foods" nicht gnadenlose Konkurrenz sondern Bereichung fürs Viertel ist. Auch gibt es jetzt jeden Dienstag einen von "Whole Foods" gestellten Bus, der willige Kunden in den "Whole Foods" Supermarkt im Viertel Protero Hill karrt, während die Umbauarbeiten stattfinden.

Abbildung [5]: Dem Supermarktwechsel geht eine öffentliche Anhörung voraus.

Der Service richtet sich vor allen Dingen an ältere Leute im Viertel, die nicht mehr selbst Auto fahren, er kann aber natürlich von jedem genutzt werden. Seit der "Bell" zu ist, jammert Michael jeden zweiten Tag, dass er dort jetzt nicht mehr sein geliebtes Brot kaufen kann. Obwohl wir einen hervorragenden Bäcker auf der 24te Straße haben, kaufte Michael immer eine bestimmte Sorte italienisches Baguette beim "Bell" wegen der dickeren Stangen und der härteren Kruste. Auf jeden Fall hoffen wir, dass die Eröffnung des "Whole Foods" nicht Herrscharen von Ökoleuten zum Einkaufen in unserer Viertel bringt, die dann mit ihren Autos die 24te Straße verstopfen.

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