Angelika/Mike Schilli |
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Michael Als ich einen meiner Arbeitskollegen einmal beim Mittagessen auf seinen etwas ungewöhnlich aussehenden Siegelring am Ringfinger ansprach, erwiderte er, dass er mir das gerne erkläre, dass es aber eine etwas längere Geschichte sei. Gut, sagte ich, Zeit hätte ich genug!
Der Siegelring war silbern, dicklich, und hatte auf der flachen blauglänzenden Oberseite den Buchstaben "G" und die Silhouetten eines rechten Winkels und eines Zirkels eingraviert.
Der Ring, so erzählte mein Kollege, ist ein Symbol für die Freimaurer (Freemasons), einer aus dem Mittelalter stammenden Verbindung. Früher waren die Mitglieder tatsächlich zum Teil Maurer, und Maurer war zu dieser Zeit ein hoch angesehener Beruf. Der Zirkel und der rechte Winkel ist das Werkzeug des Architekten, und jeder Maurer war damals auch ein bisserl Architekt, denn er konnte beim Bau mitreden hatte mehr Einfluss auf das Endergebnis, als das heute der Fall ist.
Das "G" auf dem Ring trägt übrigens nicht jeder, aber es steht für das "höhere Wesen", an das jeder Freimaurer glaubt. Freimaurer geben sich zwar bewusst religionsagnostisch, verlangen aber, dass ihre Mitglieder an ein höheres Wesen glauben. Die Freimaurer treffen sich in sogenannten Logen (englisch: Lodges) regelmäßig zum Essen, zum Schnacken und manchmal, um geheimgehaltene Rituale auszuführen, zum Beispiel um neue Mitglieder in den elitären Zirkel aufzunehmen.
Ein paar Dinge sind denn auch sehr altertümlich: Frauen und Nicht-Mitglieder haben keinen Zutritt zu den traditionellen Logen, ein Wächter mit einem Schwert (!), der "Tyler" genannt wird, hält darüber am Eingang eisern Wacht. Beim Initiierungsritual wird einem Neuling, den ein bestehendes Mitglied vorschlagen muss, ein Anzug mit einem abgeschnittenen Hosenbein und einem ebenfalls abgetrennten Ärmel angelegt, wohl um seine Unvollkommenheit zu illustrieren.
Und hier noch eine interessante Tatsache, von der kaum jemand weiß: Neun der Gründerväter der USA, die damals die Verfassung unterschrieben, waren Freimaurer! Der berühmteste: Der erste amerikanische Präsident George Washington, dessen Lockenkopf heute die Ein-Dollar-Note ziert. Weitere internationale Freimaurer, denn Freimaurer gibt es über die ganze Welt verteilt, nicht nur in Amerika: Der Engländer Winston Churchill, der Franzose Voltaire und der Österreicher Wolfgang Amadeus Mozart.
In den späten 70er Jahren schrieb der Verein allerdings negative Schlagzeilen, als nämlich in Italien die sogenannte Loge "Propaganda Due" unter dem Deckmantel einer offiziell anerkannten Freimaurerloge als kriminelle Vereinigung agierte und in einen Finanzskandal verwickelt war, der beinahe die Bank des Vatikans in die Pleite getrieben hätte.
Es gibt spezielle Gruppierungen innerhalb der Freimaurer, die eigene Regeln aufstellen. Bei den 'normalen' Freimaurern fängt man als "Apprentice" (Lehrling, Brotzeitholer, Hiasl) an, wird dann "Fellow of the Craft" (Geselle) und irgendwann "Master Mason" (Meister). Die Gruppierung "Scottisch Rite" führt aber zum Beispiel die zusätzlichen Ränge 4 bis 32 ein, in besonderen Fällen wird sogar Nummer 33 verliehen. Die Titel sind ziemlich obskur, vom "Master of the Ninth Arch" (13. Grad), über "Prince of the Tabernacle" (24. Grad), bis zum "Sublime Prince of the Royal Secret" (32. Grad) ist alles dabei.
Jeder, der eine Loge betritt, muss eine weiße Lammfellschürze tragen, ganz wie die Maurer des Mittelalters, die damit ihre Werkzeuge vor der Witterung schützten. Die Freimaurer geben sich untereinander durch geheime Paßwörter und spezielle Handgriffe zu erkennen.
Das beste Buch über die Freimaurer ist übrigens laut meinem Kollegen "Freemasons for Dummies", das von einem hochrangigen Freimaurer (32. Grad) verfasst wurde. Dieser hält sich an die den Mitgliedern auferlegten Regeln zur Geheimhaltung der verschiedenen Rituale und erzählt nicht mehr als zulässig. Wer unbedingt den Vorhang aufreißen muss, um selbst die dunkel gehaltenen Ecken brutal grell auszuleuchten, der kann bei Amazon problemlos das ein oder andere Buch kaufen, das alle Geheimnisse verjuxt.
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