Angelika/Mike Schilli |
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Michael Dass man in den USA keine Fernsehnachrichten mehr ansehen kann, haben wir schon erwähnt. Der Sender "Fox" ist das Sprachrohr des Propagandaministeriums von George W. Bush. Und der ist den meisten Amerikanern, mit denen ich regelmäßig verkehre, zunehmend peinlich. Der früher recht objektive Sender CNN berichtet letzterdings seltsam einseitig. Und die lokalen Sender bringen keine Weltnachrichten, sondern Lokalquatsch, Wetter und Sport. Der Irakkrieg interessiert diese Redaktionen fast nur dann, falls mal wieder ein Soldat aus dem Landkreis umgekommen ist.
Da die meisten Amerikaner politische Informationen nicht aus der Zeitung beziehen, sondern statt dessen die Glotze laufen lassen, bestimmen die bekanntesten Sender die politische Haltung im Land. Im Medium Fernsehen sagt ein Bild oft mehr als tausend Worte. Kaum jemand verinnerlicht deswegen politische Inhalte. Kaum erscheint aber Bush wie nach dem Disaster in New-Orleans in aufgekrempelten Hemdsärmeln, weiß jeder: Der Mann tut was.
Es gibt zwar durchaus Radiosender wie NPR, die tiefsinnige politische Analysen ausstrahlen und Fernsehsendungen wie "News Hour with Jim Lehrer" auf KQED, die politischen Themen auf den Grund gehen. Aber da in Amerika bei komplexeren Stories nur eine kleine Minderheit länger als 30 Sekunden bei der Stange bleibt, steht diesen Politsendungen nur ein Nischenmarkt offen.
Doch es hat sich etwas getan: Statt ernsthaft gesprochener Nachrichten (die eigentlich lächerlich sind) gibt es jetzt eine lustige Sendung auf dem Kanal "Comedy Central", die Leute mit Verstand jetzt tatsächlich stattdessen ansehen: "The Daily Show" mit Jon Stewart.
In den ersten paar Sekunden der Sendung erscheint so eine Art Nachrichtenstudio, aber wenn der Moderator während der hämmernden Einleitungsmusik scheinbar beflissen, aber wie ein Dreijähriger auf seinem Block zu kritzeln beginnt, wird schnell klar, dass es sich um eine Veralberung handelt. Und dennoch: Das ist momentan fast die einzige Sendung im amerikanischen Fernsehen, die klar feststellt, dass die amerikanische Außenpolitik momentan nicht so gut ankommt und Bush nicht der Schlaueste ist. Es kommen hochrangige Gäste aus der Politik und geben interessante Interviews.
Wenn mal wieder ein stark religiös angehauchter Ultrakonservativer im Senat Unsinn von sich gibt und das Haus tobt, kommt das selten in den Fernsehnachrichten. Doch falls es komisch ist, läuft es garantiert in der Daily Show, und so erfährt zumindest eine humorinteressierte Minderheit von dem Kasperltheater, trotz der Zensurversuche der etablierten Sender.
Auch fast alle meine Arbeitskollegen sind heiße Fans der Sendung, die am Mittagstisch eifrig diskutiert wird. Eigentlich schien ja die Late-Night-Programm-Szene auf Jahre hinaus abgekartet: Dass David Letterman noch ewig weitermacht, ist klar, und Jay Leno werkelt auf dem Konkurrenzkanal noch 5 Jahre und wird dann von Conan O'Brien abgelöst. Aber plötzlich kam auf dem Unter-Ferner-Liefen-Kanal "Comedy Central" (der übrigens auch die Serie "South Park" aus der Taufe hob) der unbekannte Jon Stewart daher und rollte die ganze Szene auf. Die Sendung kann man nicht mit lahmarschigen Erzeugnissen wie Letterman oder Leno vergleichen, Jon Stewart ist hammerhart und schlau obendrein. Jeder redet über die Show, und besonders in Kreisen, die mit der Regierung nichts mehr anfangen können, stößt sie auf gigantischen Zuspruch. Man erfährt, was in der Welt los ist, und lachen kann man obendrein. Perfekt.
Und wenn dann ein Reporter in New York ausprobiert, ob man dort jemand in Nazi-Uniform mit dem Hitlergruß ein Taxi anhalten kann, dann ist das superlustig! Es hat übrigens nicht funktioniert, kein Taxi hielt an und Passanten zeigten dem maskierten Reporter den Stinkefinger. Alles legal, in Amerika garantiert immer noch das erste Amendment der Verfassung das Recht auf freie Meinungsäußerung.
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