Michael Wer ein Restaurant betreibt, erlebt den Paragraphen-Dschungel mit brutaler Härte. So ist es keineswegs selbstverständlich, dass ein Restaurant Alkohol ausschenken darf. Hierzu ist eine sogenannte Liquor-License erforderlich, die im Falle einer Neueröffnung erst ausgestellt wird, wenn niemand in der näheren Umgebung Einspruch erhebt. Das können hunderte von Leuten sein! In dem Buch Suppenküche Inc. beschreibt der Gründer des deutschen Restaurants "Suppenküche" in San Francisco, was für Abenteuer er diesbezüglich erlebt hat. Ein Restaurant braucht die Lizenz Nummer 41, die "On-sale beer and wine - eating place" des "California Department of Alcoholic Beverage Control". Auf sf.everyblock.com seht ihr, dass im Monat Februar 2009 zum Beispiel stadtweit ganze 50 Lizenzen ihren Status verändert haben -- denn sie werden nicht nur ausgegeben, sondern bei Verstößen auch entzogen. Ein Thai-Restaurant auf der Valencia-Street musste zum Beispiel neulich eine riesige Tafel aushängen, auf der stand, dass ihm "auf unbestimmte Zeit" die Alkohollizenz entzogen wurde (Abbildung 2). Wird Alkohol an Leute unter 21 Jahren verkauft oder nach zwei Uhr nachts (Sperrstunde in San Francisco), passiert so etwas schon mal. Einige Tage später war das Schild jedoch wieder weg, und auf dem Internet steht nichts über den Vorgang, also wird man sich wohl mit den Behörden überworfen und dann geeinigt haben.
Aber es geht auch ohne Lizenz: An der Ecke Church und Market Street war zum Beispiel bis vor einigen Jahren ein Sushi-Restaurant, das keine Lizenz zum Alkoholausschank besaß. Es war sehr billig, fuhr gutes Sushi auf und war bei jungen Leuten sehr beliebt. Wollte man Alkohol, ging man in den Tante-Emma-Laden nebenan, kaufte Bier oder Wein in einer braunen Papiertüte und stellte dieselbe dann auf den Tisch im Restaurent. Die Bedienung achtete penibel darauf, dass niemand die braune Tüte von seinem Getränk entfernte. Man musste aus den eingepackten Flaschen nibbeln, sonst wäre das Restaurant dran gewesen!